Brunnen in menschlichen Siedlungen dienten und dienen zuerst der Wasserversorgung. Oft sind sie gleichzeitig örtliche Sehenswürdigkeiten und Denkmäler. Im folgenden Artikel geht es um die drei Brunnen in Muhr am See. Es sind moderne Brunnenkunstwerke des Bildhauers Hans Dressel.

Die heilige Walburga erinnert an Muhrs Anfänge

Die Gemeinde Muhr am See gehört zum mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und liegt direkt am Altmühlsee. Hier findest du Badestrände, Spielplätze, Wander- und Fahrradwege und viele Wassersportmöglichkeiten. Das Naturschutzgebiet Vogelinsel im Altmühlsee ist von Muhr aus zur Vogelbeobachtung zugänglich. Der Altmühlsee und Muhr mit seinem Seezentrum sind ein beliebtes Naherholungsgebiet im fränkischen Seenland. 

Doch der Ort sah nicht immer so aus. Muhr am See in seiner heutigen Form gibt es erst seit 1976. Im Rahmen der bayerischen Gemeindegebietsreform wurden die beiden Vorläuferorte Altenmuhr und Neuenmuhr zur Gemeinde Muhr am See zusammengefasst.

Altenmuhr ist eine der ältesten Siedlungen im Altmühltal. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Altenmuhr im Jahr 888. Zur Erinnerung an diese erste Erwähnung von Muhr wurde 1993 der Walburgabrunnen aufgestellt. Du findest ihn auf dem Kirchplatz vor der katholischen St. Walburgis-Kirche. Der Brunnen wurde vom Forchheimer Künstler Hans Dressel geschaffen. Auf einer Steinsäule steht die bronzene Figur der heiligen Walburga. Sie ist in der üblichen Art dargestellt, mit einem Stab in der rechten Hand und einem Buch, auf dem ein kleines Ölfläschchen steht, in der linken.

Florierender Schweinehandel

Der Bildhauer Hans Dressel hat in Muhr am See noch zwei weitere Brunnen geschaffen. Vor der Zweigstelle der Sparkasse Gunzenhausen steht in der Bahnhofstraße der Sauhändlerbrunnen. Er soll an den Schweinehandel an diesem Ort erinnern. Die zwei Männer auf der Brunnensäule sind offensichtlich gerade mitten in den Preisverhandlungen über das zwischen ihnen sitzende Schwein.

Muhrer Sauhändlerbrunnen: zwei Männer beim Feilschen um die Sau.
Susy Bergmann

Der Schweinehandel hatte Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts große Bedeutung für die Gemeinden Altenmuhr und Neuenmuhr. Er brachte Arbeit und beträchtliche Steuereinnahmen. 1859 wurde die Bahnlinie Ansbach fertig und in Altenmuhr gab es eine Haltestelle. Der Bahnhof wurde bald zum Zentrum des Handels, denn hier konnten die Schweine direkt verladen werden.

Muhr wurde durch den Handel von Schweinen, Schafen und Geflügel weit über Bayern hinaus bekannt. Der Altmühl-Bote schrieb 1915: "[Es] wird erzählt, dass in diesen Jahren aus dem Hannöverschen kommende Schnellzüge der Schweine wegen in Muhr anhielten. [...] Ein Privileg, das heute nicht einmal mehr höchstrangigen Politikern zusteht."

Das Fischerhandwerk an Bayerns langsamstem Fluss

Auch der Muhrer Fischerbrunnen am Dorfplatz Rosenau ist das Werk Hans Dressels und erzählt dir Interessantes aus der Vergangenheit der Gemeinde. Die lebensgroßen Brunnenfiguren stehen ebenerdig am Rand des flachen runden Brunnenbeckens. Es sind zwei Fischer bei der Arbeit, die gerade ihre Netze leeren.

Auf dem Dorfplatz Rosenau: Zwei Fischer räumen ihre Netze aus.
Susy Bergmann

Der Brunnen steht hier seit 1998 und erzählt von der Altmühlfischerei. Denn Muhr hat auch eine Tradition als Fischerdorf. Die Fischerei in der Altmühl mit Kähnen und Netzen wurde über Jahrhunderte hinweg betrieben. Den Altmühlsee gab es damals übrigens noch nicht. Der Stausee wurde wegen der Wasserknappheit in Franken ab 1976 angelegt und war 1986 fertig.

Die Altmühl ist Bayerns langsamster Fluss. Berufsfischer gibt es nicht mehr. Ein paar private Angler*innen finden sich noch an der Altmühl. Fische gibt es immer noch, wenn auch nicht mehr so viele und so artenreich wie früher. Zunehmende Trockenheit und der Bootstourismus erschweren ihre Lebensbedingungen. So erinnern Dresslers Brunnenfiguren an ein einst bedeutsames Handwerk, das heute in Vergessenheit geraten ist.

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Kunstwerke im öffentlichen Raum: der Bildhauer Hans Dressel

Der Schöpfer der lebendigen Bronzeplastiken auf den Brunnen ist der Forchheimer Maler und Bildhauer Hans Dressel (1925-2013). Er wurde in Neunburg vorm Wald in der Oberpfalz geboren und studierte an der Universität Erlangen (Sport und Philosophie) und der Akademie der Bildenden Künste in München.

Als Kunst- und Sportlehrer war er von 1952 bis 1987 am Forchheimer Gymnasium tätig und so wurde Forchheim sein neues Zuhause. Durch seine Begeisterung für die Kunst animierte er einige seiner Schüler, selbst Künstler zu werden.

Dressel malte Landschaften, Porträts, Stillleben und zeichnete Karikaturen. Vor allem aber wurde er durch seine Werke als Bildhauer bekannt. Viele seiner Kunstwerke stehen im öffentlichen Raum. 1993 erhielt er den Kulturpreis des Landkreises. Hier findest du weitere Figuren von ihm:

  • Forchheim: Konradbrunnen hinter dem Rathaus, Skulpturengruppe "Der Kreislauf des Geldes" bei der Sparkasse, "Sitzgruppe" vor dem Klinikum
  • Nürnberg: Athenebrunnen an der Grundig-Akademie
  • Forchheims Partnerstadt Rovereto: "Der Flötenspieler"
  • Buttenheim: Büste von Levi Strauss

Fazit

Hinter den Brunnen des kleinen Ortes Muhr am See verbergen sich Geschichten über Lebensumstände und Arbeit der früheren Bewohner*innen. Besuche die Brunnen doch einmal, betrachte die lebensnahen Kunstwerke Dressels und lass dich von seinen Darstellungen zur Beschäftigung mit der Vergangenheit der Altmühl-Region anregen.


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