Eine Kiste voller Schallplatten, ein benutztes Brettspiel oder ein altes Kaffeeservice. Viele Gegenstände landen häufig nach Gebrauch im Müll. Der Verkauf auf Online-Plattformen wie eBay erscheint oft mühsam, aber für die Tonne sind die Teile oftmals doch zu schade. Im neu eröffneten Umsonstladen "Allerlei-Umsonst für alle!" in Gerolzhofen (Landkreis Schweinfurt) kann all das nun einen neuen Besitzer finden.
Das Konzept ist einfach: Gut erhaltene, gebrauchte Dinge wie Haushaltswaren, Spielzeuge oder Kinderkleidung können in dem Laden in der Grabenstraße 47 vorbeigebracht werden und andere können diese wiederum kostenlos mitnehmen. Dabei kann immer eine solche Menge gebracht oder mitgenommen werden, wie in einen Wäschekorb passt. Ganz nach dem Motto: "Der eine hat's, die andere braucht's", wie Mitgründerin Stefanie Döpfner am Donnerstag (18. September 2035) im Gespräch mit inFranken.de erklärt.
"Oft macht man noch jemand anderem eine Freude": Umsonstladen in Gerolzhofen setzt auf Nachhaltigkeit
Alle Dinge sollten selbstverständlich sauber und funktionstüchtig sein, wie das Team hinter dem "Allerlei" auf seiner Webseite betont. Bestimmte Gegenstände wie Möbel, Erwachsenenkleidung, große elektrische Geräte oder defekte Artikel werden nicht angenommen. Bei der Abgabe werde das Gebrauchte zudem noch einmal geprüft, bevor es in dem Laden ausgestellt und zur kostenlosen Mitnahme bereitstehe.
Hinter dem Konzept des neuen Umsonstladens stehen an erster Stelle die Themen Nachhaltigkeit und Müllvermeidung. "Es geht darum, dass Artikel des alltäglichen Gebrauchs nicht weggeworfen, sondern wiederverwendet werden. Weil jeder hat ja zu Hause Sachen, die er eigentlich nicht mehr braucht, die aber zu schade sind, zum Wegschmeißen", wie Stefanie Döpfner betont. Oft sei es für die Leute zu anstrengend, ihr Gebrauchtes zu verkaufen, und man wisse nicht, wohin damit.
"Oft macht man dann ja noch jemand anderem eine Freude, weil der genau das gut findet, was man selber nicht mehr will", erklärt Döpfner zur Motivation für den Laden. "Jeder, der auf der Suche nach einem kleinen Schatz ist, kann im Allerlei fündig werden", schreibt das Team auf seiner Website.
"Wir sind echt überrascht": Nachhaltiges Tauschkonzept kommt gut an
Die Idee zu einem solchen Tauschkonzept stand laut der Mitbegründerin schon länger im Raum. Am Ende sei die Idee jedoch daran gescheitert, dass niemand die Verantwortung übernehmen wollte. Aus dem Helferkreis von Gerolzhofen, der sich um Geflüchtete kümmert, seien oft Sachspenden zusammengekommen, die immer schwerer zu lagern gewesen seien. Auch daraus sei dann die Idee für den heutigen Laden entstanden. Letztlich habe ein Besuch im Tauschladen "tauschbar" in Reichenberg dazu geführt, dass der Entschluss fiel: "Das machen wir jetzt", wie Stefanie Döpfner sich erinnert.
Mit rund zwölf Menschen aus Gerolzhofen, von denen einige aus dem Helferkreis kamen, aber auch aus dem Freundes- und Familienkreis, wurde das Projekt schließlich angestoßen und in die Umsetzung gebracht. Seit dem 2. September 2025 hat der Laden seine Türen geöffnet. Jeden Dienstag von 17 bis 19 Uhr sowie jeden ersten und dritten Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr können nun Gebrauchtwaren kostenlos gebracht oder mitgenommen werden.
Seit der Eröffnung sei der Laden sehr gut angelaufen, so Döpfner. "Wir sind echt überrascht. Zum Beispiel letzten Dienstag war ja wieder auf und wir waren kurz vor Öffnung da, da standen schon zehn Leute vor der Tür." Aufgrund des großen Ansturms komme man ab und zu gar nicht so recht hinterher. "Oft ist es auch so, dass der eine gerade einen Korb hinstellt, da steht schon der nächste da und sagt: Ach, das könnte ich gebrauchen, kann ich das nehmen? Das ist uns natürlich am liebsten, wenn das gleich wieder einen Besitzer findet", erklärt sie.
Laden in Gerolzhofen boomt - doch Besucher bringen mehr, als sie mitnehmen
Aktuell werde allerdings mehr gebracht als mitgenommen. "Die meisten wollen ja auch weniger, das heißt, sie nehmen dann keinen Wäschekorb wieder mit", erklärt Döpfner. Der Laden sei aktuell dadurch gut gefüllt. Sollte es in der nächsten Zeit weiter zunehmen und mehr gebracht als mitgenommen werden, muss das Team vermutlich für eine gewisse Zeit einen Annahme-Stopp machen. "Oder wir wollen dann mal Sachen aussortieren und sie zum Rot-Kreuz-Laden bringen", führt sie fort.
Denn der Raum, in dem das "Allerlei" sein Zuhause gefunden hat, bietet nicht allzu viel Platz. Die verfügbare Fläche teile man sich mit der Tafel, die die vorderen Räumlichkeiten einmal die Woche nutze. Auch die Miete wird so geteilt, eine gute Lösung für den Umsonstladen, der mit seinem Tauschkonzept keine Einnahmen erzielt und auf Spenden angewiesen ist, erfährt unsere Redaktion.
Zwar gebe es in der Region viele leerstehende Immobilien, allerdings seien die Mietpreise zu hoch, um diese ohne eine kontinuierliche Einnahmequelle zu stemmen. Vom Bund Naturschutz habe man zur Starthilfe bereits eine Spende erhalten. Aktuell sucht das Allerlei-Team allerdings nach weiteren Sponsoren, um das Geschäft in Gerolzhofen weiterhin halten zu können.