Update vom 28.11.2025: Keller-HCW in Mellrichstadt - Termin für Standortauflösung steht
Bereits im Sommer hatte die Firma Keller HCW die Schließung ihres Standorts in Mellrichstadt im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld angekündigt. Details gab es vonseiten des im westfälischen Ibbenbüren ansässigen Maschinen- und Anlagenbauers seinerzeit nicht. Mittlerweile steht fest: Bis zum Jahresende soll das Werk, in dem aktuell noch 15 Mitarbeiter beschäftigt sind, geschlossen werden. Die Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat seien abgeschlossen, teilt die Firma mit.
Drei der Mitarbeiter sollen laut dem Unternehmen künftig für den Keller-HCW-Standort in Ibbenbüren-Laggenbeck arbeiten, ohne dass sie dorthin umziehen müssen. Für diesen Zweck soll ein Büro in Mellrichstadt angemietet werden. Ein Auszubildender des Unternehmens soll seine Ausbildung demnach bei einem anderen Unternehmen abschließen, ein entsprechender Ausbildungsplatz wurde bereits gefunden. Der zweite Azubi könne die Ausbildung in Mellrichstadt abschließen. Den restlichen zwölf Mitarbeitern droht indessen der Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Maschinen- und Anlagenbauer reagiert mit Neuausrichtung auf Marktentwicklungen
"Mit der Neuausrichtung reagiert das Unternehmen auf die Marktentwicklungen in der grobkeramischen Industrie der vergangenen Jahre, die vor allem durch eine sinkende Nachfrage nach schlüsselfertigen Werken zur Herstellung grobkeramischer Produkte gekennzeichnet ist", erklärt das Unternehmen, das auf schlüsselfertige Werke, Anlagen und Maschinen für die grobkeramische Industrie spezialisiert ist.
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Am Keller-HCW-Hauptsitz in Ibbenbüren sollen "nach aktueller Planung" cica 125 Arbeitsplätze und 130 Mitarbeiter sowie alle 21 Auszubildenden des Standorts verbleiben. 125 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. 20 weitere Mitarbeiter hätten das Unternehmen zwischenzeitlich aus eigener Initiative verlassen oder würden dies in Kürze tun.
Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat hätten außerdem einen Sozialplan und die Einrichtung einer Transfergesellschaft sowie eines Freiwilligenprogramms für die rund 125 vom Wegfall ihres Arbeitsplatzes betroffenen Mitarbeiter ergeben. Wer für das Freiwilligenprogramm in Betracht komme, könne sich für die Aufhebung des Arbeitsvertrags gegen eine Abfindung und eine Sonderzahlung von 25 Prozent der Abfindungssumme entscheiden. Darüber hinaus werde ein Budget für besondere Härtefälle bereitgestellt, über das individuell entschieden werde.
Ursprungsmeldung vom 08.08.2025: Keller HCW: Standort Mellrichstadt soll zumachen
Für manche Mitarbeiter dürfte sich die Situation wie ein Déjà-vu anfühlen: Schon vor elf Jahren drohte dem Standort der heutigen Firma Keller HCW, die damals noch Novoceric Transportanlagen GmbH hieß, das Aus. Betriebsrat und IG Metall wehrten sich dagegen. "Hier geht es um 59 Menschen und deren Familien", betonte Barbara Resch, die damals zuständige Gewerkschaftssekretärin, 2014 auf der Info-Veranstaltung des Betriebsrates. Die Schließung des Maschinenbauers konnte letztlich abgewendet werden, die Belegschaft wurde jedoch stark reduziert.
Nun, elf Jahre später, hängt die Zukunft des unterfränkischen Standorts erneut am seidenen Faden. Das Werk in Mellrichstadt (Landkreis Rhön-Grabfeld), in dem aktuell noch 16 Mitarbeiter und zwei Azubis tätig sind, soll geschlossen werden, teilt die Firma Keller HCW auf Anfrage von inFranken.de mit. Der Grund: Man wolle das Portfolio "auf sein profitables Kerngeschäft fokussieren". Mit dem Schicksal ist der Betrieb nicht allein: Auch Bormioli Pharma in Bad Königshofen droht die Schließung. In einem Autozulieferer-Werk in Nürnberg gingen indes schon die Lichter aus.
Keller HCW: Standort in Mellrichstadt soll schließen - Sprecherin erklärt Hintergründe
Der Standort in Mellrichstadt wurde 1989 unter dem Namen "Novoceric Transportanlagen GmbH" gegründet und 2011 von der Firma Keller HCW übernommen. Wann dort die Maschinen still stehen sollen, sei aktuell noch unklar. "Dies ist abhängig vom Verlauf der Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat", erklärt eine Sprecherin. Für einen der beiden Industriemechaniker-Azubis, der sich im zweiten Lehrjahr befindet, sucht der Betrieb jedoch schon ab dem 1. Februar 2025 einen neuen Ausbildungsplatz. Ein anderer soll seine Ausbildung noch in Mellrichstadt abschließen können.
Auch am Standort Ibbenbüren-Laggenbeck (Nordrhein-Westfalen) plant die Firma Einschnitte. Hier sollen 140 der aktuell 260 Arbeitsplätze entfallen. Keller HCW ist Teil der französischen Groupe Legris Industries. Die Firma stellt Werke, Anlagen und Maschinen her, die zum Beispiel für die Herstellung von Ziegeln, Dachziegeln und anderen keramischen Produkten eingesetzt werden.
Genau hier liege das Problem: "Da aufgrund der geringen Bautätigkeit die Nachfrage nach Ziegeln und Dachziegeln in den letzten Jahren stark gesunken ist, werden in Deutschland und international deutlich weniger schlüsselfertige Werke für die Herstellung von Ziegeln nachgefragt." Solche Werke, die bisher den größten Geschäftsbereich der Firma ausmachte, sollen daher künftig nicht mehr angeboten werden. Künftig erhalten bleiben sollen die Geschäftsbereiche Keller Technologies & Services (KTS) - bestehend aus dem Zusammenschluss der Bereiche Heavy Clay (HC) sowie Spare Parts and Services (HC SPS) -, Infrared Temperature Solutions (ITS) und Intelligent Automation Solutions (IAS).
"Keine andere Lösung": 16 Mitarbeiter und zwei Azubis bangen um ihre Jobs
"Gleichzeitig sind die unternehmerischen Herausforderungen angesichts anhaltend schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren immer anspruchsvoller geworden", betont das Unternehmen und verweist dabei auch auf die Corona-Pandemie, die gestiegenen Energiepreise infolge des Ukraine-Kriegs und die gesamtwirtschaftliche Lage im Land.
Man sei sich bewusst, dass die Maßnahme ein "harter Einschnitt für das Traditionsunternehmen" sei, mit dem "erhebliche Konsequenzen" für die betroffenen Mitarbeiter verbunden wären, sagt CEO Andrea Pasquali. Dennoch hätte man den Standort Mellrichstadt nicht ausklammern können. "Wir sehen nach intensiver Prüfung verschiedenster Alternativen keine andere, nachhaltig tragfähige Lösung. Es ist unsere erklärte Absicht, die Restrukturierung so sozialverträglich wie möglich umzusetzen", betont Pascquali.