Am 8. Mai teilte das Tierheim Nürnberg in den sozialen Medien einen Beitrag über ein jahrelanges Problem: Verwilderte Hauskatzen, die herrenlos in einer Kleingartenanlage im Stadtteil Bauernfeind leben und sich unkontrolliert vermehren. Im Rahmen des "Wildkatzenkastrationsprogramms" habe eine Notdienstfahrerin kürzlich 26 Katzen eingefangen und kastrieren lassen. Ein Ende sei nicht in Sicht. 

Im Gespräch mit inFranken.de führte Tierheimsprecherin Miriam Zimmermann aus, dass Anwohner der Anlage die Aktion boykottiert hätten, indem sie die Katzen neben den Lebendfallen weiter fütterten. Eine Anwohnerin, die anonym bleiben will, zeigt sich gegenüber der Redaktion diesbezüglich auf 180: "Ich muss Ihnen mitteilen, dass es reinste Lügen sind, die vom Tierheim Nürnberg erzählt werden."

Verwilderte Hauskatzen: Nürnbergerin kritisiert Zusammenarbeit mit Tierheim

Mit der Fütterung eines unterernährten Igels habe für die Nürnbergerin 2020 alles begonnen. Das hierfür verwendete Katzenfutter habe daraufhin immer mehr verwilderte Katzen angezogen, die sich als unkastriert und teils unterernährt herausgestellt hätten. Es könnte sich hierbei um spätere Generationen ausgesetzter Hauskatzen handeln, wie Zimmermann inFranken.de erklärte. Sie sind nicht zu verwechseln mit Streunerkatzen, die manchmal unbegründet eingefangen werden.

Sie und ihr Mann hätten schließlich angefangen, täglich mehrere Dosen Futter an die Katzen zu verfüttern, schildert die Anwohnerin. Gleichzeitig habe man das Tierheim um Hilfe gebeten. In einem Brief an Bürgermeister Marcus König (CSU) beschreibt die Nürnbergerin ihre dabei erlittene Enttäuschung: "Leider mussten wir sehr stark kämpfen, bis sich das Tierheim bereit erklärt hatte, ein wenig zu helfen. Wir wurden ständig abgewiesen." 

Als Gründe seien vonseiten der Einrichtung unter anderem Personal-, Platz- und Geldmangel genannt worden. Schließlich habe sie eine Falle vom Tierheim erhalten, um Tiere zu fangen, erzählt die Tierschützerin. In den Jahren 2021 und 2022 sei dies dreimal gelungen. Die anfallenden Kastrationskosten mussten die Melder demnach selbst tragen. Das Paar habe die vom Tierheim geforderten 25 Euro jedes Mal bezahlt, wie die Nürnbergerin weiter betont. 2023 habe sich die Anzahl der Katzen noch einmal erhöht. Die Anwohnerin habe zusätzlich ein zurückgelassenes Katzenbaby aufgenommen und ins Tierheim gebracht.

Tierheim Nürnberg verteidigt sich - Boykott führe zu Unterbrechung der Kastrationsaktion

Nach weiteren "erfolglosen" Kontaktaufnahmen mit dem Tierheimpersonal habe die entsprechende Notdienst-Mitarbeiterin ihr versichert, dass sich bereits mehrere Bürger an sie gewandt hätten und nach Absprache Fallen in mehreren Gärten platziert worden seien. Dies sei aber nicht bei ihr passiert, obwohl sie die Kontaktdaten mitgeteilt habe, bemängelt die Anwohnerin. Durch die Aussage, Anwohner boykottierten die Kastrationen, fühle sie sich vor den Kopf gestoßen, macht sie im Gespräch mit inFranken.de deutlich. 

Sie selbst kenne an der Anlage niemanden, der das Tierheim am Einfangen hindern möchte. "Es wollen doch alle, dass das Problem gelöst wird." Auf Nachfrage von inFranken.de bekräftigt Tierheimleiterin Tanja Schnabel erneut: "Die Anwohner an der Kleingartenanlage boykottieren leider die Mithilfe, in dem sie Fallen öffnen oder füttern." Nach zwei Wochen habe das Team daher die Aktion unterbrechen müssen und werde sie zu einem späteren Zeitpunkt weiterführen. Die Kleingärtner unterstützten derweil die Kollegin vom Notdienst.

In Hinblick auf die Anwohnerin, die sich an die Redaktion gewandt hat, betont Schnabel die Zusammenarbeit: "[Sie] hat mindestens dreimal Katzen zu uns gebracht, die wir auch aufgenommen haben. Sicherlich kann es sein, dass wir aus Platz- oder Personalmangel zu verschiedensten Zeitpunkten die Aufnahme oder Kastration auch verschieben mussten." Trotz der angespannten Situation sei man "bemüht so gut wie möglich zu helfen. Auch war die Kollegin vom Notdienst in den letzten Jahren schon mehrfach vor Ort, um einzelne Tiere zu fangen und zu kastrieren". Weitere Nachrichten aus Nürnberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.