Schon vor Monaten hat der Tiergarten seine Pläne angekündigt, nun hat er das umstrittene Vorhaben umgesetzt: Am Dienstag (29. Juli 2025) tötete der Zoo zwölf seiner 43 Guinea-Paviane. Diese hätten sich durch die Züchtung so stark vermehrt, dass das Gehege zu klein geworden sei. Unsere Autorin meint jedoch: Wer Tiere schützen will, der tötet sie nicht.
Der Tiergarten argumentiert seinen Schritt mit Platzmangel und zunehmenden Kämpfen unter den Tieren, Tierschützer sehen in dem Vorhaben jedoch den Versuch, einen Präzedenzfall zu schaffen. Momentan gilt nämlich nach Tierschutzgesetz Paragraf 1: "Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." Mit der Tötung der Paviane könnte der Tiergarten die Dimension des rechtlich "Vernünftigen" verschieben. Der Begriff könnte künftig womöglich weiter gefasst werden.
Affen tot - Problem gelöst? Nein, ist sich unsere Autorin sicher
Aus der Sicht des Zoos dürfte für die Tötung der Tiere ein vernünftiger Grund gegeben sein. Alle anderen Versuche seien - nach Angaben des Tiergartens - schließlich gescheitert. Darunter auch: Gespräche mit anderen Zoos zur Übernahme der Tiere oder Versuche, Paviane in der Gruppe zu sterilisieren. Letzteres habe das Sozialgefüge und somit abermals den Frieden in der Gruppe gestört. Das Auswildern der Tiere sei zudem nicht möglich, weil es keine geeigneten Flächen gebe. Nach der Argumentation des Zoos sei die Tötung der einzige Ausweg gewesen.
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Tierschützer sehen das anders. Schließlich sah der Tiergarten das Platzproblem schon seit Jahren kommen und suchte nach eigenen Angaben daher schon seit 2011 nach einer Lösung. Dennoch züchtete der Zoo weiter, ließ es immer und immer wieder so weit kommen, dass die Tiere zu zahlreich für das Gehege wurden, so die Argumentation. In der Vergangenheit konnten zwar mehrmals Tiere an andere Zoos abgegeben werden - nun aber sei das gar nicht das Ziel. Denn die Tiere zu töten, sei schließlich die unkompliziertere Option. Kommt die Zooleitung damit jetzt durch, könnte das in Zukunft zur gängigen Praxis werden. Nicht nur für den Tiergarten Nürnberg, sondern für alle Zoos in Deutschland.
So weit die Argumente beider Seiten. Mit der Tötung hat der Tiergarten bewiesen, dass es ihm nicht um den Schutz der Tiere geht. Sonst hätte er die überzähligen Paviane in Auffangstationen gegeben - auch wenn diese möglicherweise nicht alle Anforderungen erfüllen. Denn schlechter als der Tod kann für die Tiere wohl kaum eine Option sein. In Zukunft müsste dann konsequenterweise auch weniger gezüchtet werden. Das mag das Sozialgefüge verschieben - aber wenn Tiere durch die Tötung aus der Gruppe gerissen werde, ist das vermutlich genauso der Fall. Vielleicht müssen wir uns auch fragen, wie und ob Zoos heute noch funktionieren können.
Pavian-Tötung im Tiergarten Nürnberg: Geht es um mehr, als bloßen Platzmangel?
Mehrere Tierschützer kündigten bereits an, im Falle einer Tötung Strafanzeige stellen zu wollen - das dürfte nun der Fall sein. Die Diskussion um die Vernunft geht also möglicherweise vor Gericht weiter. Was dort entschieden wird, könnte wegweisend sein für den künftigen Umgang von deutschen Zoos mit den Tieren, die darin leben.
Mit der Tötung hat der Tiergarten auch Grenzen verschoben, Tabus gebrochen und gezeigt, dass die Tierliebe scheinbar endet, wenn es etwas unbequem wird. Es ist auch ein Armutszeugnis für die Problemlösekompetenz des Tiergartens - und vielleicht auch ein Anstoß für viele Menschen, Zoos nicht mehr zu unterstützen, wenn es ihnen wirklich um Tierschutz geht.
Bei diesem Text handelt es sich nicht um einen regulären Artikel, sondern um einen Meinungsbeitrag unserer Redakteurin.