Auf dem "Stromkasten der Liebe" wechseln täglich gebrauchte Gegenstände den Besitzer. Mittlerweile ist der Stromkasten in der Stadt zu einer kleinen Berühmtheit geworden. Das Fernsehen und der Boulevard haben schon über die improvisierte Tauschbörse für die Nachbarschaft berichtet.

Dieser Franke ist der beliebteste Bürgermeister Deutschlands

Steigende Probleme

Mit der Bekanntheit wachsen die Probleme für den Stromkasten der Liebe. Anouschka Gläser, die sich in ihrer Freizeit um den Treffpunkt in der Nachbarschaft kümmert, kann ein Lied davon singen.

"Gerade ist es richtig schlimm. Der Stromkasten wird immer mehr vermüllt", ärgert sich die Anwohnerin, die von ihrem Wohnungsfenster im zweiten Stock direkt auf die Gebrauchtwarenbörse im Nürnberger Stadtteil St. Johannis blicken kann.

Kasten gibt es seit zehn Jahren

Rund zehn Jahre gebe es den Kasten schon. Über den Erfinder sei nichts bekannt. Lediglich die Aufschrift auf dem Verteilerkasten sei geblieben: #Stromkasten der Liebe. Beim Kasten treffe man sich nicht nur zum Stöbern. Auch zum Plaudern sei der Liebeskasten ideal, erzählt Anouschka Gläser und macht ein Foto für die Internetseite. Denn sogar im Netz kann die wachsende Fangemeinde das wechselnde Warenangebot auf dem Liebeskasten verfolgen. Anouschka Gläser macht täglich ein Foto vom Stromkasten und stellt das Bild mit dem kostenlosen Warenangebot ins Internet.

Immer wieder schöne Sachen zu entdecken

Derweil gesellt sich eine Anwohnerinnen hinzu. "Gibt es etwas schönes?", fragt die elegante Dame und erklärt, dass sie eigentlich schon alles habe, was man im Haus gebrauchen könne. "Aber die Neugier treibt mich immer wieder her", gesteht die Frau und erzählt, dass sie es besonders auf Kriminalromane ("Für meinen Mann") und Kinderbücher ("Für meine süßen Enkelkinder") abgesehen habe. Anouschka Gläser nickt verständnisvoll und bestätigt, dass man bislang wirklich immer wieder sehr schöne Sachen auf dem Kasten habe entdecken können.

Nürnberger Wanderer (28) stürzt bei Ausflug mit seiner Familie in Alpen in den Tod - dritter Unfall an einem Wochenende

Doch zuletzt haben die beiden Anwohnerinnen viel Tristesse auf dem Kasten erlebt. Neulinge seien durch die marktschreierische Berichterstattung angelockt worden, vermuten die beiden Anwohnerinnen. Diese hätten den Liebeskasten offensichtlich mit einem Platz für Sperrmüll verwechselt.

Ungeschriebene Gesetze der Tauschbörse

Die meisten Freunde der Tauschbörse würden die ungeschriebenen Gesetze, die für den nur scheinbar gesetzlosen Tauschplatz gelten, freilich kennen. "Man sollte keine großen Sachen hinstellen", sagt Anouschka Gläser und meint damit alle Gegenstände, die nicht in die Einkaufstasche passen und nach Sperrmüll aussehen könnten. Erfahrende Liebeskasten-Benutzer würden sogar verschmähte Gegenstände wieder abholen, damit der Kasten auf Dauer nicht vermüllt. Auch auf das Wetter würden bewährte "Tauschkastenisten" achten. "Wenn es regnet, stellt man zum Beispiel keine Sachen auf den Kasten", bringt Gläser eine einfache Faustregel auf den Punkt.

Jüngsten Geschehnisse missfallen den Anwohnerinnen

Inzwischen hat sich eine weitere Anwohnerin dazu gesellt. Gemeinsam wird über die vielen Vorzüge des Liebeskastens geplaudert. Einmal hätte sogar ein Lattenrost einen neuen Besitzer beim Stromkasten gefunden. Ein anderes Mal sei sogar eine Gefrierkombination nach ein paar Tagen unter die Haube gekommen. Die jüngsten Geschehnisse rund die Tauschbörse lösen dagegen Missfallen bei den drei Anwohnerinnen aus. "Zuletzt standen drei Tüten mit dreckigen Klamotten da", ärgert sich Anouschka Gläser. Schnell ist sich die Gruppe einig, dass Sperrmüll nicht im Sinne der nachbarschaftlichen Stromkasten-Liebe sei. Schöne Kleinigkeiten, die anderen eine Freude machen, nicht den letzten Schmarrn, bringe man zum Tauschkasten.

Rückkehr zu alten Zeiten

Derweil wünschen sich die drei Damen ein wenig die alten Zeiten zurück, in denen der Stromkasten noch keine Nürnberger Berühmtheit gewesen ist. Dabei hoffen sie inständig, dass der Stromkasten das aktuelle Blitzlichtgewitter heile übersteht. Der Stromkasten sei schließlich keine Wunderfabrik, der alle sozialen Probleme der Stadt lösen könne.

Umfrage: Restaurant sperrt Kinder aus - was halten Sie von dem Hausverbot?

Die Leute würden von dem Kasten einfach zu viel erwarten, vermuten die drei Damen. Dabei könne der kleine Kasten nur ein Vorbild für andere Stadtviertel sein. Eine improvisierte Tauschbörse für die Nachbarschaft könnte es schließlich überall im Handumdrehen geben. Zum Tauschen brauche es noch nicht einmal einen Stromkasten. Das heilige Prinzip des Verschenkens funktionierte überall.

Nachahmer erwünscht

"Ich würde mich freuen, wenn unser Stromkasten viele Nachahmer findet. Das würde auch unseren Kasten entlasten", sagt Anouschka Gläser. Damit die Sache mit der Stromkasten-Liebe klappt, hier sind sich die Damen vom Stromkasten an diesem Morgen mal wieder einig, sei lediglich eine intakte Nachbarschaft von entscheidender Bedeutung.

LINK:

Im Internet informiert Anouschka Gläser über das wechselnde Angebot auf dem "Stromkasten der Liebe"