- Schicksalhafte Geburt am Klinikum Nürnberg
- Die Mutter wollte ihr totes Kind noch einmal sehen
- Das tut das Klinikum für Eltern von Sternenkindern
Bereits seit 27 Jahren arbeitet Hebamme Christine Maek am Klinikum Nürnberg. In dieser Zeit hat sie bereits viele Geburten von Sternenkindern begleitet. Von einem Sternenkind spricht man immer dann, wenn ein Baby nach der zwölften Schwangerschaftswoche tot geboren wird - beispielsweise aufgrund einer Infektion oder des plötzlichen Kindstods im Mutterleib. Aber auch, wenn ein Kind wenige Tage nach seiner Geburt verstirbt, gilt es als Sternenkind. Ein besonders schicksalhafter Fall ist Christine Maek bis heute in Erinnerung geblieben.
"Ein Horrortrip für Frauen": Diese Geburt am Klinikum Nürnberg hat die Hebamme nie vergessen
"Das tote Kind einer Frau musste per Kaiserschnitt geholt werden, es war die 28. Schwangerschaftswoche. Bei dem Eingriff hatte die Frau sehr viel Blut verloren", berichtet Maek im Gespräch mit inFranken.de. Sie selbst sei bei der Geburt nicht dabei gewesen. Hinzugekommen sei sie erst, als die Frau bereits auf der Intensivstation betreut wurde.
Bald darauf sei die Frau aufgewacht und sie habe sie gefragt, ob sie ihr totes Baby sehen wolle. Als die Frau dies bejahte, machte sich die Hebamme direkt auf den Weg, um das Kind zu holen. "Meine Kollegin hatte es bereits gewaschen und angezogen. Es trug eines der Mützchen und war in eine der Decke für verstorbene Kinder gewickelt, die eine Nähgruppe für das Klinikum anfertigt", erinnert sich Maek.
"Bevor ich es in ein Körbchen legte, um es zu seiner Mutter zu bringen, fertigte ich noch einen Fußabdruck des Babys an", berichtet Maek. "Ich wollte ihr eine bleibende Erinnerung an ihr Kind verschaffen." Dann habe sie das Sternenkind zu seiner Mutter auf die Intensivstation gebracht. Der Fall habe die Hebamme besonders mitgenommen. Schließlich hatte die Frau nicht nur ihr Kind verloren, sondern ihr ging es durch den Kaiserschnitt auch körperlich sehr schlecht. "Gerade für Mütter, die ihr Kind unerwartet in einer späten Schwangerschaftswoche verlieren, ist es häufig sehr wichtig, das Baby noch einmal zu sehen", so Maek. "Doch leider haben wir nicht immer die Zeit, die Mütter dabei emotional zu begleiten. Besonders, wenn wir unterbesetzt sind."
Fußabdrücke, Andachten und Sternenfelder: Das tut das Klinikum für die Eltern von Sternenkindern
Genauso fehle häufig die Zeit, Hebammen für die Geburten von Sternenkindern zu schulen. Dies sei wichtig, da die Geburten von Sternenkindern auch den Hebammen einiges abverlangen. "Manchmal bin ich so traurig, dass ich selbst weinen muss", so Maek.
Um den Hebammen im Umgang mit diesen herausfordernden Situationen zu helfen, bräuchte es in den Kliniken viel mehr Fachschulungen zur Geburtsbegleitung von Sternenkindern. Auch ein Austausch zwischen Kolleg*innen unterschiedlicher Abteilungen, wie der Kinderheilkunde und der Frauenheilkunde, könne für Hebammen eine große Hilfe sein. Diese ließen sich aufgrund der aktuellen Personalengpässe in den Kliniken jedoch häufig nicht realisieren.
Da ist es ein kleiner Trost, dass im Klinikum Nürnberg viel für die Eltern von Sternenkindern getan wird. "Neben den Fußabdrücken, die von den verstorbenen Babys angefertigt werden, gibt es zum Beispiel Andachten für die trauernden Eltern und Yoga-Kurse für Sternenmamas", erzählt Maek. "Das Klinikum beerdigt außerdem alle Sternenkinder, die weniger als 500 Gramm wiegen, auf einem Sterbefeld, das sich auf dem Westfriedhof befindet."
Sternenkinder sind noch immer ein Tabuthema: "Die Menschen brauchen mehr Informationen"
Trotz allem bleibe die Situation für die Eltern von Sternenkindern schwierig. Dazu trage nicht zuletzt bei, dass Sternenkinder in der Gesellschaft noch immer ein Tabuthema seien. "Die Frauen werden in ihrer Trauer um das verstorbene Kind häufig nicht ernst genommen", erklärt Maek.
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Das liege daran, dass die meisten Menschen mit dem Thema nicht richtig umgehen können und somit unsicher sind. "Das wird sich nur ändern, wenn die Gesellschaft besser über die Sternenkinder Bescheid weiß", ergänzt Maek. "Die Menschen brauchen mehr Informationen."
Nur so könnten sie verstehen, dass die Eltern von Sternenkindern an ihrer Trauer nicht vorbeikommen. "Sie müssen für immer damit leben, dass sie zwar ein Kind bekommen haben, aber kaum Erinnerungen an es haben, die sie mit anderen teilen können." Lies hier mehr über den bewegenden Fall einer anonymen Geburt, die Christine Maek im Klinikum Nürnberg begleitete.