Ältestes Eisenbahnmuseum der Welt" - mit diesem Slogan verbindet das in Nürnberg etablierte Bahnmuseum einen hohen Anspruch. Seine Wurzeln reichen als "Münchner Weiterbildungsstätte für Bayerische Eisenbahner" bis ins Jahr 1882 zurück. Mit dem 1899 erfolgten Umzug des "Königlich Bayerisches Eisenbahnmuseum" an den heutigen Standort Nürnberg legten die Honorationen mit der "Ludwigsbahn" den Grundstein zum Erfolg - und zwar in der Stadt, in der am 7. Dezember 1835 die deutsche Eisenbahngeschichte begann: mit der Premierenfahrt des legendären "Adler" vor neun postkutschenähnlichen, zweiachsigen Wägelchen.
Nur wenige hundert Meter vom seit eh und je quirligen Hauptbahnhof der Noris entfernt, feierten die Nürnberger 1925 nach einem Jahrzehnt Bauzeit die Eröffnung eines Museumsneubaus. Dieser bietet heute mit nahezu 6 000 Quadratmetern genügend Fläche für Dauer- und Sonderausstellungen auf mehreren Etagen, in Fahrzeughallen, im Schau-Depot und auf dem Freigelände. Eisenbahnfans aller Altersstufen können hier multimediale Zeitreisen erleben.
"Mit über 600 Schienenfahrzeugen, rund 14 000 historischen Original- und Modell-Objekten, 2600 Regalmetern Archivalien und fast eineinhalb Millionen Fotografien besitzt das Firmenmuseum, das seit 2013 als Teil der gemeinnützigen DB-Stiftung betrieben wird, eine der größten und bedeutendsten Eisenbahnsammlungen weltweit", stellt Museumsdirektor Dr. Oliver Götz mit Stolz fest. "Allesamt wertvoll" seien die Zeugnisse, die den jährlich rund 200 000 Besuchern (einschließlich der nach der Jahrtausendwende eröffneten Außenstandorte Koblenz-Lützel und Halle/Saale) die gesellschaftliche, politische und technische Entwicklung des Schienenverkehrs vermitteln.
Unter dem Generalthema "Geschichte der Eisenbahn in Deutschland" sorgen Originaldokumente, Zeitzeugenberichte, Großfotos und Wandbilder für authentisches Ausstellungsflair. Auf 2500 Quadratmetern sind Fahrzeuge im Original beziehungsweise in Modellbahngröße zu sehen. Sie sind epochenweise unterteilt: von den Anfängen (ab 1800) über den Aufbruch ins Industriezeitalter (ab 1849), die Reichsbahn-Gesellschaft in der Weimarer Republik (ab 1920) und die Reichsbahn unter nationalsozialistischer Diktatur (1933 - 1945) bis hin zur Weichenstellung im 21. Jahrhundert (ab 1990) und ins ICE-Zeitalter. Die europaweit schrittweise zu realisierende, einheitlich signalfreie Zugsicherungsüberwachung ist ebenfalls Thema.
Der bislang noch fehlende Baustein vom Ende des zweiten Weltkriegs (1945) bis zur Deutschen Wiedervereinigung (1989) ist jetzt eingebaut: Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit rundet der Museumsteil "Im Deutschland der zwei Bahnen" die Bahnhistorie ab. "Die größte Ausstellung zur deutsch-deutschen Schienenverkehrsgeschichte nach 1945 dokumentiert die Entwicklung der Eisenbahn in Ost und West. Im Mittelpunkt stehen nicht die Unterschiede der beiden Staatsbahnen, sondern Lösungen, die Bundesbahn und Reichsbahn auf ähnliche gesellschaftliche Herausforderungen fanden - zum Beispiel auf die zunehmende Motorisierung, die Ölkrise und so weiter", unterstreicht Museumsdirektor Dr. Oliver Götze.
Der knatternde Schienenomnibus (DB) - die "Ferkeltaxe" (DR) - sollte im Einmannbetrieb Dampflokeinsätze auf Nebenbahnen ersetzen. In der Ausstellung dokumentiert ein weinroter Triebkopf neben der Straßenlegende Goggomobil den propagierten Wandel der 50er Jahre. Trotzdem waren bei beiden staatlichen Bahnunternehmen in der Folge Stilllegungen unrentabler Nebenstrecken nicht zu verhindern. Oft waren diese begleitet von eindeutigen Karikaturen und zeitgenössisch-sarkastischen Medientexten. Den DB-Aktionen ist mit der letzten Fahrt zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle am 30. Mai 1976 ein Denkmal gesetzt. Es wird auf Muggendorfs Bahnhofsvorsteher Max Grün verwiesen, über den die Zeitschrift Quick seinerzeit "Der alte Mann und sein Bahnhof" titelte.
Ein nicht zu unterschätzendes Thema ist die von der DDR-Regierung forcierte Beschränkung des innerdeutschen Besuchsverkehrs. Von 44 Verbindungen vor dem Krieg existierten 1949 lediglich noch sieben Grenzübergänge für Personen- und Güterzüge. Für "Interzonen-/ Transitverbindungen" dominierten lange Fahrzeiten und oft menschenverachtende Kontrollen während planmäßig eingearbeiteter (Zwangs-)Grenzaufenthalte. Mit Dokumenten belegt, fand die fränkisch-thüringische Relation Ludwigsstadt-Probstzella auf der stark frequentierten, frühzeitig elektrifizierten Verbindung München-Berlin Eingang in die Nürnberger Ausstellung.
Obwohl die DDR-Reichsbahn Ende der 70er Jahre Streckenelektrifizierung zur "Kampfaufgabe" erklärte, ist erkennbar, dass die Realisierung im Vergleich zur DB (ebenso bei der in Folge unverzichtbaren elektronischen Datenverarbeitung) weit hinterherhinkte. Waren im DB-Westen bis Mitte 1972 rund 9000 und 1980 bereits 11 000 Streckenkilometer elektrifiziert, feierte die DR am 12. April 1986 in Bad Kleinen mit Gedenktafeln und Tischwimpeln dokumentierte "1000 Kilometer Fahrdraht seit dem 10. SED-Parteitag".
Einblick in eine ab 1962 für bis zu 120 km/h in Serie gebaute Elektrolokomotive der DR-Baureihe E 11 gewährt ein aufgestellter Führerstand. Weitere leistungsfähige DR-Elok-Entwicklungen sind seit der Vereinigung beider Bahnverwaltungen zur Deutschen Bahn heute noch im DB-Netz unterwegs. Doppelstockwagen prägten bei der DR schon in den 1970er Jahren das Bild des starken Berufsverkehrs. Seit der Herausforderung Mauerfall und der politischen Wende stehen "DOSTOs in verschiedenen Varianten zunehmend auch auf DB-Strecken im Planeinsatz. Technischer (West-) Fortschritt und das neue Bahnzeitalter sind gut dokumentiert: mit dem am 1. Mai 1985 erzielten 406-km/h-Weltrekord des ICExperimental, der 1988 folgenden Inbetriebnahme der Neubaustrecke Würzburg-Kassel und verstärkter Einbindung in den europäischen Fernverkehr. Zu diesen Highlights gesellt sich seit Dezember 2017 die ICE-Schnellfahrstrecke München-Erfurt-Leipzig/Halle-Berlin über/durch den Thüringer Wald.
An zahlreichen interaktiven Stationen können sich Ausstellungsbesucher spielerisch mit deutsch-deutscher Bahngeschichte beschäftigen. Sie können zum Beispiel durch Videoclips ergänzte Tondokumente abhören. Auf 700 Quadratmetern kommen in der Dauerausstellung rund 600 Objekte und Dokumente zum Einsatz, die bisher in Depots und Archiven in ganz Deutschland schlummerten. Darunter sind auch Kuriositäten wie der Schellenbaum des Bundesbahn-Orchesters Wuppertal oder Einblicke in den Aufgabenkreis eines DB-Kapitäns auf dem Vogelfluglinienschiff "Theodor Heuss". Der "Reaktionsapparat" gibt Auskunft, ob's für eine Einstellung in den Eisenbahndienst ausgereicht hätte.
Als Kuriosum nicht zu vergessen: das nach Besatzungszonen viergeteilte Kursbuch von 1947. Ebenso das Architekturmodell des nach dem Mauerbau zur "Störfreimachung" erforderlich gewordenen Berliner Außenrings oder Rollmaterial der DDR-Reichsbahn, für den (geringen) internationalen Fernverkehr per Dieseltriebwagen "Vindobona" über Prag bis in die österreichische Metropole Wien.
Trotz des 2005 zu verkraftenden Rückschlags, als über 20 repräsentative Museumsfahrzeuge einem Großbrand zum Opfer fielen: "Kein anderes Museum besitzt eine derartig umfangreiche Schau zur deutsch-deutschen Verkehrsgeschichte. Sie fügt sich nahtlos in die weltweit einmalige Ausstellung über 200 Jahre Eisenbahngeschichte ein", sagt Ausstellungsleiter Dr. Rainer Mertens.
INFO:DB-Museum, Deutsche Bahn Stiftung gGmbH, Lessingstraße 6, Nürnberg. Eintritt: 6 Euro für Erwachsene, 3 Euro für Kinder ab sechs Jahren, jüngere haben freien Eintritt. Info über Führungen: Tel. 0800/ 32 68 73 86
Nur wenige hundert Meter vom seit eh und je quirligen Hauptbahnhof der Noris entfernt, feierten die Nürnberger 1925 nach einem Jahrzehnt Bauzeit die Eröffnung eines Museumsneubaus. Dieser bietet heute mit nahezu 6 000 Quadratmetern genügend Fläche für Dauer- und Sonderausstellungen auf mehreren Etagen, in Fahrzeughallen, im Schau-Depot und auf dem Freigelände. Eisenbahnfans aller Altersstufen können hier multimediale Zeitreisen erleben.
200 000 Besucher jährlich
"Mit über 600 Schienenfahrzeugen, rund 14 000 historischen Original- und Modell-Objekten, 2600 Regalmetern Archivalien und fast eineinhalb Millionen Fotografien besitzt das Firmenmuseum, das seit 2013 als Teil der gemeinnützigen DB-Stiftung betrieben wird, eine der größten und bedeutendsten Eisenbahnsammlungen weltweit", stellt Museumsdirektor Dr. Oliver Götz mit Stolz fest. "Allesamt wertvoll" seien die Zeugnisse, die den jährlich rund 200 000 Besuchern (einschließlich der nach der Jahrtausendwende eröffneten Außenstandorte Koblenz-Lützel und Halle/Saale) die gesellschaftliche, politische und technische Entwicklung des Schienenverkehrs vermitteln. Unter dem Generalthema "Geschichte der Eisenbahn in Deutschland" sorgen Originaldokumente, Zeitzeugenberichte, Großfotos und Wandbilder für authentisches Ausstellungsflair. Auf 2500 Quadratmetern sind Fahrzeuge im Original beziehungsweise in Modellbahngröße zu sehen. Sie sind epochenweise unterteilt: von den Anfängen (ab 1800) über den Aufbruch ins Industriezeitalter (ab 1849), die Reichsbahn-Gesellschaft in der Weimarer Republik (ab 1920) und die Reichsbahn unter nationalsozialistischer Diktatur (1933 - 1945) bis hin zur Weichenstellung im 21. Jahrhundert (ab 1990) und ins ICE-Zeitalter. Die europaweit schrittweise zu realisierende, einheitlich signalfreie Zugsicherungsüberwachung ist ebenfalls Thema.
Der bislang noch fehlende Baustein vom Ende des zweiten Weltkriegs (1945) bis zur Deutschen Wiedervereinigung (1989) ist jetzt eingebaut: Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit rundet der Museumsteil "Im Deutschland der zwei Bahnen" die Bahnhistorie ab. "Die größte Ausstellung zur deutsch-deutschen Schienenverkehrsgeschichte nach 1945 dokumentiert die Entwicklung der Eisenbahn in Ost und West. Im Mittelpunkt stehen nicht die Unterschiede der beiden Staatsbahnen, sondern Lösungen, die Bundesbahn und Reichsbahn auf ähnliche gesellschaftliche Herausforderungen fanden - zum Beispiel auf die zunehmende Motorisierung, die Ölkrise und so weiter", unterstreicht Museumsdirektor Dr. Oliver Götze.
Der knatternde Schienenomnibus (DB) - die "Ferkeltaxe" (DR) - sollte im Einmannbetrieb Dampflokeinsätze auf Nebenbahnen ersetzen. In der Ausstellung dokumentiert ein weinroter Triebkopf neben der Straßenlegende Goggomobil den propagierten Wandel der 50er Jahre. Trotzdem waren bei beiden staatlichen Bahnunternehmen in der Folge Stilllegungen unrentabler Nebenstrecken nicht zu verhindern. Oft waren diese begleitet von eindeutigen Karikaturen und zeitgenössisch-sarkastischen Medientexten. Den DB-Aktionen ist mit der letzten Fahrt zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle am 30. Mai 1976 ein Denkmal gesetzt. Es wird auf Muggendorfs Bahnhofsvorsteher Max Grün verwiesen, über den die Zeitschrift Quick seinerzeit "Der alte Mann und sein Bahnhof" titelte.
Ein nicht zu unterschätzendes Thema ist die von der DDR-Regierung forcierte Beschränkung des innerdeutschen Besuchsverkehrs. Von 44 Verbindungen vor dem Krieg existierten 1949 lediglich noch sieben Grenzübergänge für Personen- und Güterzüge. Für "Interzonen-/ Transitverbindungen" dominierten lange Fahrzeiten und oft menschenverachtende Kontrollen während planmäßig eingearbeiteter (Zwangs-)Grenzaufenthalte. Mit Dokumenten belegt, fand die fränkisch-thüringische Relation Ludwigsstadt-Probstzella auf der stark frequentierten, frühzeitig elektrifizierten Verbindung München-Berlin Eingang in die Nürnberger Ausstellung.
Obwohl die DDR-Reichsbahn Ende der 70er Jahre Streckenelektrifizierung zur "Kampfaufgabe" erklärte, ist erkennbar, dass die Realisierung im Vergleich zur DB (ebenso bei der in Folge unverzichtbaren elektronischen Datenverarbeitung) weit hinterherhinkte. Waren im DB-Westen bis Mitte 1972 rund 9000 und 1980 bereits 11 000 Streckenkilometer elektrifiziert, feierte die DR am 12. April 1986 in Bad Kleinen mit Gedenktafeln und Tischwimpeln dokumentierte "1000 Kilometer Fahrdraht seit dem 10. SED-Parteitag".
Einblick in eine ab 1962 für bis zu 120 km/h in Serie gebaute Elektrolokomotive der DR-Baureihe E 11 gewährt ein aufgestellter Führerstand. Weitere leistungsfähige DR-Elok-Entwicklungen sind seit der Vereinigung beider Bahnverwaltungen zur Deutschen Bahn heute noch im DB-Netz unterwegs. Doppelstockwagen prägten bei der DR schon in den 1970er Jahren das Bild des starken Berufsverkehrs. Seit der Herausforderung Mauerfall und der politischen Wende stehen "DOSTOs in verschiedenen Varianten zunehmend auch auf DB-Strecken im Planeinsatz. Technischer (West-) Fortschritt und das neue Bahnzeitalter sind gut dokumentiert: mit dem am 1. Mai 1985 erzielten 406-km/h-Weltrekord des ICExperimental, der 1988 folgenden Inbetriebnahme der Neubaustrecke Würzburg-Kassel und verstärkter Einbindung in den europäischen Fernverkehr. Zu diesen Highlights gesellt sich seit Dezember 2017 die ICE-Schnellfahrstrecke München-Erfurt-Leipzig/Halle-Berlin über/durch den Thüringer Wald.
600 Objekte, 700 Quadratmeter
An zahlreichen interaktiven Stationen können sich Ausstellungsbesucher spielerisch mit deutsch-deutscher Bahngeschichte beschäftigen. Sie können zum Beispiel durch Videoclips ergänzte Tondokumente abhören. Auf 700 Quadratmetern kommen in der Dauerausstellung rund 600 Objekte und Dokumente zum Einsatz, die bisher in Depots und Archiven in ganz Deutschland schlummerten. Darunter sind auch Kuriositäten wie der Schellenbaum des Bundesbahn-Orchesters Wuppertal oder Einblicke in den Aufgabenkreis eines DB-Kapitäns auf dem Vogelfluglinienschiff "Theodor Heuss". Der "Reaktionsapparat" gibt Auskunft, ob's für eine Einstellung in den Eisenbahndienst ausgereicht hätte.Als Kuriosum nicht zu vergessen: das nach Besatzungszonen viergeteilte Kursbuch von 1947. Ebenso das Architekturmodell des nach dem Mauerbau zur "Störfreimachung" erforderlich gewordenen Berliner Außenrings oder Rollmaterial der DDR-Reichsbahn, für den (geringen) internationalen Fernverkehr per Dieseltriebwagen "Vindobona" über Prag bis in die österreichische Metropole Wien.
Trotz des 2005 zu verkraftenden Rückschlags, als über 20 repräsentative Museumsfahrzeuge einem Großbrand zum Opfer fielen: "Kein anderes Museum besitzt eine derartig umfangreiche Schau zur deutsch-deutschen Verkehrsgeschichte. Sie fügt sich nahtlos in die weltweit einmalige Ausstellung über 200 Jahre Eisenbahngeschichte ein", sagt Ausstellungsleiter Dr. Rainer Mertens.
INFO:DB-Museum, Deutsche Bahn Stiftung gGmbH, Lessingstraße 6, Nürnberg. Eintritt: 6 Euro für Erwachsene, 3 Euro für Kinder ab sechs Jahren, jüngere haben freien Eintritt. Info über Führungen: Tel. 0800/ 32 68 73 86