Am Freitagnachmittag (14. November 2025) wurde auf einer Baustelle in der Avenariusstraße im Nürnberger Stadtteil Großreuth eine amerikanische, rund 450 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Es folgte die größte Evakuierung in der Nürnberger Nachkriegsgeschichte. Insgesamt mussten laut der Stadt Nürnberg etwa 21.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen.
Der Großteil der Betroffenen fand Unterschlupf bei Verwandten oder Bekannten. Rund 2400 Menschen wurden in Betreuungsstellen versorgt, unter anderem im Schulzentrum am Berliner Platz. Von ihren Fahrzeugen aus informierten die Feuerwehren die Anwohner über Durchsagen, wie ein Video der Feuerwehr Lauf eindrücklich zeigt. Im Gespräch mit inFranken.de berichtet der Pressesprecher der Feuerwehr Dechsendorf und Mitarbeiter der Mediengruppe Oberfranken, Michael Busch, von dem Schicksal zweier 80-Jähriger.
"Ihre Nachbarn sind alle gegangen": Feuerwehrmann nach Nürnberger Räumung mit Appell
"Spannende Begegnungen, irre Geschichten, faszinierende Herausforderungen", so fasst Busch den Einsatz zusammen. Seine Feuerwehr war verantwortlich für Wohnblöcke mit zehn bis 20 Parteien und lief Haus für Haus ab, um alle Menschen aus den Häusern zu weisen. "Die meisten Bewohner haben sich bei dem Alarm eigenständig zum Sammelplatz begeben", führt er aus. Zwei Senioren hätten wegen ihrer körperlichen Verfassung aber nur die Haustür erreichen können. "Ihre Nachbarn sind alle gegangen, ohne nach ihnen zu schauen", beschreibt der Feuerwehrsprecher die Situation.
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"Gut, dass Sie da sind", hätten die Zurückgebliebenen der Feuerwehr gesagt. Sie hätten gesehen, dass ihre Nachbarn das Haus verlassen und auf die Hilfe der Feuerwehr vertraut. Busch appelliert: "Bitte schauen Sie bei Räumungen nach ihren Nachbarn - insbesondere älteren Menschen und denjenigen, die nicht gut Deutsch sprechen." Er erinnert sich an eine Begegnung mit einer hochschwangeren ausländischen Frau und ihren beiden Kleinkindern.
"Die Kinder waren überfordert und hatten einfach nur Angst. Der Vater war zu dieser Zeit außerhalb des Sperrgebiets und konnte es nicht mehr betreten. Mit ihm konnten wir aber per Telefon kommunizieren", erklärt Busch. "Die Familie hätte schon viel früher ihre Wohnung verlassen können, wenn sie Hilfe von ihren Nachbarn bekommen hätte." Ein Anästhesist habe den Kindern durch einen aufgeblasenen Handschuh mit aufgemalten Augen die Angst nehmen können. "Ein Krankenwagen fuhr sie dann ins Lager", so der Feuerwehrmann abschließend.