Das war ein gebrauchter Tag für Andreas Dreitz. Der Profi aus Michelau (Lkr. Lichtenfels) hat bei der inoffiziellen Weltmeisterschaft der Triathlon-Organisation Challenge-Family im slowakischen Samorin in einem Spitzenfeld "nur" Rang 9 belegt. Vorgenommen hatte sich der 29-jährige Oberfranke viel mehr, nachdem er bei der Premiere vor einem Jahr noch Platz 4 belegt hatte. Seinen Titel hat der Kanadier Lionel Sanders verteidigt. Wie im Vorjahr belegte Sebastian Kienle Rang 2.


Dreitz nahm sich viel vor

"Den Vorjahresplatz möchte ich auf jeden Fall verbessern. Die Beine sind vielversprechend. Es muss aber schon alles passen, denn die Konkurrenz ist stark. Beim Schwimmen möchte ich in der ersten großen Spitzengruppe landen", hatte Dreitz im Vorfeld gesagt.
Dies ging schon mal daneben. Nach einem schwachen Schwimmen über 1,9 Kilometer in der Donau, das er mit einem Rückstand von 4:30 Minuten auf die Spitze beendete, war nicht mehr viel drin.
Hinter dem Schwimmspezialisten Richard Varga (Slowakei) lag eine Gruppe mit den beiden Deutschen Maurice Clavel und Florian Angert sowie dem Aus-tralier Sam Appleton und dem Belgier Pieter Heemeryck. Dahinter stieg der Vorjahreszweite Sebastian Kienle aus dem Wasser, der auf den Titelverteidiger Lionel Sanders (Kanada) eineinhalb Minuten Vorsprung hatte. Da die Donau 22,5 Grad warm war, musste ohne Neoprenanzug geschwommen werden.


Sanders schwimmt auch schwach

Sanders, der beim Schwimmen sogar zwei Sekunden langsamer als Dreitz war, trat zusammen mit dem Michelauer auf dem flachen Radparcours gewaltig in die Pedale. Das Duo fuhr auf der 90-Kilometer-Strecke zu Beginn die besten Zeiten, doch nach 45 Kilometern verließen Dreitz die Kräfte und die Spitze entfernte sich immer weiter. Während der Oberfranke auf Rang 10 mit einer Radzeit von 2:20:39 Stunden diesen Part beendete, verbesserte sich Kienle mit der zweitbesten Radzeit (1:59:07) nach Sanders (1:58:17) auf Rang 2. Kienle überholte das Quartett Clavel, Appleton, Heemeryck und den Franzosen Antony Costes.


Angert mit Vorsprung in den Halbmarathon

Angert, der erst seit vergangenem Jahr als Profi startet, behauptet sich an der Spitze und besaß beim Wechsel auf die Halbmarathon-Strecke zwei Minuten Vorsprung auf die Verfolger.
Nach der Hälfte der drei Runden hatte Kienle seinen Rückstand auf Angert aufgeholt und setzte sich an die Spitze. Doch Sanders wechselte entschlossen auf die Laufstrecke und verkürzte sukzessive seinen Rückstand. Nach der ersten Runde lag der Kanadier schon auf Rang 3 und schluckte in Runde 2 dann Angert. Bei Kilometer 17 hatte er zu Kienle aufgeschlossen. Wie im Vorjahr, als sich der Deutsche mit dem Kanadier ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hatte, ging es auf die letzten Kilometer. Der Ironman-Weltmeister 2014 aus Mühlacker ging noch einmal in Führung, ehe Sanders bei Kilometer 18 entscheidend attackierte und sich absetzte. Mit einer starken Laufzeit von 1:10:48 Stunden für den Halbmarathon verteidigte der Kanadier mit am Ende 1:04 Minuten Vorsprung auf Kienle seinen Titel und freut sich über die Siegprämie von 30 000 Euro. "Ich fühle mich schrecklich. Mein Rückstand nach dem Schwimmen war riesig. Das war eine lange und schmerzhafte Aufholjagd, doch wenn man seinen Körper kennt, kann man den Schmerz auch genießen", sagte Sanders und fügte an: "Die Konkurrenz auf dem Rad war stark. Sebastian Kienle hat mich dazu gezwungen, alles zu geben."
Rang 3 behauptete der Youngster Angert (25), eine Minute vor Heemeryck. Fünfter wurde Clavel. Michael Raelert belegte Rang 7, nachdem er eine Zeitstrafe hatte absitzen müssen, weil er in der Wechselzone zu spät vom Rad gestiegen war.


Dreitz zwischenzeitlich Elfter

Andreas Dreitz kämpfte ohne Aussicht auf einen Spitzenplatz beim Laufen weiter. Nach der ersten Runde fiel der Michelauer sogar auf Rang 11 zurück. Der Russe Ivan Kalashnikov hatte ihn mit einer starken Laufzeit (22:46 Minuten) auf den ersten 6,5 Kilometern distanziert. Doch der Oberfranke im blauen Dress vom Team Erdinger-alkoholfrei kämpfte sich zurück, überholte den Russen und verbesserte sich bis zum Ziel noch auf Rang 9. Immerhin 1500 Euro Preisgeld gab es für diesen Top-Ten-Platz.


"Lektion für Roth und Hawaii"

"Das war nicht der Rang, den wir erwartet haben, aber eine wichtige Lektion auf dem Weg nach Roth und Hawaii", ließ Dreitz in den sozialen Medien verlauten. In vier Wochen will Dreitz auf der Langdistanz beim legendären Rennen in Roth starten, wo zigtausende Fans das Rennen zu einem Erlebnis machen. Am 13. Oktober steht dann die Ironman-Weltmeisterschaft über die lange Distanz auf Hawaii auf dem Rennkalender des Oberfranken. Am gestrigen Sonntag säumten in Samorin nur wenige Zuschauer die Strecke auf dem riesigen Sport- und Reitgelände südlich der Hauptstadt Bratislava.