Am Mittwoch stellte Landrat Christian Meißner im kleinen Sitzungssaal des Landratsamtes ein bundesweites Pilotprojekt mit der schwedischen Firma IQMTEL zur Bestimmung der aktuellen Mobilfunkabdeckung in der Region vor, um genaue Kenntnisse von den Funklöchern zu erhalten. Der Landrat sprach eine umfassende Breitbanderschließung und Mobilfunkabdeckung nach wie vor als wichtige Herausforderung für die Zukunft an.
Während im Breitbandbereich die heimischen Kommunen mit Hilfe von Fördermitteln von Bund und Land stark investieren würden, gebe es im Mobilfunkbereich aufgrund bestehender Funklöcher noch Handlungsbedarf. Hierzu müsse man aber erst diese Gebiete mit Defiziten genau ermitteln.
Nach Recherchen des Wirtschaftsförderers Helmut Kurz habe man zum 1. März mit der schwedischen Firma IQMTEL ein Pilotprojekt gestartet, um die Qualität des Mobilfunknetzes flächendeckend und dauerhaft zu messen.


Betreut über 100 Kommunen

Der Mobilfunkingenieur Mats Nordström stellte seine Firma kurz vor, die er im Jahr 2010 zusammen mit einem Kollegen im schwedischen Växjö gründete und die mittlerweile über hundert Kommunen in ganz Skandinavien betreut. Nun weite man das Geschäftsfeld auf Deutschland aus. Der Landkreis Lichtenfels sei der erste Kunde und er hoffe, dass seine Firma dazu beitragen könne, eine bessere Mobilfunkabdeckung zu erreichen.
Mit einer Powerpoint-Präsentation machte Björn Meschenmoser, Leiter des Geschäftsbereichs Deutschland, nähere Angaben zur flächendeckenden Messung der Qualität des Mobilfunknetzes. Die Lösung basiere auf modifizierten Smartphones mit spezieller Messsoftware und cloudbasierter Big-Data-Analyse. Die Smartphones würden in Müllfahrzeuge platziert und von diesen durch das gesamte zu vermessende Gebiet transportiert.
Die Geräte messen dabei die Netzqualität jedes Anbieters in jeder Netzart und übermitteln laufend ihre Messdaten an die Cloud-Plattform, wo die Daten verarbeitet und ausgewertet werden. Auf einer Karte kann man dann genau erkennen, wo es bei welchem der drei Netzbetreiber Telekom, O2 und Vodafone und in welcher Netzart (2G, 3G, 4G) Handlungsbedarf gibt. Ziel sei die Überprüfung der Empfangsqualität im bebauten Bereich, auf Radwander- und Wanderwegen, bei den Rettungspunkten in Waldgebieten und beim Einsatz des neuen Fifty-Fifty-Taxis. Die zur Messung erforderlichen neun speziellen Smartphones entsprechend den drei Netzbetreibern und den drei Netzarten seien in einer Tasche bzw. einem Rucksack untergebracht. Zwei Taschen sind bereits auf den Müllfahrzeugen der Firma Georg Simon GmbH aus Stockheim im Einsatz, eine weitere Tasche kommt auf einem Einsatzfahrzeug des Kreisbauhofes im Bereich der Radwege zur Anwendung, während für den Bereich der Wanderwege ein Rucksack zur Verfügung steht, der im Rahmen der Pressekonferenz an den Landrat übergeben wurde. Nach der ersten Messrunde konnte Meschenmoser schon erste Daten liefern. So wurde eine schlechte Qualität des Mobilfunknetzes und somit Handlungsbedarf beim Telekom-Netz im Bereich von Gärtenroth, beim Vodafone-Netz im Bereich von Rothmannsthal und beim O2-Netz in Weismain festgestellt.


Lichtenfels wie München

Die Kreisstadt selbst habe eine sehr gute Mobilfunkabdeckung, die schon an Münchner Niveau heranreiche, stellte Meschenmoser heraus. Dagegen gebe es vor allem im südöstlichen Landkreis massiven Handlungsbedarf.
Abschließend erläuterte der Landrat die nächsten Schritte. Die Fortführung der Messfahrten zur Identifizierung aller Gebiete mit Handlungsbedarf werde noch bis Ende Mai andauern. Die Bereitstellung der Ergebnisse an die Kommunen könne Anfang Juni erfolgen. Ab Juli sei dann die Erarbeitung gemeinsamer Lösungen mit den Netzbetreibern geplant. Die Messdaten werden im Geoportal des Landkreises veröffentlicht. Mit der Umsetzung der Maßnahme, für die die Kommunen zuständig sind, die aber mit einer Förderung rechnen können, soll dann die gewünschte Netzverbesserung erreicht werden.