18-Jährige gehen einkaufen, treffen sich mit Freunden oder surfen im Internet. Von 18-Jährigen, die sich ehrenamtlich engagieren oder gar einen Chor gründen, hört man selten. Doch auch die gibt es im Landkreis Lichtenfels - und das in einer Zeit, in der die Vereine vor allem eins beklagen: Nachwuchsmangel.
"Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ohne den Chor wäre." Pia Hempfling ist mit ihren 29 Jahren nicht nur die Chorleiterin von "Injoy" in Lichtenfels, sie ist auch die Gründerin. Mit 18 Jahren beschloss sie aktiv zu werden. Mit ihrer Schwester und Freundin gründete sie einen Kinderchor, der sich nach kurzer Zeit auflöste, da die Kinder aufgrund ihrer schulischen Verpflichtungen keine Zeit mehr für das Singen hatten.
Musik wichtiger Teil ihres Lebens
Aber: "Ich komme aus einer musikalischen Familie", erläutert die 29-Jährige. Musik liegt ihr im Blut. Ihre Mutter sang im Chor und spielt zahlreiche Instrumente - hin und wieder begleitete Pia Hempfling sie und sang selbst im Chor. Ihr Vater lernte Trompete bei der Bundeswehr, der Großvater war sogar Organist in Lichtenfels. Seit der zweiten Klasse spielt sie Klavier und besuchte sogar das musische Gymnasium in Bamberg.
Jugendlicher Umgangston
Das Talent war da, das Interesse auch. Was fehlte, war das passende Angebot, denn der bestehende Chor in Lichtenfels, in welchem ihre Mutter sang, löste sich auf. Was blieb, war eine Liste mit Namen von ehemaligen Sängern. Pia Hempfling ergriff die Chance und kontaktierte jeden einzelnen Sänger - lud zu einer Chorprobe ein. Es erschienen um die 30 Personen. "Manche waren skeptisch. Es gab auch ein bis zwei, die anfangs mit meiner jugendlichen Art nicht zurechtkamen", erinnert sich die Chorleiterin.
Sie beschreibt sich zu dieser Zeit selbst als ungeduldig, hektisch und wild. Doch diese Attribute weichen einer Gelassenheit, die sich mit den Jahren durch die Routine einstellt. Pia Hempfling bildete sich weiter und machte eine Prüfung zur staatlich anerkannten Chorleiterin im Laienmusizieren in Hallstadt.
Kein Wunsch nach einer Bindung
Im Chor dirigiert sie derzeit 25 Sänger - eine Handvoll von ihnen ist in ihrem Alter oder ein wenig älter. "Jugendliche wollen sich heutzutage einfach nicht mehr binden", kritisiert sie. Während die Eltern früher darauf bestanden haben, dass sich die Kinder in der Gesellschaft mit einbringen, verbringen heutzutage viele Jugendliche ihre Zeit mit Medien, so Pia Hempfling. "Die Gemeinschaftsbindung ist sehr mager", bedauert die 29-Jährige. Auch einige Vereine in Bad Staffelstein sind stets auf der Suche nach Nachwuchs.
Beim TSV Staffelstein hingegen ist das Gegenteil der Fall. Die Mitgliederzahl steigt stetig - 609 der 1401 Mitglieder weisen ein Alter von zehn bis 30 Jahren auf. "Unser sehr breit gefächertes Angebot spricht alle Bevölkerungsschichten an", erklärt Stefanie Mayr-Leidnecker.
Junge Menschen in hoher Position
Die Jugendlichen sind aber nicht nur im Verein eingeschrieben, sie engagieren sich auch in teils hohen Positionen. Und so sind beispielsweise Rica Kohmann Übungsleiterin beim TSV, Christina Ullmann (26) Gardeleiterin und Vorstandsmitglied beim Staffelsteiner Karnevals-Klub (SKK) sowie Erik Fischer und Peter Enders Jugendleiter bei den Naturfreunden Bad Staffelstein. Auch Pia Hempfling ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur für ihren Chor, sondern auch für die ganzen Chöre der Sängergruppe Maintal - insgesamt acht Stück - als Vorstandsmitglied. Außerdem steht sie bereits in Verhandlungen mit anderen Chören, deren Leitung sie übernehmen soll.
373 Mitglieder zählt der Verein der Naturfreunde - 63 davon sind zwischen zehn und 20 Jahre, 48 zwischen 20 und 30 Jahre. Der Verein kann sich über Nachwuchs nicht beschweren, auch die Mitgliederzahl steigt seit 2011 stetig an. 43 Prozent der Mitglieder sind (Stand 31.12.2017) jünger als 30 Jahre - also fast die Hälfte. Etwa ein Drittel der Mitglieder beim Staffelsteiner Karnevals-Klub ist zwischen zehn und 30 Jahre alt. In Zahlen: Von 205 Mitgliedern sind 44 etwa zehn bis 20 Jahre alt und 27 zwischen 20 und 30 Jahre. Die Mitglieder versuchen vor allem auf Veranstaltungen und über Mund-zu-Mund-Propaganda auf ihre Vereine aufmerksam zu machen, so Irmi Ullmann, Schriftführerin des SKK. Beim TSV werden zusätzlich Elternnachmittage angeboten und Flyer verteilt. Auch die ständige Präsenz in der Zeitung sei wichtig, so Bernd Donath von der Faustball-Abteilung des TSV Staffelstein.