Sie haben ihre Chance genutzt, die Schülerinnen und Schüler der "eCn-Klasse" an der Johann-Puppert-Schule. Sie konnten nun im Rahmen einer Feierstunde ihre Zeugnisse entgegennehmen. "eCn" steht für "extra Chancen nutzen", dabei handelt es sich um ein Erfolgsmodell das seit Jahren an der Michelauer Mittelschule praktiziert wird.

Insgesamt 25 Schülerinnen und Schüler besuchten im zurückliegenden Schuljahr die eCn-Klasse. Fast alle haben den Mittelschulabschluss erreicht, einige sogar den qualifizierenden Mittelschulabschluss.

Gefördert wird das besondere Modell für die 9. Klasse durch die Gemeinde Michelau, dem Sachaufwandsträger, dem Evangelischen Dekanat Michelau, als Freier Träger und durch die Spenden der Sparkasse. Auch der Elternbeirat und der Förderverein unterstützen das Projekt das nach Möglichkeit auch im kommenden Schuljahr erneut angegangen werden soll.

Es war eine würdige Feierstunde, der die Schülerinnen und Schüler durch ihre festliche Kleidung Rechnung trugen. Etwas befremdlich erschien auf den ersten Blick der Auftritt von Ute Geißler. Sie hatte die religiöse Besinnung zu Beginn übernommen. Minutenlang kramte sie alle möglichen Utensilien aus ihrer Handtasche hervor ehe sie dann doch noch fündig wurde.

Es war ein kleines Kreuz, das sie gesucht hatte. "Ich hab ein Kreuz mitgebracht. Für mich ist es heute wichtig für euren besonderen Tag", verriet sie den Entlassschülern und fügte hinzu, dass dieses Kreuz von Kindersoldaten aus abgeschossenen Patronenhülsen einer Kalaschnikow hergestellt worden war.

Das Entleeren der Handtasche stand natürlich symbolisch dafür, was nötig ist für den weiteren Weg, der vor den Jugendlichen liegt. "Man muss vorsorgen, man muss möglichst für alles vorbereitet sein", auch wenn diese Maximalforderung nicht zu erfüllen ist. Gottvertrauen hilft dabei, die Sorgen des Alltags zurückzudrängen, verkündete sie.

Mut machen sollte auch der eingespielte lyrische Song von "Silbermond": "Es reist sich besser mit leichtem Gepäck". Dafür reicht auch ein kleiner Rucksack, den die Absolventen von Schulleiterin Alexandra Kober überreicht bekamen.

Nicht alles, was die Schulleiterin ihren Schülern zum Abschied wünschte dürfte wohl Platz in dem kleinen Rucksack finden: Mut, Hoffnung, Durchhaltevermögen, Anstrengungsbereitschaft sind ohnehin Charaktereigenschaften die sich nicht materiell fassen lassen. Das gleich gilt auch für das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Nicht weniger wichtig ist es, so die Schulleiterin, die richtigen Weggefährten zu finden und stets sollte man auch ein klares Ziel vor Augen haben.

"Wer etwas vermeiden will, sucht Gründe, wer etwas erreichen will sucht Wege", lautete die Botschaft die Schulamtsdirektor Norbert Hauck den Entlassschülern mit auf dem Weg gab. Durch zahlreiche Parallelen aus der Welt des Fußballsports verdeutlichte er, worauf es im weiteren Leben besonders ankommt.

Bürgermeister Helmut Fischer (CSU) richtete den Blick auf den erworbenen Abschluss. "Ihr könnt stolz auf das Erreichte sein", gratulierte er im Namen der Gemeinde. Die will sich auch in Zukunft für ihre Schule am Ort einsetzen. Den stolzen Betrag von 6,6 Millionen Euro will man in die Generalsanierung des Gebäudes investieren.

"Wir sind eine ganz besondere Klasse, wir haben das Schuljahr gemeinsam gerockt", bekannten die Sprecherinnen der Entlassschüler. Gerne erinnerten sie, untermalt mit Bildern an gemeinsame Unternehmungen und besondere Veranstaltungen. Ihr Dank galt allen beteiligten Lehrkräften. Als Anerkennung überreichten sie jeweils eine Sonnenblume an die Schulleiterin Alexandra Kober, die Lehrkräfte Christa Witzgall, Martina Faber, Angelika Bittermann, Kathrin Sünkel, Tina Schardt und Angelika Weiß. Nicht vergessen wurden auch die Sekretärin Birgitt Böhm und der Hausmeister Michael Prehmus. Ein zusätzliches Geschenk erhielt ihr Klassleiter Roland Löffler. Dankesworte richteten sie an ihre Eltern und an Frau Ortmann von der Agentur für Arbeit.

Abschließender Höhepunkt der Feierstunde war die Aushändigung der Zeugnisse. Zusätzlich gab es noch eine Mappe des Landkreises für jeden einzelnen der erfolgreichen eCn-Schüler. Eine besondere Ehrung wurde dem besten männlichen Absolventen und der besten weiblichen Absolventin zuteil. Für ihre herausragende Leistung wurden Jaqueline Krappmann und Alexander Eckhardt von der Schulleiterin gesondert ausgezeichnet.

Ob es ab September an der Johann-Puppert-Schule wieder eine eCn-Klasse geben wird, hängt von der Schülerzahl ab. Die Anmeldefrist läuft und momentan sind noch Plätze frei. Aus dem ganzen Landkreis können Jugendliche hier ein freiwilliges Schuljahr dranhängen. Interessant ist die eCn-Klasse für alle Schüler, die am qualifizierenden Hauptschulabschluss gescheitert sind. Die freiwillige Ehrenrunde lohnt sich. Die beiden Praktika helfen bei der Berufswahl. Nicht selten wird noch in der Schulzeit ein Ausbildungsvertrag angebahnt.