Drei Existenzgründer, ein Reporter und die Erkenntnis: Ein Turm ist höher als breit: Impressionen vom ersten oberfränkischen Gründertag der Wirtschaftsjunioren Lichtenfels in Kloster Banz.
Bevor die 15 Seminarteilnehmer Vorträge über Geschäftsmodelle, Finanzierung und Marketing für Selbstständige hören, steht eine Praxisaufgabe auf dem Programm: Im Team innerhalb von 15 Minuten einen Turm aus Legosteinen bauen. Für Bauhöhe, Bauzeit und verwendete Bauteile gibt es jeweils festgelegte Gewinnmargen. Das Ziel: ein möglichst hoher Gesamtgewinn.

Drei Viererteams gibt es. Und ein Drei-Mann-Team. Der Reporter soll aushelfen. Warum eigentlich nicht? Mittendrin, statt nur dabei.
Im Team ist man gleich per du, bevor die 15 Minuten beginnen, ist Zeit für ein kurzes Kennenlernen. Thorsten aus Ebensfeld ist Unternehmensberater. "Ich will mir das hier einfach mal anschauen", sagt er. Denn er entwickelt gerade eine Geschäftsidee im Internetbereich. Fabian, der Jüngste im Team, kommt aus Coburg. "Ich will irgendwann einmal mein eigener Chef sein", ist er sich sicher. Den Gründertag will er nutzen, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Ihm geht auch eine Internetidee durch den Kopf. "Irgendwas mit Social Media." Michel ist Fahrlehrer aus Zapfendorf und der Erfahrenste im Team. "Ich möchte mich auf den neuesten Stand bringen, meine Frau plant nämlich eine Existenzgründung", erklärt Michel sein Kommen.

Dann geht es auch schon ans Eingemachte. Ein Legoturm soll gebaut werden - und zwar mit möglichst viel Gewinn. In der dreiseitigen Aufgabenbeschreibung sind die Parameter festgelegt: Wie viel Geld bekommt man für Bauhöhe, Bauzeit und Bauteile? Alles in Diagrammen dargestellt. Nach 15 Minuten muss ein exakter Plan stehen, nur wenn dieser (über-) erfüllt wird, gibt es virtuelles Geld.

Nach kurzem Herumspielen mit den bunten Legosteinen und einem Blick auf die Gewinnmargen wird schnell klar: Schnelle Bauzeit und wenig Bauteile versprechen den höchsten Gewinn. Logische Schlussfolgerung: Unser Turm wird nur aus einem Legostein bestehen. Eine Woge der Euphorie schwappt durch das Team. "Wir haben den Prozess optimiert", stellt Michel fest. Diebisch die Freude, als wir sehen, dass die Konkurrenz sich an hohen Türmen probiert.

Die 15 Minuten Planungszeit sind vorbei. Jetzt gilt es.
Der "Businessplan" wird an die Wirtschaftsjunioren übergeben, die Stoppuhren für die Realisierung der Türme laufen. Thorsten knallt einen roten Legostein auf den Tisch. "Fertig!", ruft er. Unser Team grinst siegessicher, denn die Konkurrenten bauen noch fleißig.

Bei der Auswertung dann der Schock. Unser Team rechnet fest mit einem virtuellen Gewinn von 14 000 Euro. Stattdessen schreibt Spielleiter Tim Schlott hauer, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren in Bayern, eine kleine, runde Null auf einen Flipchartbogen. "Laut Definition ist ein Turm höher als breit", sagt er zur Begründung.
Diesen externen Faktor hätten wir übersehen. Letzter Platz.

Besonders Thorsten will das nicht anerkennen und versucht zu argumentieren. Keine Chance, die Regeln sind unerbittlich. Dennoch gibt es Lob vom Spielleiter: "Sie waren clever und haben das Prinzip des Spiels geknackt", sagt Schlotthauer. Aber in der Euphorie habe keiner aus dem Team daran gedacht, was ein Turm eigentlich ist. "Wichtig ist, dass man Fehler akzeptiert", sagt Markus Zahner, Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren in Lichtenfels und ergänzt: "Manchmal können einem externe Faktoren das Genick brechen."

Und die Moral von der Geschichte? "Als Gründer kann man nicht alles wissen, manchmal muss man sich bei Experten Ratschläge holen", betont Tim Schlotthauer.
Cleverness ist wichtig, um eine erfolgreicher Existenzgründer zu werden - dabei sollte man allerdings die Realitäten (was ist ein Turm?) nicht aus dem Auge verlieren. Auch wenn es "nur" um Legosteine geht.