Die drei aneinandergereihten Tafeln sind voll beschrieben: Stadt, Fenster, Spiegel und die Konjugationen von Verben wie "haben" und "kaufen" sind in weißer Kreide angeschrieben. Gerade kommt in der Klasse etwas Unruhe auf. Die Bedeutungen des Wortes "finden" machen Probleme. Anja Dechant-Sundby versucht, die Unterschiede zu erläutern. Gestenreich und im fließenden Wechsel zwischen Englisch und Deutsch schafft es die Lehrerin, das Wort zu erklären. Viele Schüler nicken, sie haben verstanden.
Anja Dechant-Sundys Schüler sind Bewohner des Asylbewerberheims in Weismain. Ungefähr 20 bis 25 Bewohner kommen zu den Deutschkursen, die von den "Aktiven Bürgern Lichtenfels" angeboten werden.
Am Freitag fand der Kurs zum 30. Mal statt. Ein Grund, bei Kaffee und Kuchen zu feiern. Im Juli begann Dagmar Dietz mit Stadtführungen den Sprachunterricht. Mittlerweile engagieren sich auch Anja Dechant-Sundby, Sengül Bali und Hedi Sonanini als ehrenamtliche Lehrerinnen.
Zunächst nur einmal pro Woche
Am Anfang, erzählt Anja Dechant-Sundby, fand der Kurs einmal in der Woche statt. Mittlerweile treffen sich die Asylbewerber und ihre Lehrerinnen dreimal pro Woche in der ehemaligen Kapelle des Hauses, die nun als Schulungsraum dient. "Das war der Wunsch von den Leuten hier", sagt Anja Dechant-Sundby. "Tische und Stühle hat uns Hans Püls senior gestiftet, die Tafeln Alois Dechant", erzählt Dagmar Dietz. "Es ist schön zu sehen, wie sich die Leute hier ehrenamtlich engagieren", sagt Johann Hümmer, der bei der Regierung von Oberfranken für die Flüchtlingsbetreuung zuständig ist. In Weismain leben rund 130 Asylbewerber. Oberfrankenweit sind es 1250 in 16 Einrichtungen.
Die knapp zweistündigen Kurse der "Aktiven Bürger" sind vor allem an der Praxis orientiert. "Meine Philosophie ist es, den Menschen erst mal das Nötigste beizubringen, damit sie sich beim Einkaufen verständigen können oder einen Arzt rufen können", erklärt Anja Dechant-Sundby. Vor allem die Heterogenität der Gruppe ist eine besondere Herausforderung für die freiwilligen Lehrerinnen. Unterschiedliche Herkunftsländer (wie Afghanistan, Äthiopien, Kosovo, Pakistan, Iran, Irak), verschiedene Sprachen, Altersklassen und Bildungshintergründe machen einen am Schulunterricht orientierten Unterricht unmöglich.
Schüler helfen sich gegenseitig
"Mit Deutsch alleine würde ich mir schwer tun, aber selbst mit Englisch stößt man an seine Grenze", sagt Anja Dechant-Sundby. Das schöne sei aber, dass sich die Menschen untereinander helfen würden und bei Unklarheiten für andere übersetzen.
Unklarheiten möchten Anja Dechant-Sundby und ihre Kolleginnen möglichst vermeiden; sie nehmen sich viel Zeit für ausführliche Erklärungen. Doch bei manchen Kursteilnehmern könnten sie leider wenig ausrichten. "Das frustriert mich, wenn ich es nicht allen erklären kann", sagt Dechant-Sundby. So sei ein älterer Mann nach drei Kursen nicht mehr gekommen, weil er einfach nichts verstanden habe.
Zwar wolle man nicht, dass die Leute aufgeben, verständlich sei es bei manchen, die überhaupt keine Basis hätten, aber schon. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Erfolgserlebnisse für die ehrenamtlichen Helferinnen. "Ich freue mich immer wahnsinnig, wenn manche einen ganzen, korrekten Satz sagen", erzählt Anja Dechant-Sundby.
Frauen sind besonders engagiert
Gerade die Frauen in dem Kurs seien besonders engagiert. "Sie sprechen in der Regel mehr als ihre männlichen Kollegen und lernen so recht schnell", sagt die ehrenamtliche Sprachlehrerin. Die Äthiopierinnen Rahel Getachew und Tigist Tesfaye, die erst seit wenigen Monaten in Weismain sind, verstehen schon viel Deutsch und sprechen auch ohne Scheu. Deutschland gefällt ihnen, aber das Wetter ist ihnen zu kalt, erzählen die beiden, die ihre Lehrerinnen, wie viele der Kursteilnehmer, schon fest ins Herz geschlossen haben.
Aber auch unter den Männern gibt es Musterschüler. Einer ist Gholam Reza Moharrami, der vor fünf Monaten aus Afghanistan nach Deutschland kam. Ordentlich führt er sein Heft und schreibt in sauberer Handschrift die Wörter von der Tafel ab. "Der Kurs bringt mir sehr viel", sagt er. Auch Toqueer Kahlid, der wegen der politischen Situation vor vier Monaten aus Pakistan nach Deutschland floh, ist froh über das Angebot der "Aktiven Bürger". Kahlid, der in seiner Heimat als Automechaniker in der Landwirtschaft gearbeitet hat, träumt davon, in Deutschland arbeiten zu dürfen.
Spaß und lockere Stimmung
Mittlerweile sind ihr und den anderen Lehrern ihre Schüler ans Herz gewachsen. "Der Kurs macht mir sehr viel Spaß. Die Stimmung ist meistens locker", sagt Anja Dechant-Sundby. "Die Kurse selber sind teilweise schon stressig, aber wenn ich heimkomme, habe ich ein richtiges Glücksgefühl", erzählt Dagmar Dietz, die sich sehr darüber freut, dass die Asylbewerber das Angebot so gut annehmen. Und nicht nur die Teilnehmer profitieren vom Sprachunterricht.
"Ich habe viel darüber gelernt, wie die verschiedenen Nationen untereinander kommunizieren und was in den Ländern meiner Schüler los ist", erzählt Anja Dechant-Sundby und ergänzt: "Viele Menschen wären eine absolute Bereicherung für unsere Gesellschaft."
Anja Dechant-Sundys Schüler sind Bewohner des Asylbewerberheims in Weismain. Ungefähr 20 bis 25 Bewohner kommen zu den Deutschkursen, die von den "Aktiven Bürgern Lichtenfels" angeboten werden.
Am Freitag fand der Kurs zum 30. Mal statt. Ein Grund, bei Kaffee und Kuchen zu feiern. Im Juli begann Dagmar Dietz mit Stadtführungen den Sprachunterricht. Mittlerweile engagieren sich auch Anja Dechant-Sundby, Sengül Bali und Hedi Sonanini als ehrenamtliche Lehrerinnen.
Zunächst nur einmal pro Woche
Am Anfang, erzählt Anja Dechant-Sundby, fand der Kurs einmal in der Woche statt. Mittlerweile treffen sich die Asylbewerber und ihre Lehrerinnen dreimal pro Woche in der ehemaligen Kapelle des Hauses, die nun als Schulungsraum dient. "Das war der Wunsch von den Leuten hier", sagt Anja Dechant-Sundby. "Tische und Stühle hat uns Hans Püls senior gestiftet, die Tafeln Alois Dechant", erzählt Dagmar Dietz. "Es ist schön zu sehen, wie sich die Leute hier ehrenamtlich engagieren", sagt Johann Hümmer, der bei der Regierung von Oberfranken für die Flüchtlingsbetreuung zuständig ist. In Weismain leben rund 130 Asylbewerber. Oberfrankenweit sind es 1250 in 16 Einrichtungen.
Die knapp zweistündigen Kurse der "Aktiven Bürger" sind vor allem an der Praxis orientiert. "Meine Philosophie ist es, den Menschen erst mal das Nötigste beizubringen, damit sie sich beim Einkaufen verständigen können oder einen Arzt rufen können", erklärt Anja Dechant-Sundby. Vor allem die Heterogenität der Gruppe ist eine besondere Herausforderung für die freiwilligen Lehrerinnen. Unterschiedliche Herkunftsländer (wie Afghanistan, Äthiopien, Kosovo, Pakistan, Iran, Irak), verschiedene Sprachen, Altersklassen und Bildungshintergründe machen einen am Schulunterricht orientierten Unterricht unmöglich.
Schüler helfen sich gegenseitig
"Mit Deutsch alleine würde ich mir schwer tun, aber selbst mit Englisch stößt man an seine Grenze", sagt Anja Dechant-Sundby. Das schöne sei aber, dass sich die Menschen untereinander helfen würden und bei Unklarheiten für andere übersetzen.
Unklarheiten möchten Anja Dechant-Sundby und ihre Kolleginnen möglichst vermeiden; sie nehmen sich viel Zeit für ausführliche Erklärungen. Doch bei manchen Kursteilnehmern könnten sie leider wenig ausrichten. "Das frustriert mich, wenn ich es nicht allen erklären kann", sagt Dechant-Sundby. So sei ein älterer Mann nach drei Kursen nicht mehr gekommen, weil er einfach nichts verstanden habe.
Zwar wolle man nicht, dass die Leute aufgeben, verständlich sei es bei manchen, die überhaupt keine Basis hätten, aber schon. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Erfolgserlebnisse für die ehrenamtlichen Helferinnen. "Ich freue mich immer wahnsinnig, wenn manche einen ganzen, korrekten Satz sagen", erzählt Anja Dechant-Sundby.
Frauen sind besonders engagiert
Gerade die Frauen in dem Kurs seien besonders engagiert. "Sie sprechen in der Regel mehr als ihre männlichen Kollegen und lernen so recht schnell", sagt die ehrenamtliche Sprachlehrerin. Die Äthiopierinnen Rahel Getachew und Tigist Tesfaye, die erst seit wenigen Monaten in Weismain sind, verstehen schon viel Deutsch und sprechen auch ohne Scheu. Deutschland gefällt ihnen, aber das Wetter ist ihnen zu kalt, erzählen die beiden, die ihre Lehrerinnen, wie viele der Kursteilnehmer, schon fest ins Herz geschlossen haben.
Aber auch unter den Männern gibt es Musterschüler. Einer ist Gholam Reza Moharrami, der vor fünf Monaten aus Afghanistan nach Deutschland kam. Ordentlich führt er sein Heft und schreibt in sauberer Handschrift die Wörter von der Tafel ab. "Der Kurs bringt mir sehr viel", sagt er. Auch Toqueer Kahlid, der wegen der politischen Situation vor vier Monaten aus Pakistan nach Deutschland floh, ist froh über das Angebot der "Aktiven Bürger". Kahlid, der in seiner Heimat als Automechaniker in der Landwirtschaft gearbeitet hat, träumt davon, in Deutschland arbeiten zu dürfen.
Spaß und lockere Stimmung
Mittlerweile sind ihr und den anderen Lehrern ihre Schüler ans Herz gewachsen. "Der Kurs macht mir sehr viel Spaß. Die Stimmung ist meistens locker", sagt Anja Dechant-Sundby. "Die Kurse selber sind teilweise schon stressig, aber wenn ich heimkomme, habe ich ein richtiges Glücksgefühl", erzählt Dagmar Dietz, die sich sehr darüber freut, dass die Asylbewerber das Angebot so gut annehmen. Und nicht nur die Teilnehmer profitieren vom Sprachunterricht.
"Ich habe viel darüber gelernt, wie die verschiedenen Nationen untereinander kommunizieren und was in den Ländern meiner Schüler los ist", erzählt Anja Dechant-Sundby und ergänzt: "Viele Menschen wären eine absolute Bereicherung für unsere Gesellschaft."