Erzbischof Ludwig Schick war Zelebrant des Gottesdienstes am Samstagabend in der Kilians-Kirche. Der Oberhirte aus Bamberg hatte ein Anliegen: Berufungen und Priesternachwuchs. Dazu suchte er im Nachgang auch den Austausch mit Jugendlichen im Stadtmuseum.

Dass es um den Nachwuchs in der katholischen Kirche dünn bestellt ist, weiß man. Doch wer bei dem Gottesdienst in der letzten Bankreihe saß und die Besucher im Blick hatte, der musste feststellen, dass kaum jemand aus der U-30-Generation in den Bankreihen saß. Aber drei Jugendliche waren es dann doch, die es zum Plausch mit Erzbischof Ludwig Schick ins Stadtmuseum zog.

Der Rest war eben älter. Und so stand er da, der Bischof, am Stehtisch und mit freundlichem Blick. Jemand, der es fertigbringt, auch mit beständig vor der Brust verschränkten Armen noch sympathisch zu wirken. Die Mitra hatte er abgelegt, lediglich Priesterkragen und Brustkreuz zeugten von seinem Amt. Der Erzbischof wollte sich Fragen stellen, die etwas über den Alltag eines Menschen verraten, der sich in den Dienst an der Kirche gestellt hat. Und vielleicht wollte er somit auch demonstrieren, welche Pflichten und welche Reize ein solcher Beruf bietet.

Ihm seitlich gegenüber sitzend befand sich auch Annika Storch, eine 15-jährige Staffelsteinerin, Ministrantin und Realschülerin. "Ich bin generell interessiert, wie ein Bischof sein Leben gestaltet", erklärt sie und stellt eine amüsante Frage: "Haben Sie schon einmal eine Predigt kopiert?" Ludwig Schick antwortet, er habe das nicht.


Die Medizin als erste Liebe

Und der 68-jährige gebürtige Marburger erklärte an diesem Abend noch viel mehr zu seinem Alltag, zu seinen Gebetszeiten und seiner ersten eigentlichen Liebe, der Medizin. Diese Wissenschaft habe er zunächst studieren wollen, bevor er den Ruf in sich vernahm, mehr für die Seelen der Menschen da zu sein. Im Grunde, das klang deutlich an, ist auch er ein Spätberufener, einer ohne vorherige Ministrantenlaufbahn und Gemeindeeinbindung.

Zum Aufbau des Religionsunterrichts und zu Fragen der Frauenordination - "So lange ich
lebe, wird es wohl keine Frauen im Priesterberuf geben, wenn das anders kommt, kann ich gut damit leben" - nahm er Stellung. Aber sein Kommen hätte mehr Fragen von Jugendlichen verdient gehabt. Und den besuche von mehr jungen Leuten. Fünf Firmlinge, die Ende März eigens Fragen zu dieser Veranstaltung mit ausgearbeitet haben, seien nicht gekommen, sagt Annika Storch.

Nach rund 40 Minuten war alles vorüber und der Bischof durch Einbindung in seinen engen Zeitplan gegangen. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Das Feld der Berufungen und des Priesternachwuchses ist schwer zu beackern.