"Bayerns peinlichste Schau" - die Überschrift zum Artikel, der am Samstag, 23. Juni, im Bayernteil der Süddeutschen Zeitung erschien, klingt fast etwas reißerisch. Lutz Mükke, der unter anderem im Leipzig Journalismus und Afrikanistik studierte, schildert darin einen Besuch im Museum von Kloster Banz und der orientalischen Sammlung von Herzog Maximilian in Bayern.

Der Adlige brachte Mitte des 18. Jahrhunderts viele Souvenirs mit von einer Reise nach Ägypten, darunter eine Mumie sowie Mumienschädel. Mükke zeigt sich - das verrät schon die Überschrift - wenig angetan davon, was er sah und zitiert eine Besucherin aus Haßfurt, die mit zwei Kindern durch die Ausstellung ging und scharfe Kritik daran übt, dass eine Mumie und die Schädel zu sehen sind. Dazu stellt er Aussagen von Karl Heinrich von Stülpnagel, Leitender Restaurator des Ägyptischen Museums der Universität Leipzig, der die Position vertritt, menschliche Überreste sollten grundsätzlich nicht ausgestellt werden, weil man außer einem gewissen Gruseleffekt nichts vermitteln würde.

Der Aktikel von Lutz Mükke in der Süddeutschen Zeitung

Deutlich ist auch die Unterzeile zum Bericht: "In Kloster Banz zeigt die Hanns-Seidel-Stiftung eine orientalische Sammlung samt Schrumpfköpfen. Damit verstößt das Museum gegen die Richtlinien für den Umgang mit menschlichen Überresten."

Bei Museumsleiterin Brigitte Eichner-Grünbeck stieß der Bericht auf kein Verständnis: "Lutz Mükke kann unmöglich den Text, der neben dem Eingang zu dem Zimmer steht, gelesen haben." Und dem Leipziger Kollegen rät sie, sich doch nicht nur allein anhand von Bildern ein Urteil zu machen - und eventuell unvollständiger Information.

Tatsächlich ist der Bericht schon in der Überschrift falsch. Weder handelt es sich um Schrumpfköpfe noch gibt es Richtlinien, gegen die ein Verstoß vorliegen könnte.
In der Online-Version des Berichtes der Süddeutschen Zeitung hat man das schon korrigiert, aber die weiteren, kleineren Fehler, auf die das Museum in einer Stellungnahme hinweist, finden sich weiter im Text. So wird der Herzog als Landesvater bezeichnet, der er nie war, und seine Tochter Sisi schreibt sich mit einem "S" und die Schrumpfköpfe, die keine sind, stehen auch noch da.

Die Stellungnahme der Hanns-Seidel-Stiftung

Letztendlich - das schreibt auch Lutz Mükke - geht es um das Thema, wie man mit sterbliche Überresten umgeht. "Es gibt keine Richtlinien, sondern eine Empfehlung des Museumsbundes", sagt Eichner-Grünbeck. Und die würden vor allem einen pietätvollen Umgang damit ans Herz legen. Die Mumie ist deshalb mit einem Stück dunklem Gazematerial abgedeckt, jetzt hat man das auch bei den Mumienköpfen gemacht. Hier sucht Eichner-Grünbeck noch nach einem leicht transparenten Stoff. Zudem ist der Raum nur spärlich beleuchtet. Bei Führungen weise man auch darauf hin, dass sterbliche Überreste zu sehen seien - und achte auch besonders auf Kinder. Es sei auch keine wissenschaftliche Ausstellung, sondern ein Abbild einer "Wunderkammer", wie sie zur damaligen Zeit zusammengetragen wurden, Mumie und Mumienköpfe gehörten in dem Fall dazu.

In der Zeit, als Mükke zu Besuch gewesen sein muss, habe man bei Führungen keine Kinderkarten verkauft. Was Eichner-Grünbeck auch wundert: Mükke hatte sich nur einmal kurz per Mail im April an das Museum gewendet und Fragen gestellt: "Die hätte er auch sich selber beantworten können, wenn er Texte und Ausstellungskatalog studiert hätte." Dass er für eine Zeitung an einem Bericht arbeitet, ließ er nicht erkennen. "Wir waren etwas überrascht, als ein Text von ihm erschien." Der sorgte für einen kurzen Anstieg der Besucherzahlen um 20 Prozent bei den Führungen. Doch diejenigen, die sich zum Besuch durch die Überschrift anlocken ließen, seien eher enttäuscht gewesen. Banz erwies sich für sie nicht als Stätte reißerischer Totenschauen.