Eine Kranvorrichtung steht vor der Tür, die Flure sind kahl, ein Monteur steigt im Blaumann aus dem Aufzugschacht und Kabel hängen von der Decke. Und doch steht der Umzugstermin in das neue Klinikum fest. Am Montag erfolgte hierzu die Pressekonferenz im Neubau selbst.

Wie zieht man nur mit einem Krankenhaus um? Im Grunde leitete sich jede Frage irgendwie von dieser Hauptfrage ab. Und Fragesteller gab es am gestrigen Montag für Krankenhausdirektorin Eva Gill und Landrat Christian Meißner genug: Radio, Fernsehen, Zeitung.

Der Umzug, so erfuhr man, werde am 21. Juli erfolgen. Einerseits. Andererseits: Man ist trotzdem schon gerade mittendrin. Denn bevor die Patienten mitsamt ihrer Betten verlegt werden, sollen die Büroräume und Ärztezimmer samt Computer eingerichtet sein, sollen Labor, Archiv oder Frauenklinik schon parat stehen. Deren Umzug erfolgte schon am Wochenende bzw. erfolge gerade in dieser Woche.


Erst müssen die Systeme laufen

Am Ende all dessen werden 2000 Umzugskisten mit 1800 Kubikmeter Gerätschaften und sonstigen Dingen vom Helmut-G.-Walther-Klinikum ins neue Haus verbracht worden sein. Exklusive Patienten. Deren Umzug soll erst dann geschehen, wenn man sich sicher sein kann, "dass alle Systeme laufen". Vorher werde man ganz bestimmt nicht umziehen "um irgendwem irgendwas zu beweisen und Patienten Stress auszusetzen", wie Meißner herausstellte.

Dahinter steckten erst noch die bevorstehende Feuertaufe für das Störungsmanagement, der Test von Notstromaggregaten, die von Herstellern vorzunehmenden Einweisungen in Hightech-Geräte sowie deren "auf Herz und Nieren" vorzunehmende Technikprüfung. Erst dann könne man mit Patienten in ein Haus umziehen, das just an diesem 21. Juli vollkommen funktionsfähig und störungsunanfällig sein soll, gibt auch Markus Semmelroch, Technischer Leiter des Klinikums, zu verstehen.


Bürger wollten helfen

Schon im Januar 2017, so Eva Grill, habe man an dem Logistikplan für den Umzug gearbeitet. Eingebunden hierbei EDV, die ärztliche Direktion oder die Technik. Zur Verblüffung der Anwesenden hätten sich laut Meißner und Grill auch Lichtenfelser Bürger schon gemeldet und nachgefragt, ob sie bei einem Umzug helfen könnten. All dieser Verbundenheit musste man aber doch eine Absage erteilen, da es auf derlei Vorgänge in der Medizin spezialisierte Umzugsfirmen gebe.

Der Frage, ob es stimme, dass Mitarbeiter des Hauses schon vor Zeiten bezweifelt hätten, dass der einst vor dem nun anberaumten 21. Juli geplante Umzug klappen würde, begegnete Gill geradezu sportlich. "Es gab welche, die sagten, das wird sportlich. (...) Jetzt aber sind sie selber begeistert." Tatsächlich hätten -Umzugsfirmen hin, Lichtenfelser Bürger her - Mitarbeiter des Hauses selbst schon Hand an ihrem Umzug angelegt, hätten Kisten gepackt und in den Neubau verbracht. Nebeneffekt: Kostensenkung. Doch darum gehe es nicht. "Wir hätten vom Budget her den Umzug stemmen können, das Geld wäre da", so Meißner. Doch die Mitarbeiter hätten aus Engagement und Verbundenheit gepackt und getragen.


Kein Spardruck

Dahinter habe auch kein Spardruck gesteckt. Einen solchen gebe es eh nicht, versicherte Meißner, denn: Wir sind nicht der Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie. " Man hätte "vom Budget her" den Umzug gänzlich Firmen überlassen können, "das Geld wäre da", versicherte Meißner, der offenkundig Gefallen am Engagement der Klinikmitarbeiter zeigte. "Die Leute haben einen Bezug, die wollen mit anpacken."


Patientenumzug ohne Medien

Am 21. Juli soll die Presse nicht vor Ort sein und auch sonst niemand, der Fotos machen könnte. Das, so darf man Eva Gill als Bilanz wohl in den Mund legen, gehöre sich nicht. Der Stress für die Patienten wäre zu groß, das Gefühl des Ausgeliefertseins auch. Um 6 Uhr morgens gehe es los, auch bei 75-prozentiger Auslastung des Hauses. Eine Notaufnahme würde vom Umzug nicht beeinträchtigt werden und an jedem Bett, das vom einen zum anderen Haus gerollt wird, seien dann ein Arzt und eine Pflegekraft.

Selbst für den Fall aufkommender Komplikationen und einer Notrettung wäre sofort gesorgt. Überhaupt sei der 21. Juli auch darum als Termin bestimmt worden, weil dann noch keine Schulferien sein werden. "Wir brauchen den vollen Personalstand für den Umzug", so Gill.