Bis zum Frühsommer 2017 werden in Altenkunstadt und seinen Ortsteilen die letzten weißen Flecken auf der Breitband-Karte geschlossen. Dann kann in jedem Haushalt mit einer Geschwindigkeit von mehr als 30 Mbit pro Sekunde über den Datenhighway gesurft werden.

"Rund 60 Haushalte werden angeschlossen. Die Ortsteile Zeublitz, Tauschendorf, Trebitzmühle und Kordigast, die im Durchschnitt rund zehn Megabit aufweisen, werden in Gänze aufgerüstet. Hinzu kommen einzelne Gebäude in Woffendorf, Strössendorf, Röhrig und Altenkunstadt, darunter das neue Fachmarktzentrum in der Weismainer Straße, die knapp unter 30 Mbit pro Sekunde liegen", klärte Diplom-Ingenieur Siegbert Reuther aus Bad Staffelstein den Gemeinderat auf.

In einem Losverfahren werden die Netzbetreiber ermittelt. Wenn dieses abgeschlossen ist, dann stehen auch die Kosten fest. In einer anderen Frage herrscht bereits jetzt Klarheit: Der Breitbandausbau wird im Rahmen des Förderprogramms "Aufbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen in Bayern" durchgeführt. Die Fördersumme für die Gemeinde Altenkunstadt beträgt maximal 800 000 Euro. Da eine Kooperation mit der Nachbarkommune Burgkunstadt geplant ist, gibt es einen Bonus von 50 000 Euro obendrauf.

Hochmoderne Glasfaserkabel sollen bis ins Haus verlegt werden, die für eine Geschwindigkeit von 100 Mbit und mehr sorgen werden. In einigen der eingangs angeführten Orten, z. B. in Woffendorf, kommt es zu der kuriosen Situation, dass der eine Hausbesitzer in den Genuss der Glasfasertechnik kommt, die nach Auskunft von Reuther "unendlich viel Bandbreite bringt", während sein Nachbar weiterhin mit seinem "in der Bandbreite limitierten Telefonkupferkabel" Vorlieb nehmen muss.


Ein "Zick-Zack-Kurs"

Als Schuldigen an der Misere hatte der Referent die bayerische Staatsregierung ausgemacht: "Nur wer weniger als 30 Mbit hat, gilt als förderfähig und gelangt in den Genuss der Glasfasertechnik." Eine Regelung, die im Gremium auf Unverständnis stieß. Geschäftsstellenleiter Alexander Pfaff sprach von einem Zick-Zack-Kurs, während Ludwig Winkler von den Freien Bürgern der Ortsteile (FBO) nur noch mit dem Kopf schütteln konnte: "Das ist nicht mehr nachvollziehbar. Ein Haus hat es, das andere nicht." "Sie sprechen mir aus der Seele. Das ist den Bürgern nur schwer zu vermitteln", brachte der Experte Verständnis auf.

Er und Bürgermeister Robert Hümmer (CSU) setzten die Hoffnung auf weitere Förderprogramme. Beide verwiesen auf das Programm, das Bundeswirtschaftsminister Alexander Dobrindt auflegen will und das mindesten 50 Mbit garantieren soll.

Ein Dorn im Auge war Winkler auch die Tatsache, dass es mit der SÜC, einem Unternehmen der Coburger Stadtwerke, der Telekom und Kabel Deutschland unterschiedliche Netzbetreiber in Altenkunstadt gebe, die zum Teil für unterschiedliche Geschwindigkeiten sorgten. Auch hier gab Reuther dem Gemeinderat recht: "Das sind die Folgen, wenn man das Netz privatisiert. Die Straßennetze würden vermutlich genauso aussehen. Deshalb gibt es Überlegungen, die Netze wieder in öffentliche Hand zu geben. Zwei Kommunen im Landkreis Lichtenfels wollen diesen Weg gehen", sagte der Fachmann, ohne konkrete Namen zu nennen.

Des Weiteren teilte Reuther mit, dass der Breitbandausbau im Kernort Altenkunstadt durch die Telekom bis zum Februar nächsten Jahres abgeschlossen sein werde. Die Kosten für diese Maßnahme bezifferte er auf rund 125 000 Euro. Nach Auskunft des Redners übernimmt der Freistaat rund 100 000 Euro. In den angeschlossenen Haushalten würden dann Geschwindigkeiten von 30 bis 50 Megabit pro Sekunde erzielt.

Zudem verwies Reuther darauf, dass bereits jetzt viele Altenkunstadter an das Netz von Kabel Deutschland angeschlossen seien, das bis zu 100 Megabit pro Sekunde garantiere. Ferner erinnerte er daran, dass die meisten Ortsteile Altenkun stadts, wie zum Beispiel Baiersdorf, bereits im Rahmen eines anderen Förderprogramms durch die SÜC eine Zufahrt zur schnellen Datenautobahn erhalten hätten.


Ja zur dritten Stufe

Einstimmig wurde beschlossen, die dritte Stufe im Breitband auswahlverfahren umzusetzen. Außerdem wurde eine Kooperation mit der Nachbarkommune Burgkunstadt beschlossen. Für denkbar hielt es Reuther, eine gemeinsame Glasfaserleitung zu verlegen, die den Altenkunstadter Ortsteil Trebitzmühle mit dem Gewerbegebiet Seewiese in Burgkunstadt verbindet, da beide nahe beieinander liegen.


Altenkunstadt gibt grünes Licht für den gemeinsamen Jugendtreff

Der Weismainer Stadtrat hatte bereits im September grünes Licht für einen gemeinsamen Jugendtreff der drei Kommunen Burgkunstadt, Altenkunstadt und Weismain gegeben. Am Montagabend zog der Gemeinderat Altenkunstadt mit einem einstimmigen Votum nach. Kreisgeschäftsführer Thomas Petrak vom BRK stellte den geplanten Jugendtreff vor, der in der Kegelbahn der ehemaligen Altenkunstadter Gaststätte Schramm eingerichtet werden soll.

Wie schon in Weismain wurde auch in Altenkunstadt die Frage aufgeworfen, wie die jungen Leute, vor allem aus den Ortsteilen, zum Jugendtreff gelangen. Jan Riedel von den Freien Bürgern der Ortsteile (FBO) brachte die Nutzung des Burgkunstadter Bürgerbusses ins Gespräch. Bürgermeister Robert Hümmer (CSU) teilte mit, dass man auch in Altenkunstadt plane, eine Bürgerbuslinie einzuführen, die einmal in der Woche zwischen Altenkunstadt und seinen Ortsteilen verkehren soll. "Im nächsten Amtsblatt wird es eine Bedarfserhebung geben", sagte Hümmer.

Die Region Obermain-Jura, die die Kommunen Alten- und Burgkunstadt sowie Weismain umfasst, hat seit Jahren mit strukturellen Problemen zu kämpfen. "Abwanderung, zurückgehende Geburtenzahlen und Überalterung sowie das Ausbluten von Ortskernen durch die Aufgabe von Einzelhandelsgeschäften und die kaum vorhandene Neuansiedelung von Unternehmen stellen die Region vor eine hohe Herausforderung", skizzierte Bürgermeister Robert Hümmer den Ist-Zustand. Dieser soll verbessert werden. Dazu beitragen soll eine sogenannte Materialitätsanalyse, die das Versandhaus gemeinsam mit der Universität Bayreuth erstellen wird. In diesem "Verantwortungskompass" sollen Entwicklungsmöglichkeiten für die Region aufgezeigt werden.

Jetzt muss nur noch die Stadt Burgkunstadt ihr "Okay" für einen weiteren kommunalen Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro geben, dann kann das Projekt starten. Die weitere Finanzierung soll neben heimischen Unternehmen über überregionale Förderer, wie die Oberfrankenstiftung oder das Heimatministerium erfolgen. Voraussetzung für die Akquise von Fördermitteln ist die grundsätzliche Zusage der drei Kommunen zur finanziellen Beteiligung.