Es ist ein gutes Gefühl - und es ist belebend, sagt Gertrud Moll-Möhrstedt. "Ich werde oft auf die Kooperation mit den Chinesen angesprochen." Für die geschäftsführende Gesellschafterin des Bad Staffelsteiner Unternehmens ist es ein "Weg aus der Mittelstandsklemme", wie sie sagt: "Du bist klein, du bist gut, aber du hast nicht genug Geld."

Moll ist unter anderem Lieferant für den VW-Konzern. Wie überall in dieser Branche ist der Abnehmer daran interessiert, mit wenigen Zulieferern zusammenzuarbeiten. Also muss man nicht nur gute Produkte liefern können, sondern davon auch möglichst viel - und das, wenn es geht, auch noch weltweit.

"Im Herbst 2012 haben wir auf einer Konferenz in Paris unsere neue Batterie in EFB-Techniologie vorgestellt. Danach sind wir mit Anfragen aus allen Kontinenten überrollt worden." EFB steht für "Enhanced Flooded Battery", eine in Design und Fertigung optimierte Bleibatterie, die gegenüber herkömmlichen Versionen eine doppelte Zyklendauer besitzt, einen besonders niedrigen Innenwiderstand und sich gut aufladen lässt.

Damit ist sie sehr gut geeignet für den Einsatz in Fahrzeugen mit Start-Stopp-Automatik oder vielen elektrischen Verbrauchern. Moll bietet Batterien mit Vlies-Technologie an, die so genannte AGM-Technik. Doch diese Batterien müssen mit sehr geringen Toleranzen gefertigt werden und sind vergleichsweise teuer. Mit FFB-Batterien erreicht man zu geringeren Kosten ein ähnliches Ergebnis.

"Wenn man jahrzehntelanger Lieferant ist, merkt man, wohin sich die Märkte bewegen", sagt Moll-Möhrstedt: nach China. Doch wie soll man als Mittelständler in Deutschland darauf reagieren? Große Konzerne, die Fertigungsstätten auf allen Kontinenten haben, tun sich da leicht: "Uns fehlt für so etwas die Finanzkraft." Zudem wollte man die Fertigung vor Ort in Bad Staffelstein ausbauen. Zusammen mit Klaus Eichhorn von der Auditax-Management-Beratung ging man die Offerten durch - und suchte einen zum Unternehmen passenden Partner.

Den fand man in der Chaowei-Gruppe, ebenfalls ein Familienunternehmen - wenn auch von anderer Größe und börsennotiert: "Chaowei beschäftigt 20.000 Mitarbeiter in 17 Werken und macht 1,7 Milliarden Euro Umsatz", sagt Klaus Eichhorn.

Doch bisher fertigt Chaowei keine Autobatterien, sondern hauptsächlich Batterien für Zweiräder - und möchte in den Markt für Autobatterien im oberen Qualitätssegment einsteigen. Mit der Unterstützung von Moll.
Mehrfach reisten Mitarbeiter von Moll zum Firmenhauptsitz nach Chiangxine, einer Stadt mit 600.000 Einwohnern, etwa 200 Kilometer westlich von Shanghai gelegen.

"Uns war sehr wichtig, dass deren Unternehmenswerte zu uns passen", sagt Gertrud Moll-Möhrstedt. Man gründete ein Joint-Venture, Chaowei baut außerdem gerade eine neue Fertigungsstätte in China auf für einen Ausstoß von drei bis fünf Millionen Batterien im Jahr. Moll-Entwicklungsleiter Manfred Gelbke wird dabei sein, wenn die Produktion mit den anderen Maschinen dort auf die Moll-EFB-Spezifikation abgestimmt wird. Damit kann man VW und Audi künftig direkt in China beliefern.

Außerdem beteiligen sich die Chinesen am Ausbau der Fertigung von Moll in Bad Staffelstein und werden dort Minderheitsgesellschafter. "Wir verkaufen keine Anteile, die Geschäftsführung bleibt unverändert. Neu installiert wird aber ein Beirat", zählt Gertrud Moll-Möhrstedt auf.

6,5 Millionen Euro werden in das Werk in Bad Staffelstein investiert, damit die Produktion von momentan 900.000 Batterien auf 1,6 bis 1,7 Millionen Exemplare erhöht wird. "In diesem Jahr läuft die Planung an, 2015 wird sich dann schon etwas tun, 2016 geht es richtig los." Von außen wird man wenig davon bemerken, die neue Technik spart Platz in der Fertigung. Die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 240 werde sich erhöhen: "Wir gehen momentan von zehn Prozent Plus und mehr aus."