Der Weltklasse-Organist Christian Brembeck trat nicht zum ersten Mal in Kulmbach auf. Wohl aus diesem Grund fanden zahlreiche Musikkenner - trotz des herrlichen Pfingstwetters - den Weg in die kühle Petrikirche. Sie wurden mit einer einzigartigen Performance belohnt. Denn Christian Brembeck erwies sich nicht nur als Meister der Orgel, sondern er zauberte mit Tönen und ließ das Pfingstwunder zur Musik der schönsten Art werden.

Brembeck ist Organist, er hat sich aber auch als virtuoser Cembalist, Pianist und Dirigent einen Namen gemacht. Er trat regelmäßig mit Sergiu Celibidache bei den Münchner Philharmonikern auf und kann hochklassige CDs bei namhaften Labels vorweisen. Für seinen Auftritt in Kulmbach konzentrierte sich Christian Brembeck auf das Pfingstfest und auf musikalische Weisen, die sich mit dem Pfingstwunder auseinandersetzten. "Ich möchte einen dramaturgischen Bogen vom Barock über die Romantik bis zur Neuzeit spannen", erklärte Brembeck auf Nachfrage dieser Zeitung.

So eröffnete er sein Programm mit Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge in G-Dur. "Das ist ein Stück, das im Pedal sehr anspruchsvoll ist", sagte der Organist selbst. Doch Christian Brembeck untertrieb in der Charakterisierung des Werkes. Denn tatsächlich erforderten Präludium und Fuge höchste Virtuosität - und Brembeck überzeugte schon mit diesem Auftakt. "Das ist für mich wie ein Engelsgesang", sagte der Organist selbst über das Werk und sprach damit allen Bachfreunden aus der Seele. Christian Brembeck präsentierte auch "Nun bitten wir den Heiligen Geist" von Dieterich Buxtehude in der dunkel-markanten Art norddeutscher Orgelkompositionen. "Ich möchte bei diesem Werk keine Experimente machen. Ich spiele lieber mit den Klangfarben", so Brembeck.

Ein echter musikalischer Höhepunkt waren die Auszüge aus Francois Couperins "Messe à l'usage des Couvents".

Im Spannungsbogen des Konzertes präsentierte Brembeck dann Gabriel Piernés "Trois Pièces". Das Stück begeisterte und gab beim "Prèlude", bei "Cantilene" und beim Scherzando einen Einblick in die unglaubliche Vielfalt der Rieger-Orgel. Die dreimanualige Orgel gehört mit fünfzig Registern zu den herausragenden Orgeln der gesamten Region. Und bei Piernés romantischem Werk brachte Brembeck die vielfältigen Möglichkeiten in schönster Form zum Ausdruck.

Äußerst beeindruckend war zudem Max Regers Komposition "Pfingsten". Das Werk, das wie eine Orchester-Symphonie angelegt war, setzte das Pfingstwunder in Töne um. Reger, selbst geborener Katholik, verarbeitete in dem Werk den lutherischen Choral "Komm, Heiliger Geist".

Mit Hans-Friedrich Michelsens Orgelkonzert "Es sungen drei Engel ein‘ süßen Gesang", einem Werk, das den exzellenten Organisten schon seit seiner Jugend begleitet, und mit Marcel Duprés "Cortège et Litanie" schloss der Organist seinen beeindruckenden Auftritt in Kulmbach ab. Das Publikum zeigte sich begeistert - und Christian Brembeck schenkte den Musikkennern noch eine Zugabe, die zum Höhepunkt des Konzertes werden sollte: eine gekonnte, meisterhafte Improvisation über ein Pfingstlied, die mit den verschiedenen Registern und Klangfarben der Orgel spielte und das gesamte Gotteshaus zum Tosen brachte.