Die Autofahrer auf der Bundesstraße haben es schon gemerkt: Es tut sich was zwischen Kauerndorf und Kauernburg. An der B 289 stand diese Woche schweres Baugerät. Die Strecke war teilweise halbseitig gesperrt. Eine Ampel regelte den Verkehr. Noch bis Ende Juli wird es immer wieder zu Behinderungen kommen - auch in Richtung Untersteinach.

Was die Autofahrer zu sehen bekommen, ist nur ein kleiner Teil der Arbeiten, die das Staatliche Bauamt Bayreuth durchführt und die als Vorbereitung für den Neubau der Ortsumfahrung Kauerndorf dienen: Bohrungen zur Erkundung des Baugrundes und zur Sicherung der Trinkwassergewinnungsanlagen. Die Arbeiten ziehen sich bis Untersteinach.

Bauleiter Fritz Baumgärtel vom Straßenbauamt: "Wir müssen wissen, wie und wo das Grundwasser strömt, um in der Lage zu sein, baustellenbedingte Störungen zu erkennen und abzuwehren." Bis zum ersten Spatenstich muss der Notfallplan für die Kulmbacher Trinkwasserversorgungsanlage stehen. Dann können die Experten reagieren, sollte auf der Baustelle tatsächlich ein Unfall passieren.

Im Zuge des Umgehungsbaus wird nicht nur der Abschnitt der B 289 bis Kauernburg erneuert und abgedichtet, sondern auch ein Rückhaltebecken gebaut. Damit wird eine Gefahr für das Wasserschutzgebiet entschärft: "Sollte jetzt ein Unfall passieren, dann können auslaufende Flüssigkeiten die Brunnen gefährden." Mit dem Bau werde diese Bedrohung beseitigt.

Aber nicht nur wegen des Grundwassers wird der Boden bis zu einer Tiefe von 95 Metern untersucht. Auch die Geologie ist für die Experten interessant. So werden 14 Bohrungen zu Inklinometermessstellen ausgebaut. Mit diesen Messstellen werden Bewegungen im Hang registriert.

Oder es finden sogenannte Rammsondierungen statt, mit denen die Festigkeit des Untergrunds überprüft wird. Insgesamt gibt es 63 Erkundungsstellen. Aufgrund dieser hohen Zahl hat das Staatliche Bauamt zwei Bohrgesellschaften engagiert, die mit sechs Bohrgeräten gleichzeitig zugange sind. Baumgärtel ist der Fortschritt wichtig: "Heuer soll das Bauablaufkonzept erstellt werden. Dazu brauchen wir die Daten."


Konzept wird erstellt

In diesem Bauablaufkonzept wird dann geklärt, wie mit dem Verkehr während der Bauphase verfahren wird und welche Sicherungsmaßnahmen für Gebäude und die Bahnlinie notwendig sind.

Mit dem Ablauf der Arbeiten ist Stephan Pröschold, der Leiter der Kulmbacher Stadtwerke, zufrieden. Die Zusammenarbeit funktioniere reibungslos. Im Vorfeld habe man genau überlegt, was nötig ist, um die acht Tiefbrunnen zwischen Ködnitz und Kauernburg zu schützen. "Wir haben Vorgaben erarbeitet, an die sich gehalten wird." Die Arbeiter würden überwacht, zudem würden permanent Proben gezogen, um auf Auffälligkeiten sofort reagieren zu können. Die Wasserversorgung der Bürger sei jederzeit voll gewährleistet.

Auch Pröschold weiß um die Gefahren durch Bundesstraße und Bahnlinie. Auch wenn es hier bereits Risikoanalysen und Pläne für einen Unglücksfall gebe, so freue es ihn, dass durch die Baumaßnahme die Bedrohung verringert wird.

Zahlen und Fakten

Tunnel Der Tunnel ist nur ein Teil des Projekts. Insgesamt gibt es vier Abschnitte mit einer Gesamtbaulänge von 2,6 Kilometern. Der Tunnel ist 720 Meter lang und mit zwei Rettungsstollen versehen.

Kosten Die aktuelle Kostenberechnung beläuft sich auf 47,9 Millionen Euro. Baulastträger ist die Bundesrepublik.

Verkehrsaufkommen Das tägliche Fahrzeugaufkommen liegt (Stand 2015) bei 13 000 bis 14 000 Fahrzeugen.
Baubeginn Geplant ist 2020/21. Die Verkehrsfreigabe ist für Ende 2025 vorgesehen.

Planungen Der Antrag auf Planfeststellung erfolgte 2006. Die Baufreigabe war elf Jahre später im Juni 2017.