Die Enttäuschung ist nach der Blamage der deutschen Mannschaft riesengroß. Für Torsten Matthes ist die Weltmeisterschaft aber trotzdem ein tolles Erlebnis gewesen. Der 52-jährige Thurnauer gehört zu den Fußballfans aus dem Raum Kulmbach, die es sich nicht haben nehmen lassen, in Russland live dabei sind. Matthes war beim Auftaktspiel der deutschen Elf gegen Mexiko in Moskau und trotz der 0:1-Pleite begeistert.
"Ich bin Fan des 1. FC Köln und daher Niederlagen gewöhnt", sagt Matthes, der auch das Ausscheiden der deutschen Elf nach dem 0:2 gegen Südkorea gelassen hinnimmt. "Die Besseren sollen gewinnen. Und besser waren wir bei dem Turnuier halt nicht", betont der Thurnauer, der von einer Mannschaft spricht, in der die Chemie nicht gestimmt habe, in der die Weltmeister "zu satt waren".
Matthes, der schon bei der EM 2012 in der Ukraine und 2016 in Frankreich war, schwärmt auch nach dem Ausscheiden der DFB-Elf von der tollen Atmosphäre in Moskau. Strenge Kontrollen von Polizei oder auch Militär hatte er erwartet: "Die hat es nicht gegeben." Vor den gefürchteten russischen Hooligans habe er keine Angst gehabt: "Die Russen, mit denen ich mich unterhalten haben, haben mir gesagt, dass Putin die zur WM weggesperrt hat. In Moskau war es ganz ruhig." Die Stadt sei herausgeputzt worden. "Bauruinen haben wir auch in den Außenbezirken nicht gesehen. Die waren, wenn es mal eine gab, mit Planen abgedeckt."
Schon kurz nach der Landung hat es für ihn und seinen Bruder Falk die erste Überraschung gegeben. Die beiden hatten über das Internet ein Hotel gebucht. "Es war dann aber kein Hotel, sondern ein Bordell, das während der Weltmeisterschaft Zimmer vermietet." Die beiden sind dort geblieben. "Wir haben aber wirklich nur übernachtet."
In der Hauptstadt habe man sich frei bewegen können, berichtet Matthes. Dank der Identifikationsnummer, die bei der WM jeder Fan erhalten hat: ein Papierdokument, ohne das man auch mit Ticket nicht ins Stadion gelangt. Hört sich bürokratisch an, hat laut Mattes aber Vorteile: "Die Fan-ID erlaubt eine visafreie Einreise nach Russland. Und an den Spieltagen kann man den Nah- und Fernverkehr zudem noch kostenlos nutzen."
Kreml, Gorki Park und Basilius-Kathedrale haben er und sein Bruder aufgesucht, ehe es zur Partie ins Luschniki-Stadion ging. Die verlor Deutschland zwar mit 0:1, doch Matthes war beim Russland-Trip das Ergebnis nicht ganz so wichtig: "Man muss auch mal verlieren können. Und für Fans wie mich geht es bei solchen Großereignissen auch nicht nur ums Gewinnen, sondern darum, Land und Leute kennenzulernen."
Wo der 52-Jährige 2022 sein wird? Natürlich in Katar, wo die WM dann wegen der großen Hitze im Sommer im Winter stattfindet. Für Torsten Matthes wird es dann nicht bei einem Kurztrip bleiben: "Ich habe mir vorgenommen, nach der WM eine Woche Urlaub ranzuhängen." Ob er in Katar, sollte sich die deutsche Elf qualifizieren, dann auch wieder Grund zum Jubeln haben wird?
Thurnau
Fußball-WM
Trotz DFB-Pleite: Für einen Thurnauer war die WM ein tolles Erlebnis
Der Thurnauer Torsten Matthes schwärmt trotz der peinlichen Auftritte der deutschen Elf von der Weltmeisterschaft. Der 52-Jährige war in Moskau. Er berichtet von einer tollen Atmosphäre und einer ungewöhnlichen Unterkunft.
Torsten Matthes (Dritter von rechts) war mit seinem Bruder Falk bei der WM in Russland. Unser Bild zeigt die beiden vor der Partie gegen Mexiko in Moskau mit mexikanischen Fans. Foto: privat