So ein Hobby haben die wenigsten. Der eine schraubt an seinem Traumauto, der andere bastelt an der Modelleisenbahn - aber der Thurnauer Ralf Wirth (54) kümmert sich um das Thurnauer Schloss. Seit zehn Jahren als ehrenamtlicher Kastellan tätig, lässt er sich einiges einfallen, um das Wahrzeichen der Marktgemeinde Thurnau ins rechte Licht zu rücken.


Führung in den Katakomben

Der ehemalige Bauingenieur und Sachverständige für historische Gebäude hat schon als Kind "immer im Schloss gespielt". Seit damals kennt er sich in dem Gemäuer aus - bis hinunter in die weit verzweigten Kellergewölbe und unterirdischen Gänge. Daraus entstand die Idee, Führungen anzubieten. "Meine Überlegung war, dass das Schloss für die Bevölkerung zugänglich sein sollte", sagt er. Doch der Anfang war nicht einfach. "Vieles war nicht begehbar. Ich habe alles selber gemacht, Schutt rausgeräumt und Reparaturen durchgeführt", so der Kastellan, der diese Tätigkeit seit zehn Jahren ehrenamtlich ausübt.

Die Idee wurde ein Erfolg. Die Führungen, etwa zwei bis drei im Monat, seien "ruckzuck ausgebucht", so der 54-Jährige, "und es wird immer mehr." Nach dem Winter beginne jetzt im April wieder die Saison. Warum die Pause? "Wir besichtigen nicht renovierte Bereiche, was sehr selten ist. Hier gibt es keine Beleuchtung, und die Räume sind nicht geheizt", erklärt Wirth.


Lust auf mehr machen

Dabei ist dem Kastellan aufgefallen, dass es über das Schloss Thurnau zwar Fachliteratur gibt, aber nichts für Touristen - leicht lesbar und zum Mitnehmen. Das Defizit hat Wirth nun beseitigt. "Die Texte sind zweisprachig, deutsch und englisch, und sollen leicht lesbar sein, kurz und informativ", sagt der Autor. Sehr wichtig seien die Bilder, die von seiner Tochter Nadja und Günter Karittke stammen. "Das Buch soll auch ein wenig Lust auf mehr machen."

Der neue Schlossführer sei "für Touristen und Besucher sehr informativ", meint Bürgermeister Martin Bernreuther, "Ralf Wirth engagiert sich sehr." Sein Buch "passt gut zum Schloss und zeigt, was wir gemacht haben".

Bei seinen Führungen wird der Kastellan heuer wieder einige neue Räume aufschließen. Unter anderem in der Kemenate, wo künftig Wechselausstellungen mit Schlossinventar aus dem Nachlass der einstigen Bewohner gezeigt werden sollen.

Schloss Thurnau - kleiner Schlossführer von Ralf Wirth, 60 Seiten, reich bebildert, zweisprachig deutsch und englisch; Auflage 1000; Herausgeber: Gräflich Giech'sche Spitalstiftung; Preis 14.90 €. Erhältlich beim Autor, bei Schreibwaren Häußinger, Thurnau, oder im Buchhandel - ISBN-Nummer 978-3-00-057985-1.


Schloss Thurnau - keine Ewigkeitsbaustelle

Die Sanierung des Thurnauer Schlosses ist eine Gemeinschaftsanstrengung von Gemeinde und Landkreis sowie Bund und Freistaat als den großen Geldgebern. Etwa 20 Millionen Euro sind in den letzten 20 Jahren in die Burganlage geflossen, die 1239 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Klaus Bodenschlägel vom Stiftungsvorstand der Gräflich Giech'schen Spitalstiftung betreut die Baumaßnahmen. Nach seinen Worten war die Familie Hiller von Gaertringen bis 1968 Eigentümerin des Schlosses, das dann ins Grundstücksvermögen der Stiftung übertragen wurde.

Zunächst lag das Schloss im Dornröschenschlaf. Nur der Carl-Maximilian-Bau, wo sich das Hotel befindet, war renoviert. Ab 1980 wurden weitere Notsicherungen durchgeführt, ehe die Stiftung Mitte der neunziger Jahre eine strukturierte Sanierung in die Wege leitete. Es sollte keine Ewigkeitsbaustelle werden. 2007 wurde der Hans-Georgen-Bau, wo das Forschungsinstitut der Universität Bayreuth für Musiktheater einzog, mit Torhaus und Kutschenhaus fertiggestellt. 2014 folgte der Künßberg-Flügel mit dem Unteren Schlosshof.

Derzeit wird am Nordflügel gearbeitet. Dort zieht in einem Jahr das gemeinsame Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth ein. Die Kosten sind mit sieben Millionen Euro veranschlagt.

Für den letzten Bauabschnitt sucht die Stiftung Finanzierungsmöglichkeiten. Bis 2025 will man mit der Sanierung von Kemenate und Storchenbau fertig sein.