Gerüchte machen die Runde: Spielermangel, Abmeldung der Mannschaft, Existenzprobleme. Es rumort bei den Kulmbacher Vereinen ATS und VfB. Und bei einem der beiden Vereine kommt es in der Tat zu einem massiven Einschnitt.

"Wir ziehen uns aus der Kreisliga zurück und schicken nur ein Team in der A-Klasse ins Rennen", sagt Christian Bauer, Fußball-Abteilungsleiter des VfB Kulmbach. Finanziell stehe der Verein auf gesunden Füßen, doch der große Aderlass im Kader sei nicht aufzufangen gewesen.


Viele Stammspieler gehen

Elf Spieler - darunter viele Stammspieler - verlassen den Kreisligisten, der in der abgelaufenen Saison den Klassenerhalt in der Relegation geschafft hatte. Ersatz sei nicht in Sicht, da der Verein sportlich und finanziell kaum Anreize für potenzielle Neuzugänge schaffen könne. "Und für viele Spieler aus unserer zweiten Mannschaft wäre der Sprung von der A-Klasse in die Kreisliga zu groß", sagt Bauer.

"Kanonenfutter in der Kreisliga wollten wir nicht sein. Zumal dann die Gefahr bestanden hätte, dass bei uns die Lichter ganz ausgehen. Das wollen wir mit dem Rückzug aus der Kreisliga vermeiden, denn wir müssen auch an unsere Nachwuchsspieler denken."

Bange ist dem Abteilungsleiter vor der Zukunft nicht. Schließlich zahle sich die gute Jugendarbeit des Vereins nach und nach aus. Allerdings dauere es noch zwei bis drei Jahre, bis die ersten Talente im Herrenbereich eingesetzt werden können. Dagegen schmerzt Bauer der Blick in die Vergangenheit: In den zurückliegenden vier Jahren seien in der Bezirks- und Kreisliga nicht viele Spiele gewonnen worden. "Da ist einigen Spielern der Spaß am Fußball verloren gegangen und die Kameradschaft hat gelitten", sagt Bauer.

Umso erleichterter ist der 31-Jährige, dass sich bei der zurückliegenden Krisensitzung eine Gruppe "Ur-VfBler" um Torjäger Mathias Kodisch zum Verein bekannt hat und auch in der A-Klasse das Metzdorfer Trikot tragen wird. 22 Spieler stehen zur Verfügung. Auch Trainer Ralf Carl bleibt und will ein neues Team formen - das aber in einer für die Kulmbacher eher unattraktiven Liga.

In der A-Klasse 7 geht es nur gegen zweite Mannschaften, die zum Großteil aus dem Bayreuther Gebiet kommen. Ein Wechsel in die Kulmbacher A-Klasse 6 ist nach Aussage von Gruppenspielleiter Gerd Rieß nicht angedacht: "Der VfB ist erster Absteiger aus der Kreisliga, die nun mit 15 Teams startet. Zudem bleibt der VfB mit einem Team in der A-Klasse 7, wo bisher die Reserve spielte." Bauer ist bewusst, dass die Metzdorfer nicht in der Position sind, um Forderungen zu stellen: "In welcher A-Klasse wir spielen, ist egal. Unser Team muss jetzt erst einmal zusammenfinden."


Viele Spielerwechsel beim ATS

Stadtrivale ATS macht ebenfalls unruhige Zeiten durch. Elf Spieler haben dem Bezirksliga-Vierten der Vorsaison den Rücken gekehrt. Zudem wurde Trainer Florian Ascherl durch Vitor Do Adro ersetzt. "Es gab Ungewissheit und wir sind im Umbruch", sagt Sven Schelhorn, Mitglied der ATS-Abteilungsleitung. "Aber der Spielbetrieb für die kommende Saison ist nicht gefährdet und finanziell stimmt bei uns auch alles."

Der Trainingsbetrieb laufe, auch wenn es aktuell wegen Urlaub und Prüfungen noch eine kleinere Gruppe sei. Das für Samstag angesetzte Testspiel sei abgesagt worden, weil für die meisten Neuzugänge noch keine Spielerlaubnis vorliege. So hätten sich Alexander Wachter, David Lauterbach (beide vom VfB Kulmbach), Niklas Zeidler (SSV Kasendorf), Nico Do Adro (JFG Maintal-Friesenbachtal), Nino Müller (SpVgg Bayreuth II), Christian Auner (SV Mistelgau) und Danijel Parenta aus Serbien dem Verein angeschlossen. Mit drei weiteren Neuzugängen stehe man in Verhandlungen. Zudem kehren einige Langzeitverletzte ins Team zurück.

Warum es beim ATS zu dieser großen Fluktuation gekommen ist, kann Schelhorn nicht erklären: "Vielleicht haben sich einige wegen der Trainerentscheidung vor den Kopf gestoßen gefühlt, andere hatten private Gründe, wieder andere wollten den Aufwand für die Bezirksliga nicht mehr betreiben. Es ist wohl eine Mischung aus vielen individuellen Gründen." Gegen ein Gerücht wehrt sich Schelhorn aber vehement: "Solange ich beim ATS bin, wurde noch nie ein Spieler gemobbt."

Ein Ziel für die kommende Saison will der 36-Jährige nicht ausgeben. Er hofft, dass sein Team von einer Verletzungsmisere verschont bleibt und wählt abschließend ähnliche Worte wie Christian Bauer vom Stadtrivalen VfB: "Das Wichtigste ist, dass sich das neue Team schnell findet und sich eine Gemeinschaft entwickelt."