• Luitpoldbrunnen schlief 58 Jahre im Bauhof
  • Vier Jahreszeiten auf dem Zinsfelder Brunnen
  • Ein Marktbrunnen mit berühmtem Löwen
  • Überlebensnotwendig: Brunnen auf der Plassenburg

Spazierst du durch Kulmbach, kommst du an zahlreichen Brunnen vorbei. Wasser, und damit Brunnen, waren in dieser Stadt nicht nur für Haushalte, Handwerker und Fischer wichtig. Sondern auch für die Bierbrauer. Doch als die Kulmbacher*innen Wasserleitungen in die Häuser legten, wurden viele Brunnen überflüssig oder standen im Weg. Und so erzählen unsere Kulmbacher Brunnengeschichten von Bau, Abriss und Wiederentdeckung der Stadtbrunnen.

Ein Brunnen zu Ehren des Prinzregenten Luitpold

Historische Brunnen wurden oft nicht nur als Wasserspender gebaut. Sie sollten auch Wohlstand und Macht ihrer Standorte zeigen. Und sie setzten Denkmäler für berühmte Persönlichkeiten. Besonders Ende des 19. Jahrhunderts wurden in vielen deutschen Städten repräsentative Kunstbrunnen errichtet. Ein solcher künstlerischer Brunnen steht auch im Zentrum des Kulmbacher Marktplatzes: Der Luitpoldbrunnen wurde 1898 nach einem Entwurf des Architekten Martin Dülfer (1859-1942) gebaut. Die Skulpturen stammen vom Bildhauer Eduard Beyrer (1866-1934).

Der Luitpoldbrunnen belegt beim Touristikportal TripAdvisor Platz 4 der Aktivitäten in Kulmbach. In der Mitte des sechseckigen Sandsteinbeckens steht die Brunnensäule mit drei bronzenen Brunnenschalen, Putten, Tierköpfen und den Wappen Kulmbachs, Bayerns und des Prinzregenten Luitpold. Diesem bayerischen Regenten, der 1888 Kulmbach besucht hatte, war der Brunnen gewidmet. Er sollte die Verbundenheit Kulmbachs mit Bayern anzeigen. Besonders eindrucksvoll - und ungewöhnlich für einen Brunnen: der Obelisk mit goldener Sonne auf der Spitze. Er ragt etwa 10 Meter aus dem Brunnen auf.

1936 wurde der Luitpoldbrunnen abgerissen und für 58 Jahre im Bauhof eingelagert. Erst 1994 wurde er auf Wunsch der Kulmbacher*innen wieder am alten Standort aufgestellt. Ein Glück, denn so kannst du heute dieses bemerkenswerte Bauwerk bewundern. Vielleicht bei einer Tasse Kaffee oder einem Eis in einem der umliegenden Cafés am Kulmbacher Marktplatz? Hier erfährst du noch mehr Details über die Geschichte des Luitpoldbrunnens.

Bunte Gesichter der vier Jahreszeiten

Der Zinsfelder Brunnen wurde 1660 vom Bildhauer Hans Georg Schlehdorn gestaltet und vom Kunstmaler Lorenz Reincke bemalt. Er stand erst vor dem Rathaus, musste dort aber 1869 der neuen Wasserleitung weichen. Damals wurde die Brunnenfigur an den Kulmbacher Bierbrauer Christian Pertsch verkauft. Sein Schwiegersohn Dr. Hans Günther gab ihn 1935 an die Stadt zurück. 1936 wurde der neue Zinsfelder-Brunnen am Holzmarkt eingeweiht. 2002 und 2015 wurde der wunderschöne Brunnen saniert. Die in der Barockzeit üblichen bunten Farben sind nun wieder frisch.

Die Göttin Demeter als Allegorie des Sommers auf dem Zinsfelder Brunnen in Kulmbach.
Susy Bergmann

Die achteckige Säule des Brunnens zeigt Allegorien der vier Jahreszeiten. Den Frühling verkörpert die römische Göttin Flora mit jugendlichem Aussehen. Den Sommer symbolisiert die griechische Göttin der Fruchtbarkeit, Demeter. Der Herbst ist dargestellt als weinlaubumkränzter Bacchus, der römische Gott des Weines. Der Winter ist ein alter Mann mit Brille und Perücke, vermutlich ein Gelehrter. Der Totenschädel auf dem Buch, das er bei sich hat, soll wohl sein nahes Ende aufzeigen.

Oben auf der Brunnensäule siehst du den "Zinsfelder". Wen diese Figur zeigt, darüber sind sich die Historiker*innen nicht einig. Wahrscheinlich ist ein mittelalterlicher Stadtknecht dargestellt, der auf dem Marktplatz den Marktpfennig ("Zins") einkassierte. Oder der Zinsfelder war ein tapferer Landsknecht, der die Stadtfahne gegen eine Übermacht von Feinden verteidigte.

Der verkaufte Kulmbacher Löwe

Nicht ganz so bekannt und dennoch bemerkenswert ist der Marktbrunnen in der Oberen Stadt. Auch er hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die Säule des Brunnens mit verspielten Ornamenten stammt von Hans Georg Schlehdorn. Er hatte schon den Zinsfelder-Brunnen gestaltet. Der Bildhauer Johann Brenck (1604 - 1674) schuf den Löwen mit Fürstenhut auf der Brunnensäule. Er hält das Kulmbacher Wappen in seinen Pranken. Der Brunnenlöwe gilt als originell, weil er kein klassischer Wappenlöwe, sondern eher freundlich und niedlich anzusehen ist. Und er hat schon viel erlebt.

Der Löwe auf dem Marktbrunnen verbirgt sich hinter dem Kulmbacher Wappen.
Susy Bergmann

1869 musste nach 200 Jahren auch der Marktbrunnen in der Oberen Stadt dem Wasserleitungsbau weichen. Der Löwe wurde nach München verkauft. Im Jahr 1932 ließ man in Kulmbach eine originalgetreue Kopie fertigen. Später holte man auch das Original zurück.

Mitte der 1970er Jahre wurde der Brunnen in der Oberen Stadt wieder aufgestellt. Der Löwe hatte im Laufe der Jahre an verschiedenen Orten in Kulmbach gestanden. Heute sitzt er wieder auf seiner Säule. Manche meinen allerdings, dass er ein bisschen beleidigt dreinschaut. Schließlich wurde er in der Vergangenheit nicht allzu gut behandelt.

Der Tiefe und der Schöne: Zwei Brunnen auf der Plassenburg

Das Vergiften von Brunnen war im Mittelalter ein beliebtes Kriegsmittel. So konnte man Feinde bei Belagerung zum Aufgeben zwingen. Daher war ein geschützter Burgbrunnen als sichere Wasserquelle überlebensnotwendig. Die Kulmbacher Plassenburg hat gleich zwei davon. Im Schönen Hof findest du den tiefen Brunnen. Er stammt noch aus der Zeit der ersten Plassenburg. Bei der Schleifung der Plassenburg 1554 in Folge des zweiten Markgrafenkriegs, wurde dieser Brunnen vergiftet. Doch Markgraf Georg Friedrich baute ab 1662 die Plassenburg wieder auf und ließ den Brunnen säubern. Doch wie wussten die Menschen, ob das Wasser wieder trinkbar war? Dazu findest du auf der Website Markgrafenkultur eine gruselige Legende: Man befahl, dass alle "liderlichen Frauenzimmer auf die Burg zu bringen seien und sie von dem Wasser reichlich zu kosten hätten".

Der Fürstenbrunnen im Kasernenhof der Plassenburg wurde1980 restauriert.
Susy Bergmann

Ursprünglich war der tiefe Brunnen wahrscheinlich etwa 140 Meter tief. Er wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals aufgefüllt. Das Brunnenhaus wurde in der neueren Zeit abgerissen und der Schacht verschlossen. Die Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V. erforschte 1993 für die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung den Brunnen. Die dabei festgestellten 83 Meter Tiefe sind immer noch recht beachtlich. 1994 wurde der Tiefe Brunnen wieder geöffnet und du kannst ihn heute auf der Plassenburg besichtigen.

Der Fürstenbrunnen im Kasernenhof der Plassenburg ist neueren Datums, erbaut zwischen 1787 und 1789. Aber er wird von einer Röhrwasserleitung (vorindustrielle Wasserleitung aus Holzstämmen) gespeist, die schon seit dem 15. Jahrhundert besteht. In dem sechseckigen Brunnenbecken siehst du eine pyramidisch zulaufende Säule mit steinerner Markgrafenkrone auf der Spitze. Nach diesem sogenannten "Fürstenhut" mit goldenem Kreuz ist der Brunnen benannt. Der Fürstenbrunnen ist übrigens nicht nur ein Blickfang im Kasernenhof. Er spielt auch für Löscharbeiten im Brandfall eine wichtige Rolle.

Fazit

Hinter den zahlreichen Brunnen Kulmbachs verbergen sich oft überraschende Geschichten. Besuche den Luitpoldbrunnen, den Marktbrunnen, den Zinsfelderbrunnen und die Brunnen auf der Plassenburg. Betrachte sie als Sehenswürdigkeiten, Kunstwerke und Anregung zur Beschäftigung mit Kulmbachs Geschichte. 

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