Krtzkrtzkrtz und Ptokptokptok sind tagsüber die dominierenden Geräusche, die widerhallen unter den weiten Sandsteinbögen. Während Walze und Bagger unaufhörlich den Splitt auf der Zufahrt zur Baustelle in den Mainauen planieren, sitzen hundert Meter entfernt die Männer einer Spezialfirma aus Halle an der Saale mit dem Hammer im Schatten. Und klopfen. Und kratzen. Ohne Unterlass. Krtzkrtzkrtz und Ptokptokptok.

Wie einer der Handwerker erläutert, wurde zunächst die gesamte Front sandgestrahlt, um die Melange aus den Abgasrückständen sowie den Kalksintern von Regenwasser zu beseitigen. Aktuell geht es den Reparatursünden der vergangenen Jahrzehnten an den Kragen. In die Gewölbefugen der Bahnbrücken, die über 150 Jahre auf dem Steinbuckel haben, wurde offenbar immer wieder Beton und Mörtel geschmiert. Das geht mit einer denkmalschutzgerechten Sanierung freilich nicht zusammen, also müssen die grauen Einsprengsel raus; mal großflächig mit dem Presslufthammer, in den Ritzen aber mit kleinen gezielten Schlägen. Krtzkrtzkrtz und Ptokptokptok.


Neue Fahrbahn aus Stahlbeton

Die DB Netz AG ist, die die Sanierung in Auftrag gegeben hat. Die soll in Abstimmung mit dem Denkmalschutz erfolgen, heißt es dazu aus der Pressezentrale der Bahn AG in München. Die Gewölbe der Sandsteinbrücken bleiben erhalten, bekommen aber einen neuen Deckel, sprich: eine neue Fahrbahnplatte aus Stahlbeton, die mit Mikropfählen am bestehenden Bauwerk befestigt wird. Darauf werden später die Schienen montiert. Die Kosten für die Erneuerung betragen laut Bahn-Angaben etwa 3,5 Millionen Euro.

Die Bauwerke sind Zeugnisse der ehemaligen Königlich-Bayerischen Staats-Eisenbahnen. Die Verantwortlichen hatten sich 1841 entschlossen, eine Bahnstrecke zwischen Lindau und Hof, geteilt in drei Abschnitte, zu errichten. Der Nordabschnitt von Nürnberg bis Hof und weiter zur sächsischen Grenze hatte eine Länge von 203 Kilometern, der Festakt zur Eröffnung fand vor fast 160 Jahren statt, am 25. August 1848, dem Geburtstag von König Ludwig I. von Bayern. Er gab der Strecke auch seinen Namen: Ludwig-Süd-Nord-Bahn.

Bahnreisenden bescheren die Arbeiten einige Umstellungen. Während der heißen Sanierungsphase vom 29. Juli bis zum 9. September fallen laut Bahnsprecher alle Züge zwischen Kulmbach und Mainleus aus. Es wird jedoch ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Die Reisenden werden, so heißt es, rechtzeitig über die Einschränkungen informiert. Aktualisierte Hinweise dazu gibt es online unter https://bauinfos.deutschebahn.com/docs/bayern/850.pdf.

Insgesamt hat die Bahn AG 25 700 Brücken in Deutschland zu unterhalten, davon 6200 Gewölbebrücken, zu denen auch die Sandsteinbauwerke bei Kulmbach zählen. Für das gesamte Streckennetz in Oberfranken wolle die Bahn heuer etwa 250 Millionen Euro investieren.