Was ist in jener Oktober-Nacht auf der Kneipenmeile in der Oberen Stadt passiert? Kurz vor Mitternacht kam es zu einem heftigen Streit. Zwei Männer gingen sich an die Gurgel. Am Schluss zog der eine ein Messer. Und der andere bekam zwei Stiche in den Bauch. Schwer verletzt gelang es dem Opfer zu fliehen.


17 Zeugen, vier Sachverständige

Am Mittwoch begann der Prozess vor dem Landgericht Bayreuth, das die Geschehnisse aufklären muss. Dazu sollen 17 Zeugen und vier Sachverständige gehört werden. Dem Angeklagten wird versuchter Totschlag zur Last gelegt.

Zur Hauptverhandlung wurde der 39-jährige Kulmbacher aus der Justizvollzugsanstalt Bayreuth vorgeführt, wo er seit der Tat am 30. Oktober in Untersuchungshaft sitzt. Der Messerstecher, der von den beiden Kulmbacher Rechtsanwälten Frank Stübinger und Ralph Pittroff vertreten wird, kam am Mittwoch noch nicht zu Wort. Er soll am Freitag, wenn der Prozess fortgesetzt wird, von der Strafkammer zu den Ereignissen der Nacht befragt werden.

Im Polizeibericht damals hieß es, dass sich die beiden angetrunkenen Männer gegen 23.30 Uhr in die Haare gerieten. Der Streit eskalierte. Nach einem verbalen Schlagabtausch wurde es handgreiflich.

Laut Anklageschrift, die Staatsanwalt Stefan Kolb vortrug, soll der Angeklagte seinem Kontrahenten "ohne rechtfertigenden oder entschuldigenden Grund" mehrmals ins Gesicht geschlagen haben. Der Geschädigte sei weggelaufen, aber vor dem "Casablanca" eingeholt und erneut geschlagen worden. Als er sich wehrte und den Angreifer würgte, so Kolb, habe der Angeklagte ein Messer gezogen - Klingenlänge 9,5 Zentimeter.


"Potenziell lebensgefährlich"

Laut Staatsanwalt habe er fünfmal heftige Stichbewegungen ausgeführt und das Opfer zweimal im Bereich des Bauches getroffen: "Die Stiche waren potenziell lebensgefährlich, was der Angeschuldigte erkannt hatte." Kolb wertete den Messerangriff als versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.

Trotz der Stiche gelang es dem Opfer damals, sich in Sicherheit zu bringen. Der Mann rannte Richtung Innenstadt davon. Zeugen der Messerstecherei alarmierten die Polizei, die den Angeklagten am Tatort antraf. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Währenddessen wurde der Verletzte vom Notarzt ins Krankenhaus gebracht.