Die Brandserie am Osterwochenende im Raum Kulmbach hat es wieder bestätigt: Im Zeitalter moderner Ermittlungsmethoden wie DNA-Analyse oder 3-D-Laserscanner hat der kriminalistische Spürsinn noch lange nicht ausgedient. Und es gilt offenbar immer noch die Binsenweisheit, dass der Täter an den Tatort zurückkehrt.

Gestern gab die Polizei auf Anfrage weitere Einzelheiten zur Kulmbacher Brandserie bekannt. Fünfmal mussten Feuerwehr und Rettungskräfte zwischen Samstag und Ostermontag ausrücken. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 300 000 Euro. Menschen wurden nicht verletzt. Die Polizei nahm drei Tatverdächtige - 18, 19 und 20 Jahre alt - am Montagabend fest.

Brand 1: Im Buchwald brannte in der Nähe des früheren Gasthauses "Waldschlösschen" eine Holzvollerntemaschine komplett aus - Schaden 240.000 Euro.

Brand 2: Bei Höferänger stand eine Waldhütte in Flammen.

Brand 3: An der Anschlussstelle Thurnau-Ost der Autobahn A 70 wurde ein Warnleitanhänger abgefackelt.

Brand 4: Ein Holzschuppen beim Einzel Wehrhaus (Abzweigung B 85 nach Ober-/Unterdornlach) wurde eingeäschert.

Brand 5: Unweit des ersten Brandorts fanden Spaziergänger einen verkohlten Werkzeuganhänger.

Als die Brandfahnder der Bayreuther Kripo die Tatorte untersuchten, war schnell klar: Man muss von einer Brandserie ausgehen. Belastbare Hinweise auf Verdächtige oder eindeutige Spuren hatte die Polizei dagegen nicht, wie Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken erklärt. "Wir haben an den Tatorten nichts gefunden, was für die Fahndung nach bestimmten Personen hilfreich gewesen wäre. Es lag auch noch keine Auswertung der Spuren vor, die längere Zeit in Anspruch nimmt."


Nicht nur Kommissar Zufall

Warum gingen der Kripo aber trotzdem die drei verdächtigen Burschen ins Netz? Wieso hatte sich ausgerechnet beim Einzel Leithen - unweit vom Ködnitzer Ortsteil Heinersreuth - eine Zivilstreife der Polizei postiert? Nein, meint Stadter, nur Kommissar Zufall sei hier nicht am Werk gewesen. Er formuliert es so: "Kriminalistischer Spürsinn und das Glück des Tüchtigen führten zu den Festnahmen."
Die Polizei habe sofort umfangreiche Fahndungsmaßnahmen in die Wege geleitet. Dabei sei die Kulmbacher Polizei von Kräften des Operativen Ergänzungsdienstes Bayreuth unterstützt worden. Man habe mehrere Fahrzeuge mit Zivilfahndern in der Nähe der Tatorte postiert.


Hat ins Raster gepasst

Bei Heinersreuth schnappte die Falle der Polizei zu, die allerdings zunächst für Verwirrung sorgte: Denn es war die Rede von einer Fahrzeugkontrolle auf der B 85 in Heinersreuth bei Bayreuth. Tatsächlich handelte es sich um die Kreisstraße KU 10 und den gleichnamigen Ortsteil von Ködnitz. "An dem Abend ist den Beamten das Auto auf der wenig befahrenen Straße aufgefallen. Dazu noch besetzt mit drei jungen Männern - das hat ins Raster gepasst", so der Polizeisprecher. Im Fahrzeug habe man dann weitere Beweismittel gefunden, die auf die Täterschaft der Verdächtigen hindeuten.
Zur Identität der festgenommenen Personen gibt die Polizei lediglich bekannt, dass sie aus dem Raum Kulmbach kommen und deutsche Staatsbürger sind. Sie sitzen weiterhin in Untersuchungshaft. Stadter: "Der Haftbefehl wegen Brandstiftung besteht fort."


Motiv oder Geständnis?

Was war das Motiv der Verdächtigen? Haben sie ein Geständnis abgelegt? Dazu sagt der Polizeisprecher nichts. "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen."