Wie das Klinikum Kulmbach in folgender Pressemitteilung berichtet, hat ihre Arbeit zur Erforschung einer lebensbedrohlichen Erkrankung überzeugt: Die Bayernwerk AG hat die Oberärztin in der Neurologischen Klinik des Klinikums Kulmbach, Dr. Iris Körber, mit dem Kulturpreis Bayern in der Sparte Wissenschaft ausgezeichnet. Die in Neudrossenfeld lebende 33-jährige Absolventin wurde für ihre Doktorarbeit im Studiengang Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg geehrt. Ihre Arbeit liefert wichtige Erkenntnisse für die Behandlung einer genetischen Erkrankung schon vor der Geburt. Insgesamt 33 Absolventen sowie Doktoranden bayerischer Hochschulen, Universitäten und Kunsthochschulen erhielten den begehrten Preis, den das Bayernwerk jährlich in Partnerschaft mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verleiht. Leitender Arzt Dr. Christian Konhäuser ist stolz auf seine Kollegin und gratuliert zu der renommierten Auszeichnung: „Dass eine Doktorarbeit in der Medizin so viel Beachtung findet, kommt nicht alle Tage vor.“ Und natürlich beglückwünscht auch Geschäftsführerin Brigitte Angermann die Medizinerin, die schon als Studentin über das Stipendiatenprogramm des Klinikums mit dem Haus verbunden war und in Kulmbach auch ihre Facharztausbildung als Neurologin absolviert hat. Am Klinikum fühle sie sich ausgesprochen wohl, sagt Dr. Körber.
In ihrer Dissertation untersuchte Dr. Iris Körber eine Therapiemöglichkeit für eine Krankheit, die vom X-Chromosom ausgehend zu einem Mangel an einem bestimmten Protein führt, das die Betroffenen nicht selbst herstellen können: die X-chromosomale hypohidrotische ektodermale Dysplasie (XLHED). Der Defekt hat zur Folge, dass die Entwicklung der Haut und ihrer Drüsen sowie der Zähne beeinträchtigt ist. „Den Kindern fehlen Haare, Zähne und Schweißdrüsen“, erläutert die Medizinerin. Insbesondere die fehlenden Schweißdrüsen seien dabei ein Problem. Die Patienten können nicht schwitzen. Dies kann im Sommer oder bei fieberhaften Infekten zu lebensbedrohlicher Überhitzung führen. Iris Körber hat im Rahmen mehrerer vom Kinderarzt und Genetiker Professor Holm Schneider geleiteter Studien an betroffenen Erwachsenen, Neugeborenen und Kindern im Mutterleib Sicherheitsaspekte eines Ersatzproteins untersucht, das bei rechtzeitiger Gabe – schon vor der Geburt – die Erkrankung verhindert. Die wichtigste Erkenntnis war, dass eine Immunreaktion auf das Ersatzprotein weder bei behandelten schwangeren Frauen noch bei Säuglingen oder im Mutterleib behandelten Kindern zu erwarten ist. „Ich konnte zeigen, dass die Gabe des Proteins zu keinen Immunreaktionen bei Mutter und Kind führt. Das Sicherheitsprofil ermutigt, weiter in diese Richtung zu forschen“, fasst Iris Körber das Ergebnis ihrer Dissertation zusammen.
Die jetzt ausgezeichnete Arbeit gehört zum Fachgebiet Kinderheilkunde. Iris Körber hat sich dabei einer, wie sie es sagt, „ganz, ganz seltenen genetischen Erkrankung“ angenommen. Beeinträchtigungen bis hin zum Tod müssen aber nicht sein, wie es derzeit scheint. „Mittlerweile wird das fehlende Protein schon erfolgreich verabreicht“, sagt Dr. Körber. Mütter erhielten das Protein genau in der kritischen Phase in die Bauchhöhle gespritzt. „Dann können die Föten das aufnehmen und entwickeln Haare, Zähne und eben auch die Schweißdrüsen.“ Das Ergebnis entspreche zwar nicht dem eines vollständig gesunden Menschen: „Aber es erfolgt in einem so ausreichenden Maß, dass die Betroffenen abschwitzen können, wenn sie einen Infekt haben.“ Durch ihren Doktorvater, den Kinderarzt und Genetiker Professor Holm Schneider, seien schon einige Schwangere erfolgreich behandelt worden.
Wie kommt eine Medizinerin, die erfolgreich im Bereich der Kinderheilkunde geforscht hat, zur Neurologie? „Das Fach hat mich schon immer fasziniert“, sagt Dr. Körber und schwärmt von den vielen Untersuchungsmöglichkeiten, die helfen, Krankheitsbilder zu erkennen und dann zu behandeln. Vom Stipendiatenprogramm, über das sie ans Klinikum Kulmbach gekommen ist, schwärmt die Ärztin. „Ich habe mich gefreut, dass ich während des Studiums schon gefördert worden bin und wusste, dass ich an ein Haus komme, in dem alles sehr familiär ist.“ Körber lobt die Gestaltungsmöglichkeiten, die ihr geboten wurden: „Man bekommt schnell eine gute Ausbildung und muss nicht, wie während der Uni, die Ellbogen ausfahren.“
Als sie die Nachricht über die Auszeichnung erhalten hatte, habe sie erst überlegt, ob da wirklich sie gemeint wäre, erzählt Iris Körber. Doch ihr Freund habe ihr gesagt, dass das wohl keine „fake news“ wären. Er sollte recht behalten. Die Preisstatute, den „Gedankenblitz“, werde sie im Wohnzimmer aufstellen. Und ihre Zukunftspläne kann sie in einem Satz zusammenfassen: „Der Passion eines jeden Medizinstudenten weiter folgen: Menschen helfen und heilen.“
Kulturpreis hat Tradition
Erstmals wurde der Kulturpreis Ostbayern im Jahr 1959 verliehen. Seit 2005 verleiht das Energieunternehmen Bayernwerk in Partnerschaft mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst den Bayerischen Kulturpreis. Dr. Egon Leo Westphal, Vorstandsvorsitzender des Bayernwerks, erläuterte: „Wissenschaft und Forschung sind der Motor für Entwicklung und Fortschritt. Sie liefern wichtige Impulse, ohne sie wären wir den Herausforderungen unserer Zeit nicht gewachsen. Mit dem Kulturpreis möchten wir eine breite Öffentlichkeit genau darauf aufmerksam machen und herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darin bestätigen, ihren Weg weiterzugehen.“ Der Bayerische Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume betonte: „Die Preisträgerinnen und Preisträger stehen für die Bedeutung Bayerns als Wissenschaftsstandort. Unsere Hochschullandschaft ist breit aufgestellt, hält dem internationalen Vergleich stand und bringt auch in diesem Jahr wieder neue Sterne am Forschungshimmel hervor. Darauf sind wir sehr stolz.“
In der Sparte Wissenschaft werden die besten Absolventinnen und Absolventen der 33 staatlichen Hochschulen Bayerns geehrt. Die Preise in der Sparte Wissenschaft werden mit jeweils 2.000 Euro honoriert. Alle Preisträgerinnen und Preisträger erhalten die von dem Schwandorfer Bildhauer Peter Mayer geformte Bronzestatue „Gedankenblitz“. Während eine Fachjury die fünf Kunstpreisträgerinnen und -preisträger auswählt, benennen die staatlichen bayerischen Hochschulen, Kunsthochschulen und Universitäten ihre besten Absolventen sowie Doktoranden.