Das Messer ist 22,2 Zentimeter lang, die Klinge allein 9,6 Zentimeter. "Ein Riesending", meint Vorsitzender Richter Michael Eckstein von der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Bayreuth. "So was benützen normalerweise Jäger." Sein Kollege Reinhard Schwarz ist verwundert, als man die Tatwaffe in Augenschein nimmt: "Ein normaler Mensch läuft nicht mit so einem Messer durch die Stadt."
Doch der Angeklagte trug das Messer in jener Nacht am Mann - es ist der 30. Oktober, der Tag vor dem Reformationsfest. Wieso er dies tat, kann er nicht plausibel erklären: "Das war immer in der Tasche..." Warum er damit auf der Kulmbacher Kneipenmeile in der Oberen Stadt zugestochen habe, will der Vorsitzende wissen. "Es war Notwehr, er greift mich an", sagt der 39-Jährige, der aus der U-Haft vorgeführt wird und in der Verhandlung Fußfesseln trägt.
Dass er "nur" wegen versuchten Totschlags angeklagt ist, hat er dem Zufall zu verdanken, dass sein Kontrahent (33) kräftig gebaut ist - ein Lackelkerl mit reichlich Speck auf den Rippen. "1,90 Meter groß und 140 Kilo schwer", gibt der Geschädigte an, der einen Kopf größer als der Angeklagte und doppelt so schwer sein dürfte. Die dicke Fettschicht hat ihm das Leben gerettet.
Wenn die Klinge in den Brustkorb oder die Bauchhöhle eindringt und Lunge, Leber oder Niere verletzt, hätte nach Angaben der Ärztin, die den Mann am Klinikum Kulmbach operiert hat, Lebensgefahr bestanden. Kommentar des Vorsitzenden: "Manchmal hat es Vorteile, wenn man sehr korpulent ist."
Die Chronologie der Ereignisse ist nicht mehr exakt nachzuvollziehen. Wer wann und wo zugeschlagen hat, bleibt nebulös. Die Zeugen beschreiben ein wüstes Durcheinander: Ein Großer und ein Kleiner hätten aufeinander eingeschlagen. Dazu hysterische Frauenzimmer, von denen eine geschrien habe: "Lass ihn los, Du bringst ihn um." Wer gemeint war, weiß keiner. Auch die Messerstiche hat niemand genau gesehen.
Die zwei direkt Beteiligten wissen am allerwenigsten. Keiner hat unter zwei Promille - Schnaps, Bier, alles Mögliche. Im Suff sitzen die Fäuste locker. Das Handgemenge beginnt in der Oberen Stadt ganz oben - Nähe "Goldener Spieß" - und zieht sich bis unten hin.
Mit dem Angeklagten habe es schon früher Zoff gegeben, so der Geschädigte. Seine Frau erklärt, dass er immer Stress gemacht habe, als sich die Clique zum Trinken und Feiern im Grünzug und am Schwedenstegparkplatz traf. Man habe sich von ihm bedroht gefühlt. Nicht umsonst heiße er in Kulmbach "der Messerstecher", sagt sie offenbar nicht ohne Belastungseifer. Denn kein anderer Zeuge kennt den Spitznamen.
Ihr Mann ("Ich weiß nicht, warum es eskalierte") merkt anfangs nicht mal, dass er zwei Messerstiche abbekommen hat. "Er wollte nur nach Hause und nicht ins Krankenhaus", berichtet eine Zeugin. Nach der Operation aus der Narkose erwacht, registriert der Mann erst, "dass ich fast gestorben wäre". Heute plagen ihn die Ereignisse immer noch: "Ich bin psychisch angeknackst. Ich schlafe damit ein und wache damit auf."
Der Angeklagte verteidigt sich auch damit, gewürgt worden zu sein. Was so stimmen könnte. Denn die rechtsmedizinische Gutachterin Susanne Huberth aus Erlangen bestätigt, dass sie bei ihm entsprechende Hautdefektstellen und Einblutungen gefunden hat, die belegen, "dass die Weichteile relevant komprimiert wurden". Weiter räumt der sechsfach vorbestrafte Mann ein: "Ich bin das schwarze Schaf der Familie." Seinen Arbeitsplatz als Lagerist habe er wegen Drogen und Alkohol verloren. Die Kammer hat aber Zweifel daran, dass es ihm gelingt, sein Leben zu ändern.
Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.
"Es war Notwehr"
Doch der Angeklagte trug das Messer in jener Nacht am Mann - es ist der 30. Oktober, der Tag vor dem Reformationsfest. Wieso er dies tat, kann er nicht plausibel erklären: "Das war immer in der Tasche..." Warum er damit auf der Kulmbacher Kneipenmeile in der Oberen Stadt zugestochen habe, will der Vorsitzende wissen. "Es war Notwehr, er greift mich an", sagt der 39-Jährige, der aus der U-Haft vorgeführt wird und in der Verhandlung Fußfesseln trägt. Dass er "nur" wegen versuchten Totschlags angeklagt ist, hat er dem Zufall zu verdanken, dass sein Kontrahent (33) kräftig gebaut ist - ein Lackelkerl mit reichlich Speck auf den Rippen. "1,90 Meter groß und 140 Kilo schwer", gibt der Geschädigte an, der einen Kopf größer als der Angeklagte und doppelt so schwer sein dürfte. Die dicke Fettschicht hat ihm das Leben gerettet.
Es bestand Lebensgefahr
Wenn die Klinge in den Brustkorb oder die Bauchhöhle eindringt und Lunge, Leber oder Niere verletzt, hätte nach Angaben der Ärztin, die den Mann am Klinikum Kulmbach operiert hat, Lebensgefahr bestanden. Kommentar des Vorsitzenden: "Manchmal hat es Vorteile, wenn man sehr korpulent ist."Die Chronologie der Ereignisse ist nicht mehr exakt nachzuvollziehen. Wer wann und wo zugeschlagen hat, bleibt nebulös. Die Zeugen beschreiben ein wüstes Durcheinander: Ein Großer und ein Kleiner hätten aufeinander eingeschlagen. Dazu hysterische Frauenzimmer, von denen eine geschrien habe: "Lass ihn los, Du bringst ihn um." Wer gemeint war, weiß keiner. Auch die Messerstiche hat niemand genau gesehen.
Die zwei direkt Beteiligten wissen am allerwenigsten. Keiner hat unter zwei Promille - Schnaps, Bier, alles Mögliche. Im Suff sitzen die Fäuste locker. Das Handgemenge beginnt in der Oberen Stadt ganz oben - Nähe "Goldener Spieß" - und zieht sich bis unten hin.
Spitzname "Messerstecher"?
Mit dem Angeklagten habe es schon früher Zoff gegeben, so der Geschädigte. Seine Frau erklärt, dass er immer Stress gemacht habe, als sich die Clique zum Trinken und Feiern im Grünzug und am Schwedenstegparkplatz traf. Man habe sich von ihm bedroht gefühlt. Nicht umsonst heiße er in Kulmbach "der Messerstecher", sagt sie offenbar nicht ohne Belastungseifer. Denn kein anderer Zeuge kennt den Spitznamen.Ihr Mann ("Ich weiß nicht, warum es eskalierte") merkt anfangs nicht mal, dass er zwei Messerstiche abbekommen hat. "Er wollte nur nach Hause und nicht ins Krankenhaus", berichtet eine Zeugin. Nach der Operation aus der Narkose erwacht, registriert der Mann erst, "dass ich fast gestorben wäre". Heute plagen ihn die Ereignisse immer noch: "Ich bin psychisch angeknackst. Ich schlafe damit ein und wache damit auf."
Das schwarze Schaf der Familie
Der Angeklagte verteidigt sich auch damit, gewürgt worden zu sein. Was so stimmen könnte. Denn die rechtsmedizinische Gutachterin Susanne Huberth aus Erlangen bestätigt, dass sie bei ihm entsprechende Hautdefektstellen und Einblutungen gefunden hat, die belegen, "dass die Weichteile relevant komprimiert wurden". Weiter räumt der sechsfach vorbestrafte Mann ein: "Ich bin das schwarze Schaf der Familie." Seinen Arbeitsplatz als Lagerist habe er wegen Drogen und Alkohol verloren. Die Kammer hat aber Zweifel daran, dass es ihm gelingt, sein Leben zu ändern. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.