Die Euphorie war groß, mindestens so groß wie die Erwartungen. Und sie kamen aus ganz Franken. Selbst aus Eichstätt nahmen viele Anhänger einen längeren Anfahrtsweg auf sich, um ihn nicht erst in ein paar Tagen zu sehen.

Dann war er am Mittwochabend da, und das überpünktlich: Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg, kurz "KT".
 


Wieder aktiv in der deutschen Politik, wenngleich nur als prominenter Wahlkampfhelfer der CSU - seiner "Familie", wie er die Partei gerne nennt. Zurück in seinem ehemaligen Wahlkreis, wo die Zuneigung noch größer ist als anderenorts - man denke nur an das Rekordergebnis 2009 von 68,1 Prozent der Erststimmen. Selbst die Plagiatsaffäre um die Doktorarbeit hatte hier nahezu flächendeckend allenfalls für ein Aufschnaufen in der Wählerschaft gesorgt.

Mit Dankesworten eröffnete er dann eine Viertelstunde später auch die Parteiveranstaltung in der Heimat, die ihm so am Herzen liegt und die es ihm durchgehend zurückgibt. Dank auch an diejenigen, die ihn ob seines Versagens scharf kritisiert hätten. Spott und Häme? "Auch da nimmt man viel mit", meint Guttenberg, sieht das Thema Plagiatsaffäre aber als endgültig abgeschlossen an. "Ich habe alle Konsequenzen ertragen", sagte der 45-Jährige bei dem Wahlkampfauftritt für die CSU in Kulmbach. "Aber ich darf auch nach so langer Zeit für mich sagen, jetzt ist auch mal irgendwann gut." Er wolle heute nicht einmal mehr Gefahr laufen, eine "abgeschrieben Rede" vorzutragen - deshalb wage er sich nicht hinters Rednerpult.

 

Viel Zuspruch aus der Heimat

Guttenberg war nach der Plagiatsaffäre 2011 von allen politischen Ämtern zurückgetreten und in die USA gezogen. Als Wahlkämpfer für die CSU will er in den kommenden Wochen mehrere Termine in Bayern absolvieren. Speziell in seiner Heimat Oberfranken habe er auch in "dunklen Stunden" viel Zuspruch erfahren, sagte er.

Das große Medieninteresse wurde dahingehend in der Erwartung befriedigt, dass sich Guttenberg als eloquenter Redner gab wie eh und je. Die Untiefen der deutschen Innenpolitik? An diesem Abend nicht: "Davon verstehe ich nichts mehr." Der frühere Senkrechtstarter mit adligen Wurzeln wollte lieber mitnehmen auf einen Streifzug durch die Welt, die in Unordnung geraten sei. Außen- und Sicherheitspolitik, auch mit Blick auf Flüchtlingsströme, Brexit, Nordkorea, Ukraine statt Obergrenze und Sozialwesen also. Und dann kehrte Guttenberg inhaltlich dorthin zurück, wo ihm eine Heimat für den Neuanfang gegeben worden war: die USA.

Das geplante Engagement von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) beim russischen Ölkonzern Rosneft kritisierte Guttenberg: "Ich wundere mich, wie wenig Widerstand aus seiner eigenen Partei kommt." Den SPD-Altkanzler bezeichnete er als "Gazprom-Gerd" - und witzelte weiter: "Alte Liebe Rosneft nicht." Kurz nach seiner Wahlniederlage 2005 war Schröder beim Betreiber der Gas-Pipeline Nord Stream eingestiegen, er wurde Vorsitzender des Aktionärsausschusses eines Konsortiums, an dem der russische Staatskonzern Gazprom die Mehrheit hält. Schröder will in den Aufsichtsrat von Rosneft einziehen.


Doch wie steht es mit einem Comeback Guttenbergs auf die ganz große politische Bühne? Kehrt er zurück, um wieder mehr Glanz in Horst Seehofers Hütte zu bringen als vielleicht ein Markus Söder? Eine Antwort darauf hätten sich die Medien und die über 1000 Gäste in und vor der Halle gewünscht. Sie hatten sie aber nicht wirklich erwartet. Und wurden deshalb nicht enttäuscht. mit dpa