Am Dienstagabend war im Landratsamt alles vertreten, was im Landkreis Kulmbach Rang und Namen hat. Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Jugendarbeit, Handwerk, Schulen, der Uni Bayreuth und aus vielen anderen Bereichen füllten den großen Sitzungssaal.

Grund war ein Besuch von Vertretern der evangelischen Landeskirche mit Regionalbischöfin Dorothea Greiner und Oberkirchenrat Michael Martin (Leiter der Abteilung "Ökumene und Kirchliches Leben") an der Spitze. Der Landeskirchenrat entscheidet am 10./11. Juli darüber, wohin die oberfränkische Jugendbildungsstätte der Landeskirche kommen soll: nach Neukirchen im Landkreis Coburg oder in die Weihermühle in der Gemeinde Mainleus im Landkreis Kulmbach.

Die Kulmbacher rührten kräftig die Werbetrommel für den Standort im Landkreis - mit dem Slogan "Die Region - gemeinsam für die Weihermühle". Sogar einen eigens gedrehten Werbefilm präsentierten sie der Abordnung aus München.

Und sie brachten schlagkräftige Argumente:

Landrat Klaus Peter Söllner (FW): "Landkreis und Gemeinde stehen hinter der Einrichtung und bieten viele Kooperationsmöglichkeiten. Wir würden uns bemühen, die Investitionen zu unterstützen, zum Beispiel über die Oberfrankenstiftung. Auch im Bereich Sponsoren gibt es sicher die Möglichkeit, hilfreich zur Seite zu stehen."

Robert Bosch, CSU-Bürgermeister aus Mainleus: "Die alte Weihermühle hat die Zeit überdauert. Daneben steht das neue Jugendhaus. Dort ist uns der Brückenschlag zwischen Schöpfung und Moderne gelungen."

Dekan Thomas Kretschmar: "Seit über 40 Jahren ist die Weihermühle schon ein Ort der Begegnung - mit einer spannenden Architektur nach der Sanierung."

Landessynodalin Christina Flauder: "Mein Wunsch ist, dass in der Weihermühle ein spirituelles Zentrum für die Jugend entsteht. Wir brauchen die Gesellschaft untereinander mit Gott und dem Glauben - gerade jetzt im Internet-Zeitalter."

Ulrike Endres, Schulleiterin CVG: "Die Weihermühle ist wunderbar - auch wegen des fehlenden Handy-Empfangs. Dort muss man miteinander reden, statt Whatsapp zu schreiben."

Michael Möschel, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des Industrie- und Handelsgremiums: "Unternehmen brauchen Orte wie die Weihermühle, wo in der Ausbildung Werte wie Arbeiten und Lernen im Team vermittelt werden können. Die zentrale Lage der Weihermühle in Oberfranken ist dafür ideal."

Günther Stenglein, Kreishandwerksmeister: "Wir können die Jugendbildungsstätte Weihermühle in ein hervorragendes Netzwerk im Landkreis integrieren."

Alexander Battistella, Leiter des beruflichen Schulzentrums in Kulmbach: "Wir sind eine der größten Bildungseinrichtungen in Oberfranken und nutzen die Weihermühle jetzt schon innig. Wir brauchen diese Bildungseinrichtung vor Ort."

Monika Hild, Leiterin der Realschule in Kulmbach: "Wir sind Ausbildungsschule für evangelische Religionslehrer. Und diese jungen Lehrkräfte brauchen Freiräume und Lernorte außerhalb der Schule, um Projekte durchführen zu können. Uns fehlt dafür ein Haus, das schnell zu erreichen ist."

Schulrätin Kerstin Zapf: "Ich kann Ihnen Ideen und Konzeptionen bieten."

Sabine Knobloch, Kreisjugendring und BRK: "Wir haben bereits viele Kooperationen mit dem Bezirksjugendring und würden uns dafür Übernachtungsmöglichkeiten wünschen. Auch aus Sicht des BRK brauchen wir etwas für die Jugendarbeit."

Jürgen Ziegler, Kreisjugendpfleger: "Die Jugendarbeit ist stark ehrenamtlich geprägt. Und diese Ehrenamtlichen brauchen Unterstützung und Schulungen. Die Weihermühle wäre eine zentrale Stelle, wo das möglich ist."

Matthias Kaiser, Universität Bayreuth: "Gute Angebote sind für unser Personal und deren Familien wichtig. Mit ihnen kommen neue Christen in die Region."

Jörg Kunstmann, stellvertretender Landrat (CSU): " Sie finden hier hervorragende Rahmenbedingungen."

Wolfgang Oertel, Pfarrer Untersteinach und zugleich Mitglied der Landessynode: "Die Finanzen sind auch ausschlaggebend. Und da spricht alles eindeutig für die Weihermühle. Es wäre ein fatales Signal, einen Neubau in Neukirchen hinzustellen, wenn man in der Weihermühle deutlich günstiger hinkommen könnte."

Die geballte Unterstützung zeigte Wirkung bei den Besuchern aus München. Erich Barzen, Leiter der Abteilung Finanzen im Landeskirchenamt: "Wir sind beeindruckt." Er verhehlte nicht, dass allein beim Blick auf die Finanzen die Weihermühle deutlich besser abschneide als der Mitbewerber aus Neukirchen. Aber allein das gebe nicht den Ausschlag, auch andere Kriterien wie Netzwerke und regionale Unterstützung würden in die Entscheidung hineinspielen.

Oberkirchenrat Michael Martin sprach von einer Investition in Höhe von sechs Millionen Euro in die Weihermühle. Deshalb wäre ein Anschub bei der Immobilienfinanzierung wünschenswert, auch wenn die Kosten für einen Neubau in Neukirchen deutlich höher lägen. Der laufende Betrieb würde bei beiden identische Kosten verursachen.


Beide Seiten gehört

Am Vormittag hatte die Delegation der Landeskirche bereits den Landkreis Coburg besucht und sich dort die Argumente für einen Standort Neukirchen angehört. Den Bericht finden Sie auf unserer Homepage unter www.infranken.de.

Am Vormittag hatte die Delegation der Landeskirche bereits den Landkreis Coburg besucht. Den Bericht finden Sie hier.

Hintergrund: Das Ringen um die Jugendbildungsstätte

Die evangelische Landeskirche plant, eine Jugendbildungsstätte in Oberfranken einzurichten. Es gibt zwei Kandidaten: die Neukirchener Bildungsstätte in der Gemeinde Lautertal im Landkreis Coburg und das Jugendtagungshaus Weihermühle in der Gemeinde Mainleus.

Kosten Das Jugendhaus in Neukirchen ist laut dem Dekanat Kulmbach in einem baulich sehr schlechten Zustand. Das Gebäude müsste wohl abgerissen und neu gebaut werden. Das Dekanat spricht von 25 Millionen Euro Kosten in 30 Jahren. Dagegen sei die Weihermühle erst renoviert worden und befinde sich in einem guten Zustand. Hier würde sich die Investition in eine Jugendbildungsstätte nur auf 13 Millionen Euro in 30 Jahren belaufen.

Konfrontation Anfang Juni hat der Coburger Landrat Michael Busch (SPD) mit einem offenen Brief an den Landeskirchenrat die Diskussion öffentlich gemacht und sich vehement für den Standort Neukirchen ausgesprochen. Zudem lud er den aus Coburg stammenden Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und die Präsidentin der bayerischen Landessynode, Annekathrin Preidel, zu einem Gespräch ein, um persönlich für den Standort zu werben. Unterstützt wird der Landrat von zahlreichen Bürgermeistern aus der Region. Das Treffen mit Landeskirchen-Vertretern fand am Dienstagvormittag statt - allerdings ohne Bedford-Strohm und Preidel. Am Abend trafen sich dann die Kirchenräte mit Kulmbacher Vertretern (siehe Bericht oben)

Aufgabe Eine Jugendbildungsstätte hat im Gegensatz zu einem Jugendtagungshaus den Vorteil, dass durch zusätzliche Sozialpädagogen ein eigenes Bildungsprogramm angeboten werden kann. Zum Beispiel in den Bereichen Ernährung, Natur- und Umweltarbeit, politische und Persönlichkeitsbildung, Friedensethik oder "Theologie für junge Leute".

Entscheidung Am 10./11. Juli will der Kirchenrat eine Entscheidung fällen.