Die Gruppe Haindling um den Musiker Hans-Jürgen Buchner ist einer der Top-Acts bei den Plassenburg-Open-Airs im Juli. Im Interview erzählt uns der inzwischen 73-Jährige vom Künstlerleben im Digitalzeitalter, von seinem Engagement für die Umwelt und ob es doch noch einmal ein neues Haindling-Album geben wird.

Sie sind in einer Zeit groß geworden, in der noch LPs verkauft und auf Kassetten aufgenommen wurde. Wie finden Sie das digitale Zeitalter?
Hans-Jürgen Buchner: Was besser ist, kann man erst beurteilen, wenn alles vorbei ist. Aber ich bin vorsichtig. Die Leute sind verwöhnt, weil alles jederzeit verfügbar ist. Man holt sich eine Info aus dem Netz und vergisst sie danach gleich wieder. Die Menschen haben ständig den Blick auf das Handy gerichtet und Stöpsel in den Ohren und nehmen nicht mehr viel wahr um sich herum. Das ist ein weltweites Phänomen, so eine Veränderung gab es noch nie in der Geschichte. Ich habe übrigens kein Handy.

Haben junge Musiker überhaupt noch eine Chance, vom CD- beziehungsweise dem digitalen Verkauf ihrer Musik zu leben.
Das weiß ich nicht. Jetzt werden schon noch CDs verkauft. Es geht aber in die Richtung, dass alles ins Internet eingespeist wird. Früher hatte man eine Platte in der Hand, die man anbieten konnte.
Live greift der Trend zum DJ immer mehr um sich. Da steht einer auf dem Thron und unten ist das Volk, das zum König aufblickt. Zusätzlich wird mit der linken Hand ins Handy getippt und mit der rechten das Bier gehalten. Und das nennt sich dann Party.
Ob's unsere Eltern mit uns so gegangen ist, dass man das nicht versteht? Wir hatten damals lange Haare und haben das Gegenteil von Marschmusik gehört. Aber so krass war der Unterschied damals nicht. Jetzt passiert eine richtige Abschottung der Jugend.

Ihren Worten entnehme ich, dass Sie kein Facebook, Twitter und Co mögen.
Damit habe ich nichts am Hut. Mein Management kümmert sich um Facebook, das Internet nutzt meine Frau - aber nur geschäftlich. Ich bediene nur mein Mischpult und mache Musik ganz ohne PC - so wie früher. Wenn ich einen Fehler mache, muss ich die Sache halt neu einspielen. Es sagen mir auch viele Leute, ich soll das weiterhin so machen.

Wie halten Sie sich für die Bühne fit?
Eigentlich mache ich nichts. Ich treibe keinen Sport. Mich hält die Freude fit, wenn ich auf der Bühne stehe und es den Konzertbesuchern gefällt. Als Band haben wir auch untereinander viel Spaß. Jeder macht mal einen Gag. Das Unangenehmste ist die Fahrerei auf den Autobahnen - die Raser, die Staus. Wo man früher eine Stunde unterwegs war, braucht man jetzt zwei. Wenn's reicht. Das ist nicht mehr schön. Wenn man ein Konzert gibt, ein gutes Programm hat und sich sicher fühlt, das ist etwas Schönes.

Ist Haindling eine Band, die nur für Konzerte zusammenkommt - oder seid ihr befreundet?
Wir sind befreundet, auch wenn wir uns nicht oft sehen. Ich wohne in Haindling, der Rest in München. Wir treffen uns zu Geburtstagen, sonst nicht so oft. Wir verstehen uns aber so gut, dass ich wirklich sagen kann, das sind meine Freunde. Ein paar Leute sind bei Haindling schon immer dabei - wir haben 35-jähriges Bestehen. Ein Wechsel wäre natürlich auch problematisch, weil wir alle Multi-Instrumentalisten sind. Solche Leute muss man erstmal finden. Es gibt aber natürlich auch Bands, da übernachten die Mitglieder nicht mal in den gleichen Hotels.

Wie viele Instrumente spielen Sie eigentlich?
Keine Ahnung. Blas- und Tasteninstrumente, Holzblasinstrumente, Percussion - alles bis auf Geige. Das kann ich leider nicht. Das ist ein sehr schweres Instrument, wenn es fantastisch klingen soll.

Das letzte Haindling-Studio-Album liegt ja schon ein paar Jahre zurück. Ist noch einmal mit neuem Material zu rechnen?
Ja. Aber das sag ich schon seit drei, vier Jahren. Irgendwann kommt wieder was. Hoffentlich bald. Inzwischen habe ich so viel Material, dass man was Neues machen muss.

Vor drei Jahren waren Sie zum letzten Mal auf der Plassenburg, jetzt kehren wieder sie zurück. Ihnen gefällt es wohl in Kulmbach?
Die Termine gehen vom Tourmanagement aus. Aber ich spiele gerne in Kulmbach, weil es auf der Plassenburg sehr schön ist und wir viele Fans in Franken haben. Mir gefällt es gut, dass die Franken noch ein Dialekt sprechendes Volk sind. Leider sprechen die jungen Leute immer weniger Dialekt.

Stichwort junge Leute. Wie setzt sich das Haindling-Publikum zusammen?
Manche haben ihre Kinder dabei. Es kommen Leute, die mit Haindling und "Irgendwie und sowieso" aufgewachsen sind. Oder Leute, die uns erst jetzt kennengelernt haben und gute Musik mögen.

Was kann man von einem Haindling-Auftritt zum 35-jährigen Bestehen erwarten?
Wir bringen die Sachen, die wir gerne spielen und die die Fans hören wollen. Und wir machen wie immer etwas in Sachen Umwelt. Diesmal geht es ums Plastik. So langsam wacht die Welt auf. Ich habe gehört, dass die Politiker wollen, dass weniger Plastik hergestellt wird. Aber nicht wegen der Reinhaltung der Meere und der Umwelt, nein. Der Grund ist, dass China unseren Müll nicht mehr nehmen will. Da sieht man, was ökologische Gedanken für einen Stellenwert haben. Doch zurück zum Auftritt: Das ist immer etwas Besonderes, weil viele Instrumente zum Klingen kommen. Ein Konzert zu beschreiben ist schwierig, das ist wie bei einem Bild. Ich würde mich freuen, wenn Leute kommen, die noch nie in einem Haindling-Konzert waren.

So wie ich.
Dann wird es Zeit. Und natürlich freuen wir uns auch auf das Wiedersehen mit unseren Fans in der wunderschönen Kulisse der Plassenburg.

Das Gespräch führte
Jürgen Gärtner