Es ist eine langjährige und vor allem sehr herzliche Städtepartnerschaft, die seit nunmehr 30 Jahren zwischen dem thüringischen Saalfeld und dem oberfränkischen Kulmbach besteht. Jetzt wurde dieses Jubiläum in der "Villa Bergfried" gebührend gefeiert, mit dabei eine Abordnung aus Kulmbach mit Oberbürgermeister Henry Schramm an der Spitze. Musikalisch begleitet wurde der Festempfang von einem Bläserensemble der Saalfelder Musikschule. Zum Festbuffet mit Thüringer Köstlichkeiten spielten am Abend die "Jazzenden Lehrer" auf.

Zunächst wurde die Kulmbacher Delegation, der auch Vertreter des Stadtrates, der Stadtverwaltung und der Vereine und Verbände angehörten, an den Saalfelder Feengrotten von der Geschäftsführerin der Tourismus GmbH, Yvonne Wagner, willkommen geheißen. Mit einem Sektempfang im Schmuckhof der "Villa Bergfried" wurde der Festakt eröffnet. Saalfelds Bürgermeister Matthias Graul stellte fest, dass die thüringisch-fränkische Städtepartnerschaft nunmehr eine beachtliche und bewegte Zeit währt: "Dies ist zwar auch ein Verdienst von offiziellen Amtsträgern der beiden Städte. Es ist aber vor allem der Verdient derjenigen, die sich während dieses langen Zeitraumes für Begegnungen zwischen den Menschen aus unseren Städten eingesetzt haben, für gegenseitige Besuche, für gegenseitiges Kennenlernen, das sich in manchen Fällen zu ganz engen persönlichen Bindungen und Freundschaften weiterentwickelte."


Viele Vereine engagieren sich

Warum sich die Städtepartnerschaft zwischen Kulmbach und Saalfeld über die 30 Jahre stets lebendig und intensiv gestaltet hat, das hatte der Kulmbacher Stadtrat Sigmund Huhn einmal sehr treffend damit begründet, dass in Saalfeld Freunde bei Freunden und Freunde sind. Bürgermeister Graul verwies darauf, dass viele Vereine und Gruppen beispielhaft für dieses Engagement stehen. Er nannte etwa den Foto-Amateurclub Mainleus-Kulmbach, die Wander- und Motorveteranenfreunde und die Feuerwehren von Saalfeld und Kulmbach. Graul: "Besonders freut es mich, dass sich in den Wehren auch die Jugend für die Partnerschaft mit engagiert, denn unsere Partnerschaft hat nur dann eine Zukunft, wenn wir junge Menschen für sie gewinnen und begeistern können."

Eine von Bürgern getragene Städtepartnerschaft ist heute in Deutschland und auch in ganz Europa demnach vielfach selbstverständlich: "Gott sei Dank erscheint es uns so. Viel zu schnell haben wir vergessen, dass Deutschland und Europa noch bis vor einigen Jahrzehnten zwischen Nationen geteilt war, die sich in politisch feindlich gesinnten Blöcken gegenüberstanden." Die Anfänge der Städtepartnerschaft spiegelten dies wider. Bevor am 30. September 1988 Kulmbachs Oberbürgermeister Erich Stammberger und Saalfelds Stadtoberhaupt Bernd Franke die Urkunden über die die Städtepartnerschaft unterzeichnen konnten, waren zunächst einige Hürden zu nehmen. So bedurfte es Graul zufolge des Einsatzes von Franz-Josef Strauß beim Besuch von DDR-Staatschef Erich Honecker 1987 in Bonn, um ein Jahr später die Städteverbindung durch den "Eisernen Vorhang" hindurch zu ermöglichen.


Kulmbach half beim Aufbau

Nicht unerwähnt ließ der Bürgermeister, dass Kulmbach der Stadt Saalfeld ab 1989 entscheidend beim Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung und der Sparkasse half: "Moderne Strukturen wurden aufgebaut und die Zusammenarbeit von Schulen, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und Organisationen entwickelte sich. Entscheidend dabei war, dass Kulmbach nicht belehrend oder von oben herab agierte, sondern stets partnerschaftlich und auf Augenhöhe."

Wichtigstes Glied in der Kette waren die zwei Freundeskreise aus Saalfeld und Kulmbach, die sich am 3. Oktober 1990 in Falkenau an der Grenze zwischen Thüringen und Bayern vereinigten. Für die Zukunft wünschte sich Bürgermeister Matthias Graul, neugierig aufeinander zu bleiben, denn es gebe noch viel zu entdecken.


Zahlreiche Umwälzungen

Kulmbachs OB Schramm erinnerte darean, dass in den drei Jahrzehnten der Städtepartnerschaft zahlreiche Umwälzungen stattfanden: " Wer dachte beim Unterzeichnen der Partnerschaft im September 1988 daran, was ein Jahr darauf passieren würde? Dass durch die Wiedervereinigung unsere zwei Städte in Thüringen und Oberfranken immer mehr zusammenwachsen konnten."

Auch heute befinde man sich wieder in einer Phase politischer Veränderungen, nicht nur in Deutschland, sondern in Europa und letztendlich auf der ganzen Welt. Schramm: "Leider, wie ich meine, nicht immer zum Guten." Es scheine eine gewisse Sehnsucht nach starken Führungspersönlichkeiten zu geben, die mit ihrem teilweise sehr unsensiblen Vorgehen, die Welt ins Wanken bringen. "In Ost-Deutschland kämpften damals viele couragierte Menschen für das kostbare Gut der Freiheit und der Demokratie. Leider, so ist es zumindest mein Eindruck, wird gerade von Vielen auch bei uns in Deutschland Demokratie nicht mehr vollumfänglich geschätzt. Ein politisches Wertesystem, das ins Wanken gekommen ist."

Oberbürgermeister Henry Schramm ging auch kurz auf den bevorstehenden Wechsel im Amt der Bürgermeisters von Saalfeld ein, denn zum 1. Juli wird Steffen Kania Matthias Graul ablösen: "Ich danke meinem Amtskollegen Graul für unsere stets positive Beziehung und der immensen Verbundenheit. Unsere Treffen waren herzlich und unsere Partnerschaft sehr wertvoll. Umso mehr wünsche ich mir auch mit seinem Nachfolger eine erfolgreiche Zusammenarbeit, damit unsere Städtepartnerschaft weiter wachsen und bewährter Weise fortgeführt werden kann. Für die nächsten Jahrzehnte blicke ich mit Freude auf unsere Städtepartnerschaft. Unserer ehemaligen Grenzregion wurde durch die deutsch-deutsche Wiedervereinigung ein ganz persönliches Geschenk für unsere Städtefreundschaft gemacht. Wir alle sind aufgefordert, diese Partnerschaft künftig lebendig zu erhalten. Eines ist klar, Urkunden und Stadtratssitzungen, Ehrungen und Reden sind das eine, das andere sind die Menschen da draußen, die diese Freundschaft in ihren Herzen tragen, diese leben und immer wieder zum Leben erwachen lassen."

Saalfeld. Übergabe der Geschenke mit Bürgermeister Matthias Graul und Oberbürgermeister Henry Schramm.
Die Kulmbacher Delegation verkleidet in den Saalfelder Feengrotten
OB Henry Schramm im Gespräch mit dem künftigen Bürgermeister der Stadt Saalfeld, Dr. Steffen Kania (rechts)

Die weiteren Bilder zeigen Impressionen vom Festempfang in der Villa Bergfried