Eine flammende Rede hielt der Chef der SPD-Fraktion im bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, bei der SPD-Kreisversammlung im Gasthaus "Zum Gründla". Ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl sei die SPD topmotiviert, sagte er. "Das Ende der Amtszeit Merkels ist in Sicht. Wir wollen's jetzt wissen und stellen die Weichen auf Sieg. Die SPD kann die stärkste Kraft im Bundestag werden - und Schulz Kanzler", erklärte Rinderspacher. "Die Kanzlerin steht für Stillstand und Lethargie, Schulz will das Land voranbringen."

Der SPD-Politiker warnte vor Nationalismus und einem Rechtsruck und proklamierte eine offene Gesellschaft. "Wir brauchen keine ehrenamtliche Sicherheitswacht, sondern eine vernünftige Polizei. Wir müssen endlich die 2500 offenen Polizeistellen besetzen", forderte Rinderspracher.


Profit muss versteuert werden

Auch soziale Gerechtigkeit, eine Beschränkung der Managergehälter und eine Stärkung des Mittelstandes schreibe sich die SPD auf die Fahnen. Deshalb müsse es eine Änderung der Steuergesetze geben. "Wo der Profit gemacht wird, muss er versteuert werden", sagte Rinderspacher.

Guter Dinge für die Wahl zeigte sich der örtliche Bundestagskandidat Thomas Bauske. Die SPD habe in Bayern von 14 auf 22 Prozent zugelegt. "Der Schulz-Zug funktioniert auch im Freistaat", sagte der Bayreuther.

Die Kulmbacher Jusos forderten den Kulmbacher OB Henry Schramm offen auf: "Seien Sie ein Oberbürgermeister aller Menschen, nicht nur der CSU Bayern."


"Analytischer Verstand"

Im weiteren Verlauf des Abends wurden langjährige SPD-Mitglieder ausgezeichnet - unter anderem Inge Aures. Die frühere Oberbürgermeisterin und jetzige Landtagsvizepräsidentin bezeichnete Rinderspacher als "Volkspräsidentin der Herzen". Er hob ihren "analytischen Verstand" hervor und ihr Engagement im Untersuchungsausschuss zur Landesbank-Affäre. "Das war die größte Schmach seit Cordoba", warf Rinderspacher der CSU-Staatsregierung vor. Der Schuldenberg sei für Bayern bis heute ein Problem.

Die SPD-Powerfrau war sichtlich gerührt. "Ich hab' gar nicht gedacht, dass ich so ein guter Mensch bin", meinte sie und sagte zu ihrem Mann Hans-Hermann "Mucki" Drenske: "Jetzt hast du mal gehört, was die anderen über mich sagen..." Sie komme aus aus einer sozialdemokratischen Familie in Presseck, so dass es für sie selbstverständlich war, sich auch selbst politisch zu engagieren.


Noch zwei Urgesteine

Neben Aures wurden zwei weitere SPD-Urgesteine ausgezeichnet: Auch Gerd-Dieter Träder, Ortsvereinsvorsitzender in Marktleugast, ist seit 40 Jahren bei der Partei. Karl Klippel aus Mainleus, der 2002 bis 2008 Dritter Bürgermeister war, hat noch mehr zu bieten: Er hat sogar seit 50 Jahren das Parteibuch der Sozialdemokraten.