Nachdem der Markt Thurnau das 31 000 Quadratmeter große Gelände zwischen Schloss und See - den Schlosspark - gekauft hat, tut sich etwas. Aktuell arbeitet der Bauhof des Marktes am See - gleich bei dem roten Backsteinbau neben der Schlossbräu. "Hier wird eine Hinweistafel aufgestellt", erklärt Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU). Ansonsten bittet das Thurnauer Gemeindeoberhaupt um etwas Geduld. Während der Wintermonate wird voraussichtlich nicht mehr viel passieren. Denn das Riesen-Projekt benötigt umfangreiche Vorplanungen.

"Aktuell müssen alle Bäume geprüft werden - von einem Baumsachverständigen. Die Standsicherheit muss gewährleistet sein", sagt Bernreuther und zeigt auf umgeknickte Bäume. Bei jedem kleinen Sturm legt es wieder Bäume flach. Bislang ist dies kein Problem, weil sie weit genug von öffentlich zugänglichen Wegen entfernt stehen. Doch wenn die Allee wieder geöffnet werden soll, muss der Weg natürlich gefahrlos begehbar sein.

Kleinod mit vielen Chancen

"Das Schlossparkareal ist ein Kleinod, das viele Chancen beinhaltet. Eine Begehbarkeit für die Allgemeinheit stellt eine städtebauliche und touristische Aufwertung für den Markt Thurnau und das Schloss selbst dar", bewertet Oliver Hempfling vom Landratsamt Kulmbach die Situation. Doch die Revitalisierung müsse mit Fingerspitzengefühl vonstattengehen.

Nicht das gesamte Areal des ehemaligen Schlossparks soll für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dagegen hat die Naturschutzbehörde ihr Veto eingelegt. "Der Schlosspark Thurnau ist ein naturschutzfachlich wertvoller Bereich.

Dort hat sich durch die seit Jahrzehnten fehlende Nutzung ein gemischter Laubholzbestand mit unterschiedlichen Altersstrukturen entwickelt", so die Naturschutzexperten des Landratsamts. Und weiter: "Der Wald besteht insbesondere aus Rotbuchen, Linden, Bergulmen, Bergahornen, Eichen und Hainbuchen."

Wertvolle Natur

Naturschutzfachlich wertvoll sind insbesondere die alten "Methusalembäume" (Brusthöhendurchmesser mehr als ein Meter), in deren Höhlen neben Spechten viele andere Vogelarten eine Brutmöglichkeit sowie mulmliebende Käferarten einen Platz für ihre Larven finden. Diese dienen wiederum vielen Tierarten als Nahrungsquelle. Auch Eichhörnchen und Bilche, wie der Siebenschläfer, nutzen solche Höhlen. Fledermäuse finden in abgeplatzten Rindentaschen der alten Bäume Sommerquartiere und nutzen zum Teil ebenfalls die Höhlen zur Aufzucht ihrer Jungtiere.

"Darüber hinaus profitieren von einem hohen Totholzanteil eine Vielzahl holzzersetzender Pilzarten. Die Krautschicht weist unter anderem Große Sternmiere, Goldnessel, Immergrün und Keimlinge der Bäume auf. Entlang des Bachs wächst eine Vegetation mit Bergkälberkropf, Mädesüß und Wald-Springkraut", teilen die Naturschutzexperten des Landratsamtes mit.

Kurzum: Durch die jahrzehntelange Nicht-Nutzung hat sich ein wertvolles Ökosystem entwickelt, das jetzt geschützt werden soll. Die Bereiche, die unter Naturschutz stehen, sollen auch in Zukunft der Natur überlassen bleiben. "Nur ein Drittel wird als Park angelegt", so Bürgermeister Bernreuther. "Der Bereich um das Teehaus (ehemals der sogenannte "Pleasure-Ground") kann dagegen nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden. Dabei werden die einzelnen Maßnahmen, gerade auch während der Bauphase, zwischen den Beteiligten abgesprochen", so Oliver Hempfling.

Kernstück wird die Allee zwischen dem roten Eishaus (direkt neben der Schlossbräu) und dem Teehaus werden. Prunkstück des Parks war einst eine stattliche Lindenallee. Doch nur noch eine einzige Linde ist übrig. "Man sieht hier noch die tiefen Kuhlen.

Die sind im Jahr 1968 bei einem heftigen Sturm entwurzelt worden", berichtet der Thurnauer Bürgermeister. Inzwischen sind andere Bäume in den Himmel gewachsen. Doch auch die sind nicht alle gesund. Aus diesem Grund überprüfen Baumexperten die Standfestigkeit. Eine Mammutaufgabe, die viel Zeit erfordert.

Der zugängliche Teil des Parks endet dort, wo einst der prächtige herrschaftliche Teepavillon stand. Dabei handelt es sich um ein klassizistisches Gartenhaus mit flachgeneigtem Satteldach. Erbaut um das Jahr 1840, beschreibt die Bayerische Denkmalliste das Bauwerk. Obwohl der Schlossgarten viele Jahrzehnte nicht zugänglich war, war das Teehaus wohl ein beliebter Treff für Jugendliche: Schmierereien an den Wänden zeugen davon.

Das Dach ist eingebrochen

Inzwischen ist das Dach eingebrochen, Strohmatten an den Decken hängen herab. Schon vor 15 Jahren schaltete sich das Landesamt für Denkmalpflege ein. Sicherungsmaßnahmen sorgten dafür, dass das erhaltenswerte Bauwerk nicht vollends verfiel. Jetzt hat der Teepavillon eine Chance, wieder im ursprünglichen Glanz erstrahlen zu können.

Vor dem Teehaus prangte einst ein Springbrunnen mit einer kunstvollen Einfassung. Sie soll aus dem Jahr 1755 stammen. "Wir haben Fördermittel beim Bund für das Projekt beantragt. Auch beim Denkmalschutz und bei der Oberfrankenstiftung", erklärt der Thurnauer Bürgermeister. Und sobald grünes Licht von den Behörden kommt, können die Arbeiten richtig beginnen. Eine echte Herausforderung wird die Zufahrt sein.

"Es sind noch so viele Arbeiten nötig. Man muss beispielsweise eine Brücke über den Aubach bauen, damit der Schlossgarten vom See aus zugänglich wird", betont das Gemeindeoberhaupt. Außerdem prüfen Behörden aktuell, ob die Wände des ehemaligen Eislagers wirklich in der ursprünglichen Stärke - sie sind mehr als 1,5 Meter dick - erhalten werden müssen. Wenn sie etwas dünner werden könnten, könnte man das ehemalige Eishaus als touristische Attraktion nutzen.

Viele Details sind noch abzuklären und im Entwicklungsausschuss zu beraten, doch mehr als ein halbes Jahrhundert schlummerte der Park im Dornröschenschlaf, so kommt es auf einige Monate auch nicht mehr an. Und der Anfang dafür, das Areal wieder zugänglich zu machen, ist getan.