Die erste Jobbörse speziell für Flüchtlinge im fünften Stock des Fritz-Hochhauses war ein voller Erfolg. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, Sebastian Peine, begrüßte die vielen Flüchtlinge in englischer, französischer und arabischer Sprache.
Saheel Sneelkeil spricht schon sehr gut deutsch, absolviert derzeit eine Lehre bei Meile Technik. Er hat den anderen Flüchtlingen mit seinem festen Lehrvertrag viel voraus: Denn mit der Ausbildungsstelle hat er eine echte Chance, in Deutschland Fuß zu fassen. Die anderen Flüchtlinge, die zur Jobbörse speziell für ausländische Bewerber gekommen waren, sind noch nicht soweit. Einige sind erst wenige Monate in Deutschland, viele tun sich noch schwer mit der Sprache. "Aber wir müssen jetzt investieren - sonst kann Integration nicht gelingen", sagt Sebastian Peine von der Arbeitsagentur.
Die Unternehmen McDonalds, Motor Nützel, Meile Haustechnik, das Backhaus Kreuzer, die Kommunbräu, aber auch das Dolce Vita, das Bayerische Rote Kreuz und das Verkehrsinstitut Kulmbach haben Stände aufgebaut. Stände, an denen sich die Flüchtlinge informieren können. Und weitere Unternehmer aus Kulmbach und Umgebung nutzten die Chance, um die Flüchtlinge persönlich zu treffen.
Frank Stübinger von der Kommunbräu kommt ganz schnell mit Usama Al Hamwi aus Syrien ins Gespräch. Usama al Hamwi ist ausgebildeter Koch, er hat auch seinen Sohn und seine Ehefrau mitgebracht. Außerdem hat er noch zwei Töchter, erzählt er.
"Ich kann für 500 Leute kochen", erzählt der Syrer. Auch mit heimischer, deutscher Küche kenne er sich aus. "Ich kann Kartoffelsalat machen, ich arbeite auch mit Schwein - auch wenn ich kein Schwein esse", sagt der Syrer und lacht. Und spätestens in dem Moment, als er erklärt, dass er auch schon Klöße machen kann, ist Frank Stübinger überzeugt. "Ab Februar kann der Syrer in der Kommunbräu ein Praktikum machen", sagt Frank Stübinger. Der Zeitpunkt stimme. Denn dann hat Usama Al Hamwi auch schon sein B1-Zertifikat in Deutsch absolviert, sagt er. Man ist sich handelseinig.
Die 17-jährige Syrerin Wijdan Saraj knüpft unterdessen Kontakte zum BRK. Sie möchte sich für eine Stelle als Altenpflegerin bewerben, ist derzeit noch an der Max-Hundt-Schule. Probleme mit der Sprache hat Wijdan nicht mehr. Später möchte sie Journalistin werden, den Grund nennt sie auch: "Ich möchte einmal Angela Merkel treffen", sagt Wijdan.
Tatsächlich ist die Jobbörse für Flüchtlinge auch ein bisschen eine Börse der Träume. Xamse Mahamid Mousa (21) kommt aus Somalia. Er möchte ein Praktikum bei Motor-Nützel machen. Auch zu Hause habe er manchmal seinem Vater in der heimischen Kfz-Werkstatt geholfen, erzählt der Somalier. Doch er hat noch erhebliche Probleme mit der Sprache und weiß selbst, dass er unbedingt sein Deutsch verbessern muss.
Verhalten ist zunächst die Resonanz am Stand von McDonalds. "In vielen Herkunftsländern ist McDonalds noch nicht so akzeptiert", kennt Thomas Ismaier die Vorbehalte gegen das amerikanische Unternehmen. Doch dann traut sich eine Gruppe junger Frauen, den Systemgastronomen anzusprechen. "Wir beschäftigen Flüchtlinge, bei uns arbeiten alle Nationalitäten", sagt Ismaier und hat für viele der jungen Damen eine Perspektive.
Immer dann, wenn einige Syrer nicht weiter kommen, ist ein Syrer, der eine auffällige rote Jacke trägt, zur Stelle: Ali Alfarej, 40 Jahre alt. Ali Alfarej ist ein Sonnyboy, der gerne lacht. Er ist seit einem Jahr in Deutschland, hat Kontakte zu Einheimischen geknüpft und spricht fließend deutsch. In Syrien war er Lehrer, gerne würde Ali Alfarej auch in Deutschland irgend eine Lehrtätigkeit ausüben, vielleicht auch als Dolmetscher tätig werden. Seine Frau und seine drei Kinder hat er inzwischen nachgeholt. Auch für Ali Alfarej geht es um eine Chance, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. "Das Hauptproblem ist aber immer noch die Sprache", zieht Alexander Meile eine Bilanz der ersten Jobbörse.
Und auch Michael Möschel vom Verkehrsinstitut Kulmbach kennt Probleme. Denn die syrischen Führerscheine werden in Deutschland nicht anerkannt, auch wenn viele Syrer erzählen, sie hätten schon als Lkw-Fahrer gearbeitet. "Und ohne Anerkennung gibt es auch keinen Führerschein", sagt Möschel.
Trotzdem hat die erste Jobbörse viele Hoffnungen geweckt - mehrere Praktika wurden ausgemacht. Und für die Flüchtlinge ist ein Praktikum der erste Einstieg in eine neue Welt. "Ich bin ein Jahr da - und ich habe nichts anderes gemacht als gewartet, geraucht, gewartet, herumgesessen", sagt Ali Alfarej. Der Lehrer hat sich selbst die Wartezeit verkürzt, indem er aktiv auf die Menschen zugegangen ist. "Ich möchte mit Menschen sprechen, ich möchte Kontakte haben"; sagt er selbst und hofft, dass jetzt ein Job ihm weiter den Weg in eine neue Zukunft ebnet.