Die Gaststube ist behaglich eingerichtet. Alles hat Stil, wurde Würde: Kachelofen und Ofenbank, die blankgescheuerten Tische und der Ledersessel am Fenster. Auf dem Wandbord liegt die Bibel - Biedermeier, Bürgertum. So wurde die Gastwirtschaft von Johann Sauermann beschrieben, für die er 1827 eine Konzession einschließlich Metzgerei erhielt.

An der Trasse der alten Heer- und Handelsstraße von Bamberg nach Hof gelegen, erblühte die Gastronomie. Die Reisenden schätzten die Küche des Hauses; längst waren die Sauermann'schen Wurstwaren berühmt.

Die Sauermann-Dynastie hat ihren Ursprung in Helmbrechts. Dort wurde Johann Adam Sauermann 1768 geboren. Seine Familie war kurze Zeit später nach Aichig umgesiedelt. Sein Vater arbeitete als Schuster. Johann Adam Sauermann ehelichte Anna Margaretha Hering aus der Blaich.

Laut Lehensprotokoll des Landgerichtes überträgt Johann Adam Sauermann das Anwesen in Blaich 1829 auf seinen Sohn Johann II. Sauermann. Die Wirtsräumlichkeiten im Stammanwesen mit der expandierenden Landmetzgerei wurden den stetig steigenden Anforderungen an Platzbedarf nicht mehr gerecht und so bahnte sich durch die Heirat von Amalie Sauermann, einer Tochter Johanns II., mit dem Büttnermeister Johann Martin Hahn aus Niederndobrach 1872, eine Lösung an.

Amalie hatte als Mitgift ein Grundstück in die Ehe gebracht. Dort entstand 1878 direkt neben dem Sauermann'schen Hauptanwesen im rechten Winkel dazu ein großzügiges Wohnhaus mit angegliederter Büttnerei und dem integrierten neuen Landwirtshaus. Die allseits beliebte und bekannte "Hahn'sche Bierwirtschaft" war entstanden". Auf der Speisekarte die Spezialitäten der Firma Sauermann, war sie ein Anziehungspunkt für Gäste aus nah und fern.

Aber das tüchtige Wirtsehepaar kam in die Jahre. Amalie Sauermann starb bereits 1896. Bis 1922 wird der Büttnermeister und Gastwirt Johann Martin Hahn als Eigentümer geführt. Nach seinem Tod übernimmt die "H + P Sauermann AG" das Anwesen selbst.

Und der erfolgreiche Wurstfabrikant hat viel damit vor. Weltoffen, wie man war, sollte in der Blaich eine der Neuzeit entsprechende Gastronomie entstehen mit Fremdenzimmern, die auch den Anspruch zahlungskräftigerer Gäste erfüllen. Ein nobles Restaurant eben mit Hotelbetrieb und Saalbau.

Auch der Name wurde geändert in "Sauermann's Gaststätten". Am 17. Mai 1924 ist die feierliche Eröffnung. Zum neuen Objekt gehörten elf Fremdenzimmer mit zwölf Betten im ersten Stock, ferner ein Badezimmer. In der zweiten Etage befand sich die Wirtswohnung.

Im Außenbereich war ein geräumiger Wirtschaftsgarten entstanden. Und für die zu erwartende motorisierte Kundschaft war eine Tankstelle eingerichtet worden. Schließlich hält auch noch Max Friedel mit seinem "Friseur- und Rasier-Salon" Einzug.

Auf dem Veranstaltungsplan wartete man mit Café- und Künstlerkonzerten, Operettenabenden, Tanzveranstaltungen jeglicher Art, Damenkränzchen und "echt Münchener Bockbierfesten" auf. Kein Wunder, dass sich der Ortsverband des ADAC dort seines neues Vereinlokal einrichtete. Mit der Wirtschaftsführung war der Gastronom Hans Haas aus Erlangen betraut worden.

Warum auch immer, schon nach wenigen Jahren hatte Generaldirektor Hans Sauermann kein Interesse mehr, das Etablissement selbst zu führen. Er verpachtete die "Sauermann's Gaststätten" an die "Brauerei-Vereinigung Kulmbach e.V." zum einem Preis von 6000 Reichsmark pro Jahr, mit Wirkung vom 1. Januar 1931.

Mitglieder dieser Vereinigung waren die vier Kulmbacher Brauereien: die EKU, die Mönchshof, die Reichel und die Sandlerbräu. Der bisherige Wirtschaftsführer Haas wurde Unterpächter. In seinem neuen Pachtvertrag war unter § 8 festgelegt: "Die Bierlieferungen erfolgen seitens der Mitglieder der Brauerei-Vereinigung e.V. im Turnus und zwar so, daß jede Brauerei für die Gaststätten 25 Hekto liefert und daß nach Erschöpfung dieser Menge die Lieferung jeweils durch die nächst folgende Brauerei ausgeführt wird."

Ganz klar, dass es für Haas im Vertrag auch einen ähnlichen Passus für den Bezug von Erzeugnissen der Firma Sauermann gab.

Aber bereits drei Jahre später gab Hans Haas auf. Ab dem 9. Januar 1933 folgte ihm der aus Neuenmarkt stammende Oberkellner Ferdinand Achilles. Das Geschäft laufe nicht gut, besonders während der Woche, schrieb er in einem Gesuch auf Steuermäßigung an die städtische Finanzkasse. Kein Wunder, dass er bald aufgeben musste.

Ihm folgten 1936 eine Familie Teichmann und 1939 Tobias Schmidt als Pächter. Der Krieg setzte der ehemaligen Nobelherberge ein Ende. 1940 war Schluss.

Danach gab es mehrere Nutzer der Räumlichkeiten, unter anderem die "Reichsanstalt für Fleischforschung", die später zur "Bundesanstalt für Fleischforschung" werden sollte. Das Hauptgebäude der ehemaligen "Sauermann's Gaststätten" wurde 1976 von der Malzfabrik Zeitler erworben, weitgehend abgetragen und 1977 zu einem Bürotrakt umgebaut.