Wir befinden uns im Jahr 1450 irgendwo in Franken. Die Frauen tragen weiße Hauben, manche haben im Nacken edles Gefrense , eine gewebte Verzierung mit einer Art Fransen. Die Männer tragen Wämste oder einen Harnisch, manche sind als Pilger unterwegs nach Rom oder Jerusalem, manche stehen Wache. Wenn die Menschen etwas Süßes möchten, dann gehen sie in die Apotheke - sofern sie es sich leisten können.

Ach nein, wir sind gar nicht wirklich im ausgehenden Mittelalter, sondern bei der Burgbelebung auf der Burg Zwernitz in Sanspareil. Die Gruppe "Sanguis et Aurum" stellte an diesem Wochenende eindrucksvoll, mit viel Fachwissen und realitätsnah das Treiben auf einer Burg vor fast 500 Jahre nach.

Tanja und Mike Ratmann haben die Burgbelebung organisiert, die bereits seit 10 Jahren stattfindet. Alle versuchen ihr Wissen so authentisch wie möglich weiterzugeben: Geschichtsunterricht zum Anfassen.

18 Darsteller und vier Kinder waren dabei: Eine Apothekerin zeigte die Kunst von einst. Tanja Brunner ist auch im echten Leben Apothekerin und Heilpraktikerin. Heilpflanzen, natürliche Heilmittel und so weiter: Das ist ihre Spezialität.

Daniela Holly stellt eine Beutlerin dar. Sie stellt - wie der Name schon sagt - Beutel her. Im Gegensatz zum Taschner arbeitet der Beutler mit feinen Ledern aus Lamm, Ziege, Schaf oder Reh. Beutel waren im späten Mittelalter viel in Verwendung. Genäht wurde das vorgestochene Leder mit Hilfe von verzwirbelten Wildschweinborsten. Originalgetreu arbeitet Daniela Holly wie damals.

Sie hat auch viele Geldwechslerbeutel im Sortiment. Schließlich gab es früher regional unterschiedliche Münzen. Der Geldwechsel hatte stets Beutel mit unterschiedlichen Fächern dabei und konnte wechseln.

Dass beide Berufe von Frauen dargestellt werden, ist übrigens nicht ganz realistisch. Frauen haben damals in der Regel höchstens bei ihren Männern mitgearbeitet. Ein Handwerk wie das des Beutlers konnte die Frau höchstens nach dem Tod ihres Mannes von ihm übernehmen.

Das Treiben drinnen wird draußen vom geharnischten Knecht bewacht: Holger Wendel hat seine Hakenbüchse und auch seinen Harnisch selbst gemacht. Als gelernter Schlosser kann er das. Auf Feinde konnte damals mit einer solchen Waffe geschossen werden. Alle Teilnehmer haben sich lange und ausgiebig mit ihren Rollen beschäftigt. Sie lassen sich gerne mit Fragen löchern. Kinder und Erwachsenen konnten an diesem Wochenende auf der Burg Zwernitz viel lernen.