Den Grundstein für den bis heute andauernden Erfolg legten der Büttner und Brauer Gustav Rehm und sein Stiefsohn, der Bauer und Bierbrauer Hans Rehm, Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

Es war nicht einfach für Johann Michael Rehm, sich mit seiner kleinen Brauerei gegen die übermächtige Konkurrenz aus der nahen Bierstadt Kulmbach zu behaupten. Und als er 1894 verstarb, musste seine Witwe Katharina allein mit Bierwirtschaft, Metzgerei und Brauerei zu Rande kommen.


Den Kopf voller Ideen


Sein jüngerer Bruder Gustav dagegen hatte sich den Wind der großen weiten Welt um die Nase wehen lassen. Bei seinem Dienst als Sanitäter in Lenzerheide in der Schweiz war er auf eine ganz andere Welt gestoßen - und als er in sein Heimatdorf Ziegelhütten zurückkehrte, hatte er den Kopf voller Ideen.

1895 heiratete er seine Schwägerin, also die Witwe seines Bruders Johann Michael, und war gezwungen, eine neue Ausschankkonzession zu beantragen, um den Wirtsbetrieb weiterführen zu können. Dann bekamen Brauerei und Bierwirtschaft einen neuen Namen "Schweizerhof". Ein ungewöhnlicher Name für das Dorf am Rande von Kulmbach.


Letzte Handziegelei abgebrochen


Schließlich schritt er zur Tat. Zunächst musste der marode Wirtshausbetrieb auf Vordermann gebracht werden: Ziegelhütten wird urkundlich erstmals 1496 erwähnt, als Platz einer Ziegelei. Es ist nicht bekannt, ob es in früherer Zeit noch mehre solcher Betriebe existierten, aber die letzte noch im Betrieb befindliche Handziegelei gehörte der Familie Rehm. Sie befand sich auf der Rückseite des Gebäudekomplexes, dort, wo sich heute ein unbefestigter Parkplatz befindet.

Die "Kulmbacher Nachrichten" schreiben am 21. Mai 1901: " ... in dem schönen Dörfchen Ziegelhütten wurde die seit langen Jahren in Betrieb befindliche Rehm'sche Handziegelei zum Abbruch gebracht und der dadurch erlangte Platz zur Erweiterung und Verschönerung der Rehm'schen Gastwirtschaft ‚Zum Schweizerhof' verwendet."


Ein beliebter Ausflugsort


Rehm, dem von der Zeitung bescheinigt wurde, "Ziegelhütten immer mehr zu einem beliebteren Ausflugsort zu machen", hatte nun gleichzeitig die Gelegenheit, eine größere Kellerhalle zu errichten, in dem sein "nach alter Brauart gesottenes Lager- und Schankbier sowie auch lichtes Kulmbacher Exportbier zu Ausschank gelangt".

Der Erweiterungsbau bekam ferner ein "Weinstübchen". Für Gesellschaften stand ein Tanzsaal mit Piano zur Verfügung. Es entstanden eine Kegelbahn und ein Schießstand. Eine Augenweide war jedoch der neu geschaffene Wirtsgarten. Keine Anlage mit Bierzeltgarnituren der heutigen Zeit, sondern von Büschen und Sträuchern getrennte gemütliche Sitzgelegenheiten.

"Nachdem ich durch Abbruch meines alten Ziegelgebäudes ein weiteres Gartengrundstück, sowie Parterre-Räume gewonnen habe, bringe ich hiermit meine Gastwirtschaft "Zum Schweizerhof" in freundliche Erinnerung", schreibt "Gustav Rehm, Gastwirt und Kleinbrauer" in seiner Eröffnungsanzeige.


Wintergarten mit Springbrunnen


Fortan galt sein Bestreben, den "Schweizerhof" als Ausflugslokal ins Bewusstsein zu rufen mit einer Reihe von Aktivitäten. Bockbierfeste mit plagiiertem und echtem Salvator, dien Variationen "Rehmator" und "Rehmer Jubilator" und zur Abwechslung auch mal mit einem "Rizzibräu am Hahn". Er lud in seine "originelle Kellerhalle ein" und in seinen Wintergarten mit Springbrunnen und "blühenden Pflanzen".

Nicht weit vom "Schweizerhof" entfernt, befindet sich ebenfalls ein beliebter und gut frequentierter Gastronomiebetrieb, das "Gründla". Und der Stammvater dieser Wirtschaft war Gustav Rehm, der Besitzer der "Schweizerhofbräu". Ehrgeizig wie er war, musste er darauf bedacht sein, den Ausstoß seiner Brauerei zu stabilisieren. Das war nicht leicht gegen den übermächtigen Rivalen aus Kulmbach.

Aber unten im Tal, in Metzdorf, gab es noch keinen Bierausschank. Da müsste doch was zu machen sein. Da kam ihm das Anwesen Nummer 8 in den Sinn. Es gehörte der Witwe Sophie Rupp. Es bestand aus Erdgeschoss und Obergeschoss und war für die damalige Zeit unterbelegt. Für Sophie Rupp und ihre beiden Söhnen müsste doch das erste Stockwerk reichen. Am 21. Juli 1906 wurde der Mietervertrag abgeschlossen. Die Hausbesitzerin stellte die Parterre-Räume zur Verfügung.


Schankrecht für das "Gründla" erstritten


Nach Umbau bestand die Mietfläche aus Wirtszimmer, Nebenzimmer, Hausflur, Küche, Keller und Garten. Die Jahresmiete betrug 200 Mark. Der Mietvertrag wurde zunächst auf sechs Jahre abgeschlossen. Aber da gab es ja noch Hans Rupp und seinen Bruder Max, dazu noch Schwiegervater Fritz Bergmann. Auch die wollten an dem neuen Geschäftszweig partizipieren. So wurde in einer Mietvertragsergänzung am 12. September festgelegt, dass die Genannten und in dieser Reihenfolge als Stellvertreter Gustav Rehms die zu eröffnende Wirtschaft führen dürfen.

Das war der einfachere Teil. Weitaus schwieriger war es, das Schankrecht für das geplante Projekt zu erhalten. Erst mit dem Gang durch mehrere Instanzen konnte es erstritten werden. Die Genehmigung für die "Rehms Wiesenthal-Schenke Metzdorf" wurde schließlich am 7. Januar 1907 erteilt. Gustav Rehm war stolz auf seine neue Errungenschaft. Er gab sogar eine Ansichtskarte in Auftrag. Die "Bayerische Rundschau" schrieb am 7. August 1907: " ... die Karte, die im Verlag des Hrn. Gastwirt Rehm dahier zu haben ist, zeigt das neuerrichtete Restaurant zum Wiesenthal in Metzdorf, mit seiner malerischen Umgebung...". Mit Wirkung vom 28. März 1923 übernahm Max Rupp den Wirtsbetrieb. Das "Gründla" gibt es heute noch.

In Ziegelhütten übernahm Hans Rehm von seinem Stiefvater Gustav Rehm das Anwesen mit Wirkung vom 10. Oktober 1910 und führte es ebenso erfolgreich weiter. Im Jahre 1937 heiratete Georg Lobinger in die Firma ein.