Eine Wasserleitung sorgt in Vogtendorf für Diskussionen. Die Rodacher Gruppe will sie umverlegen. Die CSU fordert den Rücktritt des Geschäftsführers. Holzpfosten stecken dort in der Wiese, wo eine der meistdiskutierten Wasserleitungen Kronachs verläuft. Sie zeigen, wo in Vogtendorf nahe der Alten Heeresstraße das Wasser des Versorgers Rodacher Gruppe fließt.

Die Leitung führt nach Marktrodach, wo sie mehrere Tausend Menschen mit Wasser versorgt. Außerdem sind neben Vogtendorf noch weitere Kronacher Stadtteile (unter anderem Höfles und Wötzelsdorf) sowie Teile des Landkreises Kulmbach und von Weißenbrunn am Netz angeschlossen.


Leitung verläuft über Privatgrund

Der Unterschied zu vielen anderen Wasserleitungen: In Vogtendorf fließt das Wasser nicht unter der Straße, sondern daneben. Dort, wo die Holzpfosten stehen, sprudelt es unter der Wiese, auf der die Stadt das Baugebiet "Alte Heeresstraße - Sandäcker" mit 19 Parzellen plant. Den Beschluss, das Planungsverfahren zu starten, hat der Stadtrat am Montag getroffen.

Aus dem Kronacher Stadtrat: Baugebiet in Vogtendorf ist Schritt weiter

Der Knackpunkt der Geschichte: Am Rande des Baugebiets verläuft der Kanal schon über zehn Jahre durch bebaute Grundstücke.

Der Zweckverband Rodacher Gruppe will das nun ändern. Geschäftsführer Hubert Mäusbacher war am Mittwoch nicht zu erreichen. Laut übereinstimmenden Angaben von Beteiligten, mit denen unsere Redaktion Gespräche führte, gibt es aber wohl den Plan, im Zuge der Erschließung des Baugebietes die Wasserleitung auch auf den bebauten Flächen umzuverlegen. Für die Anwohner bedeutet das: Ihre Hofeinfahrten und Vorgärten werden aufgebaggert. Und an den Kosten sollen sie sich auch beteiligen.


Scharfe Kritik von Geißler

Ein Vorhaben, das CSU-Fraktionsvorsitzender Jonas Geißler scharf kritisiert. "Warum soll man eine funktionierende Leitung verlegen?", fragt er. "Wer Kosten für die Verlegung der Wasserleitung mit dem Baugebiet begründet, der lügt."

Es sei ein Fehler gewesen, überhaupt über die Leitung zu bauen. "Fehler muss man auch mal einsehen", sagt Geißler, der dem Zweckverbands-Geschäftsführer Mäusbacher schlechte Kommunikation vorwirft und ihn zum Rücktritt auffordert.

Geißler greift damit eine gerenerelle Stimmung des Kronacher Stadtrats auf, die an Parteigrenzen nicht Halt macht. Unter anderem hatten sich die Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler, Michael Zwingmann, und der SPD, Ralf Völkl, am Montag kritisch gegenüber dem Wasserversorger geäußert.


Anwohner nicht informiert

Auch einige Anwohner äußern gegenüber unserer Redaktion Unverständnis. Ihnen sei versichert worden, dass ihnen durch das Baugebiet keine Kosten entstünden. Außerdem fühlen sie sich nicht informiert.

Udo Weber vom Ingenieurbüro Kittner und Weber aus Sonnefeld, der für die Stadt mit der Planung des Neubaugebietes beauftragt ist und als potenzieller Investor gilt, erklärte in der Stadtratssitzung, dass die Kosten in einem konkreten Fall 700 Euro betragen würden. "Das gilt aber nicht für alle Anwohner, sondern nur für einen." Über den Zusammenhang von Baugebiet und Wasserleitung sagt er: "Technisch gibt es keinen, nur zeitlich, da eine Baustelle entsteht." Die Intention des Zweckverbands-Geschäftsführers sei nachvollziehbar. "Das ist eine Hauptleitung und er hat mehrere Tausend Menschen zu versorgen." Dass er die Leitung auf öffentlichem Grund sehen möchte, sei logisch. Des Weiteren gehe es auch um technische Dinge, wie die mangelnde Überdeckung des Kanals. "Teilweise liegen die Leitungen nicht tief genug unter der Erde."

Den Zustand des Wassernetzes kritisch überprüfen - das möchte auch Bernd Liebhardt (CSU), stellvertretender Vorsitzender im Verbandsrat (siehe auch unten). Wie Mäusbacher seine Ziele verfolge, sei aber für eine Versachlichung der Diskussion nicht zielführend. "Ich wünsche mir, dass der Verbandsvorsitzende mehr führt."


Gespräch der Bürgermeister

Carin Bülling (CSU), Mitglied des Verbandsrats, meint: "Die Satzung gilt und ist anzuwenden." Am Mittwoch gab es auch andere Töne: Gräbner und Kronachs Bürgermeister Wolfang Beiergrößlein (FW) führten ein Gespräch. Gräbner: "Wir wollen uns zusammensetzen, um über konkrete Einzelfälle zu sprechen." Beiergrößlein deutete an: "Wir wollen die Anwohner weniger belasten. Vielleicht gibt es noch andere Lösungen."


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