Ein sehr wichtiges und langes Ritual ist in Ägypten die Begrüßung. Auch beim Weltgebetstag der Frauen in der katholischen Pfarrkirche Mariae Geburt in Steinwiesen war die gegenseitige Begrüßung sehr wichtig, lockertete sie doch die Atmosphäre, ließ sie die Frauen sich hinwenden zu dem Leitwort, das über dem diesjährigen Gebetstag stand "Wasserströme in der Wüste". Ägypten ist ein Land im Umbruch, wer kennt sie nicht, die Nachrichten aus dem nördlichen Afrika, aus einem Land, das eigentlich nicht unbekannt ist, das Urlaubsland vieler schon war und noch sein wird. Ägypten mit seinen Pyramiden, dem Tal der Könige und unzähligen Touristenattraktionen. Aber es ist auch das Land der Gegensätze, zum einen weite Sand- und schroffe Steinwüsten, zum anderen ein fruchtbares Niltal. Diesen Gegensatz sieht man auch auf dem Titelbild des Weltgebetstages. Die ägyptische Muslimin Souad Abdelrasoul hat es gestaltet. Ihr Ziel ist Gott, die Wege sind vielfältig. Der Nil ist nicht nur ein Wasserlauf, sondern bedeutet Leben. Auf diesem Bild wächst der Nil wie eine starke Pflanze in die Höhe, einer märchenhaften Wüstenblume gleich.

Diesen Nil, diesen Wasserstrom hatten die Frauen des Vorbereitungsteams vor den Altar in der Kirche sozusagen ausgebreitet. Vom Sand zum Wasser. Aus dem Dunkel zum Licht. In den Texten und Liedern wird deutlich, dass die Frauen des ägyptischen Weltgebetstags-Komitees stolz auf die Geschichte des Christentums in Ägypten sind.
Mit ihrem ökumenischen Engagement tragen ägyptische Christinnen zur lebendigen Gegenwart und Zukunft christlicher Gemeinden in Ägypten bei. Über 90% der Bevölkerung sind Muslime. Die Schätzungen über den christlichen Bevölkerungsanteil schwanken stark zwischen 6 und 15%. In den Gebeten und Liedern finden sich immer wieder die wichtigsten Gaben Gottes - Liebe und Barmherzigkeit. Sie fließen zwischen den Menschen wie Wasserströme in der Wüste. Auch die westlichen Frauen stehen manchmal vor einer "Wüste" - einer Wüste von Durststrecken, für schwere Zeiten im Leben, für Kummer, für Krankheiten. Symbolisch dafür lassen die Frauen des Teams Sand aus Schalen langsam in einen große Schale rieseln. Doch es gibt die "Wasserströme in der Wüste", die Hoffnung machen durch einen Anruf der Freundin, einen gelungenen Versöhnungsversuch, jemanden mit dem man seine Sorgen teilen kann. Nun schöpfen die Frauen Wasser aus der "Quelle" und trinken, sie trinken aus der "Quelle des Lebens".

Im Gottesdienst kommen auch verschiedene ägyptische Frauen zu Wort. Sie verkörpern die Vielfalt der Lebenssituationen von Frauen in Ägypten heute und die Bedeutung der Geschichte ihres Landes. Genauso wie in der Lesung gibt es Dialoge zwischen den Frauen. Die Lesung handelt von der Frau aus Samaria, die am Brunnen Wasser schöpft und von Jesus angesprochen wird. Lebendig kommt die Geschichte bei den Besucherinnen des Weltgebetstages an, man kann sich mit den Personen irgendwie identifizieren. Deshalb auch das Lied "Wagt euch zu neuen Ufern" - sich gegen den Strom stellen, auf Gottes Spuren gehen und von vorne beginnen. Dies wird auch in den Fürbitten deutlich. Aufmerksamer werden sollen alle für die Menschen, die unter Armut leiden oder unter den Folgen von Naturgewalten, gebetet wurde für die Witwen, für Mädchen, damit diese mehr Ausbildungschancen erhalten, für den Geist der Vergebung, der Großzügigkeit und der Liebe.

Begleitet wurde dieser Weltgebetsgottesdienst an der Gitarre von Daniela Krumpholz und an der Orgel von Christine Kuhnlein. Im nächsten Jahr kommt die Gottesdienstordnung für den Weltgebetstag 2015 von den Frauen auf den Bahamas. Der Titel in etwa (sinngemäß übersetzt) "Jesus sagte zu ihnen, wisst ihr denn nicht, was ich für euch getan habe?"