Unter dem Motto: "Vielfalt-Gerechtigkeit-Solidarität" beleuchteten verschiedene Redner die heutige Arbeitswelt und Gesellschaft. Auch diesmal waren zahlreiche Betriebsräte, Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaftsfunktionäre vor Ort.
Einen besonderen Willkommensgruß entbot DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Schmitt, Landrat Klaus Löffler und Kronachs 2. Bürgermeisterin Angela Hofmann, sowie den Regionsgeschäftsführer Oberfranken, Mathias Eckardt. Durch die kurzweilige Veranstaltung führte mit musikalischen Beiträgen Tom Sauer, der für seine sozial- und gesellschaftskritischen Liedtexte bekannt ist und auch in dieser Versammlung kein Blatt vor dem Mund nahm.
Mit prägnanten Beiträgen schilderten der Betriebsratsvorsitzende von der Firma Gerresheimer in Tettau, Daniel Raab (Vielfalt), der Regionsgeschäftsführer Mathias Eckardt (Gerechtigkeit), die Schwerbehindertenbeauftragte der Firma Loewe in Kronach, Petra Mertel (Solidarität) und der katholische Betriebsseelsorger Eckhard J. Schneider (Betriebsratswahl). Daniel Raab hob die Vielfalt und die multikulturelle Zusammenarbeit in seinem Unternehmen Gerresheimer hervor. Die wahlberechtigten im Betrieb zur vergangenen Betriebsratswahl nahm er zur Feststellung der Vielfalt zum Anlass. 136 Frauen und 435 Männer in 25 Abteilungen durften wählen. Die jüngsten Mitarbeiter sind 16 und die erfahrensten schon 64 Jahre alt. Dabei gibt's Kollegen ohne Ausbildung, Auszubildende, ausgelernte Fachkräfte, Meister Techniker und Akademiker. Von Bandarbeitern über Handwerker, Teamleiter bis zu Abteilungsleiter reicht das Spektrum.
25 Prozent kommen aus den neuen Bundesländern, andere wiederum kommen aus verschiedenen Nationen und Kulturen, wie Türkei, Tschechien, Ungarn, Weißrussland, Syrien, Rumänien, Polen, Holland, Irak und sogar aus den Philippinen. Außerdem sind auch Menschen mit Behinderung im Unternehmen beschäftigt.
Vielfältig ist auch die Zusammensetzung im Betriebsrat, Männer, Frauen, Junge (26 Jahre) wie Ältere (60 Jahre), aus kaufmännischen, technischen Berufen sind genauso vertreten wie Mitarbeiter aus Thüringen, Oberfranken und aus dem Ausland. Dabei nannte Raab als Aufgabe des Betriebsrates darüber zu wachen, dass niemand benachteiligt wird. Egal welcher Rasse, ethnischer Herkunft, Abstammung, Nationalität, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Lebensalter, politische oder gewerkschaftliche Einstellung, Geschlecht oder sexuelle Identität. Aber niemand darf benachteiligt werden, heißt nicht, dass alle gleich behandelt werden können. Es geht nicht, einen Schwerbehinderten, so zu behandeln wie einen kerngesunden Menschen. Genauso geht es nicht, Menschen verschiedener Nationalitäten gleich zu behandeln. Die Menschen sind einfach verschieden, "vielfältig". Für den Betriebsrat bedeutet dies, die Menschen im Betrieb zu harmonisieren und in Einklang zu bringen. Und zwar nicht durch Gleichbehandlung, sondern durch Gerechtigkeit und Solidarität, so Raab.
Bemerkenswerte Worte für die betriebliche Praxis fand Petra Mertel, in dem sie die schwierige Aufgabe der Schwerbehindertenvertretung schilderte. Was bedeutet eigentlich Solidarität? "Behinderte und von Behinderung bedrohte Menschen sind im besonderen Maße auf den Schutz und die Solidarität der Gesellschaft angewiesen", hob Mertel hervor. Kritisch hinterfragte sie: "Sind wir im alltäglichen Leben wirklich solidarisch gegenüber Menschen mit Behinderung? Oder ist es nur Mitleid und von Vorurteilen geprägt?" Es sollte jeden klar sein, dass jeder schon morgen selbst schwerbehindert sein kann, sei es durch Krankheit oder Unfall. Vor Schwerbehinderung sei niemand geschützt. Die Worte von Petra Mertel gingen unter die Haut. "Niemand mit Behinderung möchte anders angesehen werden als Andere, deshalb sollte jeden einzelnen klar sein, nur wer den Mensch sieht und nicht seine Behinderung in den Vordergrund stellt, handelt solidarisch!"
Unter dem Stichwort "Gerechtigkeit" beleuchtete Mathias Eckardt bestehende Gerechtigkeitslücken. Er führte als Fakt an, dass die Beschäftigung auf Höchststand sei, aber Leiharbeit und Niedriglöhne und Werkverträge explodierten. Während die oberen zehn Prozent der Bevölkerung ein sattes Einkommensplus verzeichneten, ist die Kaufkraft der Unteren um circa 30 Prozent gesunken: "Das Netto-Geldvermögen beläuft sich in Deutschland auf fünf Billionen Euro, davon besitzen die Reichsten (etwa zehn Prozent der Bevölkerung), mehr als die Hälfte davon. Wenn heute immer mehr Menschen in einem Vollzeitjob schuften und trotzdem kaum über die Runden kommen, wenn 7,5 Millionen nur befristet beschäftigt und nochmal so viele sich vom Minijob zum nächsten hangeln, dann ist etwas aus den Fugen geraten und das ist die Gerechtigkeit", legte Eckardt die Finger in die Wunden. 16 Prozent der Bevölkerung lebten unter der Armutsgrenze und jedes fünfte Kind wachse in Armut auf: "Deshalb ist und bleibt die Aufgabe der Gewerkschaften für Gerechtigkeit, Solidarität, Gute Arbeit und eine demokratische Gesellschaft einzutreten", legte Eckardt den Kollegen nahe.

Betriebsseelsorger Eckhard Schneider zeigte sich stolz auf die Betriebsräte die in ehrenamtlicher Funktion ihren Kopf hinhalten, dafür, dass es Arbeitskollegen besser geht. Allerdings sind 26 Prozent aller Betriebsräte nur gewerkschaftlich organisiert, das gebe zu denken und sei auf Dauer nicht haltbar: "Gerade Betriebsräte sind eine Prüfschnur für Solidarität", meinte Schneider.
In seinem Schlusswort fasste Kreisvorsitzender Schmitt zusammen, der DGB und die Mitgliedsgewerkschaften hätten viel erreicht: "Das Rentenniveau wird stabilisiert und die Tariflöhne sind 2017 für mehr als 19 Millionen Beschäftigte um 2,4 Prozent gestiegen. Weitere große Aufgabe wird es bleiben, dass alle Rentnergenerationen einen Anteil haben am gesamtgesellschaftlichen Wachstum und Wohlstand."
Landrat Klaus Löffler zollte Respekt und Anerkennung den Männern und Frauen in den Betriebsräten, die sich für Gerechtigkeit und Solidarität ehrenamtlich einsetzten. Dabei sollte trotz allen technischen Fortschritts und Einsatz von Robotern der Mensch in den Betrieben im Mittelpunkt bleiben: "Die Zukunft kann in Gemeinschaft mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern geschafft werden. Seid mutig, forderte der Landrat, und nehmt eure Zukunft gemeinsam in die Hand, schließlich sitzen alle in einem Boot", mahnte er zur Gemeinsamkeit. Kronachs 2. Bürgermeisterin Angela Hofmann entbot die Grüße der Stadt Kronach und von Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein. Sie verwies auf Beispiele der Vielfalt und Solidarität in der Lucas-Cranach-Stadt und verwies auf Aktionen für alleinerziehende Mütter ebenso wie für Senioren die in der fairen Stadt integriert werden.