Wo vor Kurzem noch Sprachen unterrichtet oder Computer-Tipps gegeben wurden, herrscht jetzt gähnende Leere. Keine Menschen, keine Möbel, nur nackte Wände im Gebäude der Kronacher Volkshochschule. Doch wer schön sein will, muss bekanntlich leiden - das gilt auch für ein Schulhaus. Rund 7,23 Millionen Euro soll die Generalsanierung samt modernem Anbau bei rund fünf Millionen Euro Fördermitteln kosten. Inzwischen nehmen die Bauarbeiten Fahrt auf. Und sie brachten zwei Überraschungen ans Tageslicht.

"Im Altbau sind wir bei der Entkernung und den Abbrucharbeiten", berichtet Architekt Georg Schönmüller vom Stand der Bauarbeiten. "Das Ziel ist es, den Bau winterdicht zu machen - was sportlich ist", fügt Kreiskämmerer Günther Daum an. Dadurch soll es ermöglicht werden, in der kalten Jahreszeit die Installationsarbeiten weiterzuführen.


Aushub wird vorgenommen

Außen wird jetzt gerade der Aushub für den Neubau vorgenommen. Weil der Keller laut Schönmüller tiefer gegründet wird als der Altbau, gilt es, neue Fundamente anzubringen. Diese unterfangen, also verstärken das bisherige Fundament des Altbaus, um Setzungen zu vermeiden. Große Metallpfeiler zum Gehsteig stützen derweil den Bereich jenseits des Bauzauns ab. "Das nennt man einen Berliner Verbau", erklärt der Architekt.

So spannend die Bauarbeiten selbst sind, hat sich ein beinahe noch interessanterer Aspekt abseits der Bagger ergeben. Die Innenräume haben zwei Geheimnisse preisgegeben.


Fenster zugemauert

Mehrere Fensteröffnungen waren in der Vergangenheit zugemauert worden. Beim Öffnen des Mauerwerks wurden dahinter nun 24 alte Fenster gefunden. "Die Fenster und die Begleitung (das umgebende Gebälk, Anm. d. Red.) sind noch im Originalzustand", erklärt Schönmüller. "Die Jahreszahl der Fenster wissen wir leider nicht, aber sie sind wirklich historisch." Sie sollen nun fachgerecht ausgebaut werden und, wenn möglich, später exemplarisch einige wieder in restauriertem Zustand eingesetzt werden - als Beispiel für die damalige Handwerkskunst. "Die Säulen bei den Fenstern sind auch etwas Historisches und bleiben erhalten", versichert Schönmüller.


Mit Zeitungen "gepflastert"

Für die zweite Überraschung muss der Blick von den Wänden zum Fußboden gesenkt werden. Beim Begehen einiger Zimmer ist Vorsicht geboten. Überall spießen Nägel aus dem Boden. Doch dieses vermeintliche Fakir-Bett ist gar nicht der spannendste Hingucker. Der wartete auf die Arbeiter unter dem Parkett, das die Metallstifte einst befestigt hatten. Auf den ursprünglichen Dielen des Fußbodens fanden sich nämlich an manchen Stellen die Überbleibsel von Zeitungen. Sie hatten sich regelrecht ans Holz angepresst.

"Man hat die Zeitungen wohl als Trennschicht für den neuen Parkett-Fußboden auf die Dielen gelegt", nimmt der Architekt an und verweist auf das Alter der Blätter. Ein Exemplar, das noch halbwegs leserlich ist, hat als Erscheinungsdatum den 20. August 1896 vermerkt. Später seien weitere Fußboden-Lagen darauf geschichtet worden. Ablösen lassen sich die stark ausgebleichten Papierschichten heute allerdings nicht mehr.