"Erkrankung, Arbeitslosigkeit, kleine Rente. Diese Spirale der Armut kennen wir nur zu gut", sagt Anja Schmidt, Kronacher Kreisgeschäftsführerin des Sozialverbandes VdK. "Armut hat auch im Kreis Kronach viele Gesichter."
Generell zähle der Kreis Kronach zu den schwierigeren in Oberfranken. Zwar hätten sich die Arbeitslosenzahlen in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Allerdings liege das Lohnniveau in Kronach im Schnitt nicht so hoch wie etwa in Bamberg oder Coburg. "Gerade für Ältere bleibt oft nur die Perspektive Leiharbeiter", sagt Schmidt. "Und die Menschen ackern sich in der Hoffnung auf eine Festanstellung nicht selten so sehr auf, dass sie nach einigen Jahren physisch und psychisch am Ende sind und in die Frühverrentung rutschen."
Laut dem neuesten VdK-Sozialbericht waren 2016 im Landkreis Kronach 471 Personen Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei dauerhafter Erwerbsminderung - 227 Männer und 244 Frauen. Hinzu kommen noch die Hartz IV-Empfänger, die gesundheitlich arbeiten könnten.
Einen Sonderfall stellen die Erwerbsminderungsrentner dar. Dies sind Menschen, die bereits vor ihrem Renteneintritt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können, vorher aber eingezahlt haben. Die Rente berechnet sich aus den eingezahlten Beiträgen zum Zeitpunkt des Beginn der Arbeitsunfähigkeit. Diese werden bis zum 62. Lebensjahr hoch gerechnet. Vom Endbetrag wird allerdings ein Abschlag von 10,8 Prozent abgezogen, der für immer bleibt - auch, sobald das Rentenalter einmal erreicht ist. "Die Menschen werden für eine Krankheit oder einen Unfall noch bestraft", findet Anja Schmidt.
Überhaupt ist Krankheit der typische Weg in die Armut. "Zuzahlungen und Kosten für die Fahrten zum Arzt kommen dann dazu", weiß Schmidt, deren Sozialverband deutschlandweit 1,8 Millionen Mitglieder hat. Der bayerische ist der stärkste Landesverband mit 660000 Mitgliedern.
Ein weiterer wichtiger Armutsfaktor sind im Landkreis Kronach die Kosten für Mobilität. "Das Geld, das man in größeren Städten für teure Mieten ausgibt, bleibt hier auf der Straße." Schmidt plädiert für ein Rufbus-System für Ältere, die zum Arzt müssen, und für Alleinerziehende, die ihre Kinder in die Kita bringen müssen. Außerdem müsste auch die Ärzteversorgung flächendeckend sichergestellt werden. Schmidt: "Viele Hausärzte gehen in den Ruhestand. Und weitere Fahrten sind ein zusätzlicher Kostenfaktor."
Weiterhin ist im Kreis auch die Frauenarmut ein großes Thema. "In ländlichen Regionen ist die Quote derer, die ihr Arbeitsleben für Kinderbetreuung oder Pflege der Eltern oder Schwiegereltern unterbrechen, noch höher als in der Stadt."
Ein großes Problem im Kreis sind die niedrigen Renten. "Gerade nach dem Aus von Loewe haben viele den Job verloren und danach nicht mehr so gut datierte Verträge gefunden", sagt Schmidt. Diese Entwicklung spiegele sich einige Jahre in den Renten wider. Die durchschnittliche Höhe der Altersrente betrug im Kreis Kronach 2015 1047 Euro für Männer und 640 Euro für Frauen. Oberfrankenweit liegt der Kreis damit im hinteren Mittelfeld.
Um die Armutssituation im Kreis zu verbessern gab es im Mai 2017 ein vom "Koordinierungszentrum bürgerschaftliches Engagement in Kronach" organisiertes Plenum, an dem VdK, Diakonie, Caritas, Jobcenter und Landratsamt teilnahmen. Die Idee, einen Arbeitskreis Armut aufzubauen, wurde bislang aber noch nicht umgesetzt.
Eine Erwerbsminderungsrentnerin klagt an: Zum infrankenPlus-Artikel über eine 62-jährige Kleintettauerin, die sich wegen ihrer finanziellen Situation an die Politik wendet, und den Antworten auf ihre Briefe, geht es hier.
Weitere infranken-Artikel zu dem Thema: "Wenn die Rente nicht zum Leben reicht" (29.4.2016) / "Beratungsstellen nutzen" (6.3.2017) / "Mit Cappuccino gegen Altersarmut"(12.9.2017)
Generell zähle der Kreis Kronach zu den schwierigeren in Oberfranken. Zwar hätten sich die Arbeitslosenzahlen in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Allerdings liege das Lohnniveau in Kronach im Schnitt nicht so hoch wie etwa in Bamberg oder Coburg. "Gerade für Ältere bleibt oft nur die Perspektive Leiharbeiter", sagt Schmidt. "Und die Menschen ackern sich in der Hoffnung auf eine Festanstellung nicht selten so sehr auf, dass sie nach einigen Jahren physisch und psychisch am Ende sind und in die Frühverrentung rutschen."
471 Personen mit Grundsicherung
Laut dem neuesten VdK-Sozialbericht waren 2016 im Landkreis Kronach 471 Personen Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei dauerhafter Erwerbsminderung - 227 Männer und 244 Frauen. Hinzu kommen noch die Hartz IV-Empfänger, die gesundheitlich arbeiten könnten. Einen Sonderfall stellen die Erwerbsminderungsrentner dar. Dies sind Menschen, die bereits vor ihrem Renteneintritt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können, vorher aber eingezahlt haben. Die Rente berechnet sich aus den eingezahlten Beiträgen zum Zeitpunkt des Beginn der Arbeitsunfähigkeit. Diese werden bis zum 62. Lebensjahr hoch gerechnet. Vom Endbetrag wird allerdings ein Abschlag von 10,8 Prozent abgezogen, der für immer bleibt - auch, sobald das Rentenalter einmal erreicht ist. "Die Menschen werden für eine Krankheit oder einen Unfall noch bestraft", findet Anja Schmidt.
Überhaupt ist Krankheit der typische Weg in die Armut. "Zuzahlungen und Kosten für die Fahrten zum Arzt kommen dann dazu", weiß Schmidt, deren Sozialverband deutschlandweit 1,8 Millionen Mitglieder hat. Der bayerische ist der stärkste Landesverband mit 660000 Mitgliedern.
Große Entfernungen als Armutsfaktor
Ein weiterer wichtiger Armutsfaktor sind im Landkreis Kronach die Kosten für Mobilität. "Das Geld, das man in größeren Städten für teure Mieten ausgibt, bleibt hier auf der Straße." Schmidt plädiert für ein Rufbus-System für Ältere, die zum Arzt müssen, und für Alleinerziehende, die ihre Kinder in die Kita bringen müssen. Außerdem müsste auch die Ärzteversorgung flächendeckend sichergestellt werden. Schmidt: "Viele Hausärzte gehen in den Ruhestand. Und weitere Fahrten sind ein zusätzlicher Kostenfaktor." Weiterhin ist im Kreis auch die Frauenarmut ein großes Thema. "In ländlichen Regionen ist die Quote derer, die ihr Arbeitsleben für Kinderbetreuung oder Pflege der Eltern oder Schwiegereltern unterbrechen, noch höher als in der Stadt."
Niedriges Rentenniveau
Ein großes Problem im Kreis sind die niedrigen Renten. "Gerade nach dem Aus von Loewe haben viele den Job verloren und danach nicht mehr so gut datierte Verträge gefunden", sagt Schmidt. Diese Entwicklung spiegele sich einige Jahre in den Renten wider. Die durchschnittliche Höhe der Altersrente betrug im Kreis Kronach 2015 1047 Euro für Männer und 640 Euro für Frauen. Oberfrankenweit liegt der Kreis damit im hinteren Mittelfeld.
Um die Armutssituation im Kreis zu verbessern gab es im Mai 2017 ein vom "Koordinierungszentrum bürgerschaftliches Engagement in Kronach" organisiertes Plenum, an dem VdK, Diakonie, Caritas, Jobcenter und Landratsamt teilnahmen. Die Idee, einen Arbeitskreis Armut aufzubauen, wurde bislang aber noch nicht umgesetzt.
Eine Erwerbsminderungsrentnerin klagt an: Zum infrankenPlus-Artikel über eine 62-jährige Kleintettauerin, die sich wegen ihrer finanziellen Situation an die Politik wendet, und den Antworten auf ihre Briefe, geht es hier.
Weitere infranken-Artikel zu dem Thema: "Wenn die Rente nicht zum Leben reicht" (29.4.2016) / "Beratungsstellen nutzen" (6.3.2017) / "Mit Cappuccino gegen Altersarmut"(12.9.2017)