Die neuen Sandalen sind festgeschnallt, der Tropenhelm sitzt und die Eltern werden kleinen Schrittes eifrig hoch zur Freilichtbühne gezogen. Oben angekommen stolziert der Nachwuchs auch schon vorfreudig durch den Einlassbereich der Rosenberg-Festspiele, das Tor zum Dschungel am Sonntagnachmittag. Welche Tiere werden wohl zu sehen sein? Schnell füllen sich die Ränge der beiden Tribünen. Über 600 Karten sind verkauft, fast jeder Platz ist besetzt. Die Affenhitze nehmen die gespannten Theaterneulinge gelassen hin, denn das gehört schließlich zu einer Theatersafari mitten im Dschungel. Nach knapp einer Stunde und einem kräftigen Schlussapplaus, bei dem die Schauspieler abschließend durch die jubelnden Reihen hüpften, steht fest: Jung und Alt sind nach der Premiere im Dschungelfieber.
Nachdem bereits 2000 Kinder die Voraufführungen des Disney-Klassikers begeistert stürmten, stand am Sonntagnachmittag nun die offizielle Premiere auf dem Programm. Regisseur Axel Weidemann zeigte seine eigene Fassung von "Das Dschungelbuch", nach der Erzählung von Rudyard Kipling, die er zusammen mit seiner Kollegin Kim Langner geschrieben hatte. "Wir verwandeln hier gleich die Wiese in einen Dschungel. Wir nennen das Stück eine Theatersafari mit Musik für Abenteurer ab fünf Jahren", eröffnete Weidemann die Premiere.
Das Kinderstück entpuppte sich als echter Volltreffer. Die Kinder verfolgten aufmerksam und interessiert das bunte Geschehen auf der Bühne, lachten, klatschten und wurden selbst zum Teil des Stückes. Sie halfen Mogli (Tom Ohnerast) und seinen Freunden mit Zurufen aus der Patsche und lernten wie ein echter Bär zu brüllen. Die Kinder konnten hautnah miterleben, wie der aufgeweckte Mogli zusammen mit seinen Wolfsgeschwistern Wolftraud (Ida Engelhardt) und Wolfgang (Paul Steinke) aufwächst und später die Dschungelschule des klugen Panthers Baghira (Andreas Gräbe) besucht. Schnell lernten sie auch den bösen Tiger Shir Khan (Harald Pilar von Pilchau) fürchten, der es auf den kleinen Mogli abgesehen hatte und das Rätsel der roten brennenden Blume entfacht. Zusammen mit dem sorglosen Bär Balu (Klaus Meile) und dem hilfsbereiten Baghira durchlebt Mogli ein aufregendes Abenteuer. Er muss Schutz in einer Menschensiedlung suchen, sich durch den Dschungel kämpfen und lernen, erwachsen zu werden. Dabei begegnet er der hinterlistigen Schlange Kaa (Harald Pilar von Pilchau), der Papageiendame Erikaa (Laura Sophie Helbig), einer lustigen Elefantenfamilie sowie ausgeflippten Punk-Affen.
Die vielen verschiedenen Tiere begeisterten mit menschlichen Zügen und vermittelten die Geschichte kinderleicht und unterhaltsam. Dabei gab es nicht nur für die Kleinen etwas zu lachen, sondern auch die Erwachsenen verfolgten amüsiert die lustige und zugleich lehrreiche Geschichte des Menschenjungen Mogli.
Insgesamt verwandelten sieben Schauspieler in 16 verschiedenen Rollen die Bühne in ein tierisches Dschungelbuch. Besonders erfrischend wirkten die neuen Figuren, die Axel Weidemann in die Geschichte integrierte. So kamen also auch eine Lachhyäne namens Larius, die Papageiendame Erikaa und die Wölfe Wolftraud und Wolfgang ins Spiel. Alles in allem eine herausragende Leistung aller Schauspieler, die die Festungsbühne in einen Dschungel verwandelten und in den einzelnen Charakteren aufblühten.


Musik als letzter Schliff

Die Musikauswahl gab dem Kinderstück den letzten Schliff. Bekannte Lieder wurden in einen neuen Zusammenhang gesetzt und die Texte in die spaßige Szenerie eingebettet. So trudelten Elefanten mit Tropenhelm und Uniform singend über die Bühne, während ihr Rüssel im Takt zu "Pausenlos, Tag und Nacht, wird der Dschungel überwacht" wackelte, und Bär Balu tanzte sich mit "Probier's mal mit Gemütlichkeit" in die Kinderherzen. Nicht zuletzt sorgte der Affenkönig mit dem Dab-Dance für Coolness.