Ein Jahr ist die Hiobsbotschaft her: Nach der Übernahme des fränkischen Automobilzulieferers Dr. Schneider durch die indische Samvardhana-Motherson-Gruppe sollen dort mehrere hundert Stellen gestrichen werden - 200 im oberfränkischen Neuses, genauso viele im thüringischen Judenbach. Für letzteren Standort bedeutete die Entscheidung das Aus. Nun kündigt Andreas Heuser, Mothersons Gesamtverantwortlicher für Europa, einen weiteren Stellenabbau im fränkischen Neuses an.

"Es ist unvermeidlich, dass wir uns von 150 Mitarbeitern trennen müssen", erklärt Heuser im Gespräch mit inFranken.de. Die Gründe dafür seien vielseitig. Einerseits seien die Umsätze im Werk Neuses deutlich zurückgegangen, die Automobilkrise auch hier deutlich spürbar. Andererseits sei man immer noch mit der Integration der ehemaligen Firma Dr. Schneider in die Gesamtorganisation beschäftigt - durch Synergien entfielen auch hier einige Arbeitsplätze in Vertrieb und Einkauf.

"Traurige Erkenntnis": 150 Kündigungen bei Motherson in Kronach-Neuses geplant

War der Stellenabbau also absehbar? "Wenn es ausgesprochen wird, ist es für alle eine Überraschung und eine traurige Erkenntnis", sagt Heuser. Er persönlich glaube jedoch, dass viele Mitarbeiter entsprechendes geahnt haben könnten. "Mir und uns allen ist bewusst, dass das keine schöne Situation ist. Sie ist unangenehm für die Betroffenen und für uns", betont er. Zu lange warten dürfe man mit entsprechenden Maßnahmen jedoch nicht. Schließlich sei es Aufgabe der Firma, "die große Mehrheit der Arbeitsplätze zu retten".

Bei den Stellenstreichungen geht es laut Heuser nicht um Gewinnoptimierung, "sondern darum, den ehemaligen Dr. Schneider wieder so aufzustellen, dass sie profitabel anbieten können", betont er. Schließlich konkurriere man direkt mit Wettbewerbern aus dem östlichen Europa. "Wir müssen aber auch klar sehen, dass wir mit der Akquisition und der Entwicklung zufrieden sind", ordnet Heuser ein. 

Besonders die Auslandsstandorte würden sich demnach sehr gut entwickeln. Dort werde auch weiterhin viel investiert - nach der Schließung des Werks in Thüringen etwa in eine ähnliche Lackieranlage in Polen. Natürlich versuche man für die Mitarbeiter, die in Deutschland von den Stellenstreichungen betroffen sind, nichtsdestotrotz gute Lösungen zu finden.

Stellenabbau soll in den nächsten 18 Monaten umgesetzt werden

Schon am Mittwoch (14. Mai 2025) sollen die ersten Gespräche zum Stellenabbau mit dem Betriebsrat geführt werden. "Die 150 Stellen sind wahrscheinlich betriebsbedingte Kündigungen, die wir nicht vermeiden können", macht Heuser deutlich. Abgebaut werden sollen die Arbeitsplätze sowohl in der Produktion als auch in der Administration in Neuses. Das solle in den nächsten 18 Monaten und zudem möglichst sozialverträglich ablaufen. Weitere Nachrichten aus Kronach und Umgebung gibt es in unserem Lokalressort.