Alte Gebäude haben es oft in sich. Bei Sanierungen oder Abrissarbeiten tritt so manche Herausforderung zu Tage. Solchen Schwierigkeiten sahen sich die Verantwortlichen auch in Wallenfels gegenübergestellt. Um den Marktplatz von zwei "Altlasten" zu befreien, den Blick Richtung Kirche zu öffnen und den Stadtkern somit ein Stück lebenswerter zu gestalten, müssen Arbeiter und Planer Fingerspitzengefühl walten lassen.
"Das Gebäude in der Frankenwaldstraße 1 ist inzwischen abgebrochen. Es war schon ziemlich baufällig", erklärt Gottfried Jagusch-Pezolt. Er hat die Bauleitung seitens des Architekturbüros Schöttner inne. Ein solcher Zustand sei bei einem Abriss natürlich nichts Besonderes räumt er ein. Doch bei diesem viergeschossigen Haus sah es anders aus.

Zwei der Stockwerke waren Kellergeschosse mit einer - ebenfalls maroden - Sandsteinmauer zur Straße hin. "Diese Grundmauern des Gebäudes sind zugleich auch die Stützmauern der Straße", erklärt Geschäftsführer Andreas Simon, dessen Firma den Abriss durchführt. Um die Stabilität der Straße zu gewährleisten, musste das Gemäuer daher versteift werden. Erschwert wurden diese Arbeiten durch die beengten Verhältnisse vor Ort. Um flexibel vorgehen zu können und Gewichtsbelastungen zu vermeiden, wurde von Simon daher auf kleinere Fahrzeuge als üblich zurückgegriffen. Unter anderem kam ein Schreitbagger zum Einsatz, der verstellbare Füße hat. "Wie bei einer Spinne", erzählt der Geschäftsführer.


Felsenkeller sind Problem

Ein weiterer Haken an diesem Abriss: Es gibt große Felsenkeller, die geschlossen werden müssen. Auch hierbei geht es um eine Sicherung der Straße. Diese Keller reichen zwölf bis 15 Meter tief und gehen in den Hang hinein. 1980 habe es bereits ein Abrutschen der stark abschüssigen Frankenwaldstraße gegeben, erinnert sich Jagusch-Pezolt. So etwas dürfe nicht wieder passieren.

Inzwischen ist das Gebäude abgerissen. Mit Drainagen und Verfüllungen aus Spezialbeton, einem so genannten Schaumbeton, werden die Felsenkeller noch gesichert.


Weiterer Abriss am Marktplatz

Derweil laufen auch die Arbeiten am Gebäude am Marktplatz 6 an. Wie Jagusch-Pezolt erklärt, mussten dort zunächst Asbestplatten demontiert und fachgerecht entsorgt werden. Dadurch verhinderte man deren Brechen beim Abriss, was die Asbestfasern in die Luft freigesetzt hätte. Nächste Woche soll auch dieser Abriss abgeschlossen werden. Dann hofft Jagusch-Pezolt, dass mit der folgenden Neugestaltung dieses Bereichs das Ziel der Planer und der Stadt erreicht wird: "Wir wollen etwas schaffen, das für die Bevölkerung Sinn macht!"

Dem kann Bürgermeister Jens Korn (CSU) nur beipflichten. "Der Abriss öffnet den Platz", ist er überzeugt vom "Auftakt zur Neugestaltung des Marktplatzes". Für die Entwicklung des Ortskerns sei diese, nur dank der guten Förderung über die Nordostbayern-Initiative umsetzbare Maßnahme, ein Riesenschritt. "Es ist spannend - auch für mich - wie die Leute reagieren werden", sagt Korn. Schließlich verschwinde etwas Gewohntes aus dem Stadtbild. Andererseits sei es vielen Bürgern ein Anliegen gewesen, dass beide Gebäude verschwinden - und Wallenfels wieder eine schmucke Ortsmitte bekommt.