Die Jungen und Mädchen hatten dafür an mindestens fünf beziehungsweise acht Vorlesungen der Kronacher Kinder-Uni teilgenommen. Auf einem Bein stehen, mit der rechten Hand eine große 6 in die Luft schreiben und dabei gleichzeitig das andere Bein nach links kreisen lassen. Was sich so einfach anhört, mag einfach bei den Schülern nicht funktionieren, so sehr sie sich auch anstrengen: Entweder man schreibt die 6 falsch herum oder das rechte Bein kreist in die andere Richtung! Kinder-Uni in Kronach bedeutet eben nicht: Einer erzählt etwas und alle anderen hören zu.
Stattdessen war auch heuer wieder mitmachen angesagt - wie bei dieser Koordinationsübung, die Stefan Voll seinen jungen Studierenden auftrug. Der Sportdidaktiker von der Hochschule Coburg verstand es - ebenso wie auch zuvor Michael Wick von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, die Jungen und Mädchen im Alter von acht bis zwölf Jahren in ihre spannenden Vorträge einzubeziehen. Deutlich merkte man ihren anschaulichen - altersgerecht vermittelten - Ausführungen an, wie viel Zeit und Mühe die beiden Professoren in diese investiert hatten. Die Mühen sollten sich lohnen: Mit 117 angemeldeten Teilnehmern, davon die Hälfte Neuzugänge, aus dem ganzen Landkreis und auch aus Nachbarlandkreisen gelangte man heuer nahezu an die Kapazitätsgrenze. "Viel mehr geht nicht", zeigten sich die Hauptorganisatorinnen Anna Schmieschek und Eva-Maria Wittmann begeistert vom Zuspruch des Wintersemesters 2017/18, das wieder auf dem "Campus" der Lucas-Cranach-Grundschule stattfand.
Im ersten Vortrag nahm Diplom-Physiker Michael Wick in der zum Hörsaal umfunktionierten Aula sein wissbegieriges Publikum mit in die fantastische Welt der Tieraugen. Tiere verfügten über perfekt angepasste "Superaugen". Bei Pferden sitzen diese beispielsweise seitlich am Kopf. Dies ermöglicht ihnen einen "Rundumblick" gleichzeitig nach links, rechts und hinten, wodurch sie von hinten angreifende Feinde frühzeitig erkennen können. Katzenaugen haben weitere "Extras": Die Pupillen können sich extrem stark erweitern. So gelangt bei Dämmerung noch genug Licht auf die Netzhaut und sie können viel besser sehen als Menschen. Dies gilt unter anderem auch für Krokodile. Viele Krokodil-Arten können zudem ihre Augen in ihren Augenhöhlen versenken, um keine Angriffsfläche zu bieten. Auch Eulen können Tag und Nacht sehen. Damit sie bei wenig Licht noch Beute jagen können, sind ihre Augen extrem lichtempfindlich und riesengroß. Greifvögel können ihre Beute aus Hunderten Metern orten. Daher bescheinigt man Menschen, die besonders gut sehen können, einen "Adlerblick" oder "Adleraugen". "Sport, die schönste Hauptsache der Welt". In der zweiten Vorlesung erklärte Stefan Voll den staunenden Kindern, warum Sport alles andere als eine Nebensache sei. Die vielen wichtigen Funktionen des Sports belegten wissenschaftliche Studien. Hirnforscher vertreten, so der Professor, gar die Auffassung, dass Kunst und Sport die wichtigsten Schulfächer seien. "Ein fitter Körper ist leistungsfähiger, stressresistenter und widerstandsfähiger gegenüber Großbelastungen", verdeutlichte er. Leider bewegten sich die Menschen heute im Alltag immer weniger und säßen immer mehr: Schulkinder beispielsweise an jedem Schultag 9,5 Stunden; alles andere als gesundheitsförderlich! Warum Sport den Menschen so gut tut, zeigte er an einigen anschaulichen Beispielen auf. Dabei war immer wieder bei verschiedenen Bewegungs- und Koordinationsübungen mitmachen angesagt. Auch das Messen ihres Pulses lernten die Kinder. "Je ausdauernder und fitter ein Mensch ist, desto geringer ist seine Herzfrequenz", erläuterte der Professor. Für beide Vorträge gab es viel Applaus.
22 neue Bachelors und Masters Im Anschluss an die Vorträge durften besonders tüchtige Nachwuchs-Studierende den Lohn für ihren Fleiß entgegennehmen. Stellvertretender Landrat Bernd Steger überreichte ihnen zusammen mit Daniela Thüroff, Vorstandsmitglied von "Kronach Creativ", ihre Bachelor- oder sogar Master-Urkunden. In seiner "Fest-Ansprache" dankte Steger allen Akteuren der Kinder-Uni - dem Team wie ebenso allen Teilnehmern. Veranstaltet wurde diese nunmehr zum sechsten Mal erneut vom Bündnis Familienfreudiger Landkreis Kronach und Kronach Creativ mit Unterstützung durch das Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement. Gemeinsam sorgten diese dafür, dass Bildung in Kronach gelebt werde, würdigte Steger. "Die Kinder-Uni verbindet zentrale Ansatzpunkte von Kronach Creativ", verdeutlichte Thüroff. Hierzu zählten Familienfreudigkeit, bürgerschaftliches Engagement, die Werbung zukünftiger Fachkräfte wie auch die Attraktivitätssteigerung von Kronach. Mit dem Projekt habe man eine große Strahlkraft erreicht; nahmen doch an den insgesamt elf Vorlesungen bislang mehr als 1000 "Studierende" aus dem Landkreis Kronach, aber auch aus Lichtenfels und Kulmbach teil. Die Dozenten kamen aus allen vier oberfränkischen Hochschulstandorten und auch aus Thüringen. Heuer erhielten 15 Nachwuchs-Studierende für mindestens fünf besuchte Vorlesungen ihre Bachelor-Urkunde, während sich sieben sogar über ihre Master-Auszeichnung freuen durften. Nach zehn Vorlesungen lockt der Doktor-Status. Die nächste Chance hierfür gibt es im Herbst, wenn die Kinder-Uni in ihre siebte Runde geht.